Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)
konnte keinen anderen geben. Und ich war stinksauer, dass ich nicht selbst darauf gekommen war.
»Du Rabenaas«, sagte ich leise.
»Bitte sehr«, antwortete er. Ein stolzes Grinsen hob seine Mundwinkel, als wir uns einander zuwandten und uns voller Vertrauen ansahen. War es die Verbundenheit von Freunden? Von Liebenden? Ich wusste es nicht. So etwas hatte ich noch nie gespürt. Noch nicht einmal mit Andrew.
Sein albernes Grinsen war ansteckend. Wir sahen uns immer noch an.
»Wie heißt du wirklich?«, fragte ich ihn.
Er zögerte.
»David.«
»David wie?«
»David Santino.«
Er war Italiener.
»Hm«, sagte ich.
Dann gingen wir zu dem nächsten Bild.
In den Weihnachtsferien war Devin sehr beschäftigt, oft hatte er zwei oder drei Termine am selben Tag – am Nachmittag eine Weihnachtsfeier im Büro, am frühen Abend eine Cocktailparty und später Theater oder Ballett. In der Woche vor Weihnachten rief er mich eines Nachts um zwei Uhr morgens an.
»Wenn ich den beschissenen
Nussknacker
noch ein einziges Mal sehen muss, dann kriege ich einen Anfall!« Er hatte noch nicht einmal Hallo gesagt.
»Es hätte noch schlimmer kommen können«, sagte ich verschlafen. »Mit dem
Großartigen Weihnachtsspektakel
in der Radio City zum Beispiel. Da gibt es richtige Kamele, die sich auf derBühne erleichtern, glücklicherweise
nachdem
die Rockettes ihre Soldatennummer getanzt haben. Oder vielleicht auch unglücklicherweise, wenn du kein Fan von ihnen bist.«
Er lachte. »Du schaffst es immer, dass es mir irgendwie besser geht.«
»Gut. Und jetzt schlafe ich noch ein bisschen weiter.«
Mein Terminkalender war auch nicht gerade leer. Ich ging zu einer Party nach der anderen, machte meine Weihnachtseinkäufe, sah mir mit Maggie und Jayce eine Show an und traf mich sogar mit einem Typen, den ich in Port Washington auf einer Cocktailparty für Leiter von Schreibprogrammen – ausgerichtet vom Westford-Langley-Verlag – getroffen hatte. Carol hatte mich ihm vorgestellt. Er kam mir okay vor. Nett. Freundlich. Grau melierte Haare. Braune Augen. Etwas moppelig. Sein Name war Bob.
Am nächsten Abend gingen wir zusammen in die
Cheesecake Factory
in Garden City. Das war seine Wahl.
Bob war Leiter des Schreibprogramms am Long Island Community College. Auf seiner Krawatte prangten Weihnachtsmänner, und er beichtete mir, dass er die passenden Boxershorts dazu trug. Bob trank Bacardi mit Zitrone und fragte mich, ob ich eine Freundin von Bill W. sei, dem Mitbegründer der Anonymen Alkoholiker, als ich ihm erklärte, dass ich keinen Alkohol trank. Vor dem Essen bestellte er zwei Bacardi und danach einen Brandy. Er hatte in Literaturwissenschaft promoviert und hatte die Literatur wieder auf den Lehrplan am LICC gesetzt. »Sonst nehmen die doch nie wieder ein Buch in die Hand«, meinte er. »Was unterrichten Sie denn in Brooklyn?«
»Wir haben einen eher gemischten Ansatz, mit dem Schwerpunkt auf Rhetorik. Die Studenten sollen für sich selbst und für andere schreiben und das in einem Portfolio dokumentieren.«
Bob schüttelte den Kopf und trank den Brandy aus. »Portfolios sind viel zu viel Arbeit.«
Ich nickte schmallippig. Dann entschuldigte ich mich, ging zur Toilette und rief Maggie an.
»Hol mich hier raus, aber schnell!«
Als ich zurückkam, studierte Bob gerade die Dessertkarte. »Übrigens, machen wir halbe-halbe?«, fragte er mich.
Mein Handy klingelte. Maggie stellte mir ihren angeblichen Notfall dar: Sie war mit ihrem Auto auf der Verrazano-Brücke liegen geblieben – sie rief mich sogar von der Flatbush Avenue aus an, für den Fall, dass Bob den Verkehr über das Telefon hören konnte. Dennoch sah er mich und mein Handy misstrauisch an.
»Tut mir leid«, sagte ich und griff nach meinem Mantel. »Ich muss gehen. Trotzdem vielen Dank. Frohe Weihnachten.« Zum Glück war ich mit dem Auto gekommen.
»Kein Nachtisch? Ich dachte, Sie lieben Käsekuchen.«
»Wenn man den von
Junior’s
probiert hat, schmecken einem die anderen nicht mehr so richtig.«
Ich ließ Bob mit der Rechnung sitzen, nahm den Kellner beiseite und erklärte ihm, dass er so lange wie möglich mit der Rechnung warten sollte, damit Bob etwas ausnüchtern konnte, bevor er sich ins Auto setzte.
Es war das erste richtige Rendezvous seit meiner Trennung von Andrew und ich brach es ab. Wie traurig.
Devin hatte sich Weihnachten freigenommen, und wir beschenkten uns, bevor wir zu unseren Familien auf der Insel gingen. Ich hatte ein Tagebuch für
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