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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
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Konferenzprogramm, die Wasserflasche und meine Umhängetasche –, während einige Teilnehmer weiter mit den Podiumsrednern diskutierten, was denen gar nicht zu gefallen schien. Dr. Vanzant sah an ihnen vorbei und lächelte mich an. Als ich meinen Kram beisammenhatte, entschuldigte er sich und rief mir hinterher.
    »Dr. Cutrone?«
    »Andrea«, antwortete ich. Er gab mir die Hand und stellte sich informell als Sam vor.
    »Ich hoffe, Sie ärgern sich nicht, dass ich Sie so festgenagelt habe.«
    »Nächstes Mal können Sie den Elektroschocker gleich auf
töten
, statt auf
betäuben
stellen.«
    Er lachte. »Eigentlich wollte ich Ihnen nur auffallen. Außerdem wurden die immer gleichen Fragen gestellt, fanden Sie nicht auch? Also wirklich: ausgerechnet die Schreibformen?«
    Seine Augen waren lebendig und dunkelblau mit langen Wimpern. Wusste er wirklich nicht, dass er mir bereits aufgefallen war?
    »Ich erinnere mich an Sie aus meiner Veranstaltung«, sagte ich.
    »Ich saß ziemlich weit hinten, hinter der Frau mit dem dunkelblauen Hosenanzug.«
    »Tragen hier nicht alle dunkelblaue Hosenanzüge?«
    »Die war ziemlich groß und hatte einen Leberfleck im Nacken, der wie Abe Lincoln aussah.«
    Ich lachte, und wir sahen uns eine ganze Weile an. Ich mochte diesen Typen.
    »Wollen wir irgendwo etwas trinken gehen?«, fragte er mich.
    Ich drehte mich zu Maggie um, die grinsend mit großen Augen in der Tür stand, und nickte, dann sagte ich: »Okay.«
    Die Lounge des Hotels war brechend voll. Unterhaltungen über postmoderne Literaturtheorien, multikulturelle feministische Texte, elektronische Portfolios, Wikis, Blogging und eine hitzige Auseinandersetzung, ob man den Erstsemestern wirklich so viel Literatur zumuten sollte, lagen in der Luft. Die Überheblichkeit der Unterhaltungen war so spürbar wie Smog. Sam, Maggie, Ron (ein Doktorand aus Harvard, den Maggie aus einer Veranstaltung kannte) und ich setzten uns an einen Ecktisch. Ich schaute mich immer noch nach Devin um, aber bald absorbierte Sam meine ganze Aufmerksamkeit. Er machte mir Komplimente – über mein Referat, meinen Stil, mein Aussehen –, und ich freute mich darüber, mal mit jemand anderem als mit Maggie zu sprechen, der nicht nur eine ähnliche Unterrichtsphilosophie, sondern auch ähnliche Werte und einen ähnlichen Sinn für Humor zu haben schien. Er war ein Beatles-Fan wie ich und zeigte in seinen Schreibkursen sogar
Let It Be
.
    Als Sam mir noch ein Ginger Ale von der Bar besorgte, ging ich zur Toilette, zog mir die Lippen nach und puderte mir die Nase. Heute hatte ich mich leger angezogen: eine dunkle Jeans, schwarze Ankleboots aus Leder und einen burgunderfarbener V-Ausschnitt-Angorapullover mit weiten Ärmeln. Die Haare fielen mir inzwischen wieder auf die Schultern. Sam hatte gesagt, es sei erfreulich, jemanden zu sehen, der so locker angezogen war.
    Und warum grinst du so?
    Auf dem Weg durch die Menge rempelte ich mehrere Leute an. Einer von ihnen hielt mich an, bevor ich ihn erkannte.
    »Cutch!«
    Ich sah mich verblüfft um.
    Andrew.
    »Gott, du siehst fantastisch aus«, sagte er und sah mich von Kopf bis Fuß an. In den paar Sekunden war mein Mund staubtrocken geworden.
    »Danke.«
    Er hatte sich einen Bart stehen lassen.
    »Du hast abgenommen.«
    Ich nickte.
    »Eine Diät?«, fragte er.
    »Nein, eine Brustvergrößerung.«
    Er sah ein paar Sekunden auf meine Brust. Er schnallte es nicht.
    »Und wie lief euer Workshop?«, fragte ich.
    »Ganz gut. War auch gut besucht. Und deiner?«
    »Mir ist eine Seite meines Vortrags runtergefallen, aber ich war richtig geistesgegenwärtig.«
    »Tanya hat es nicht geschafft, die PowerPoint-Präsentation zum Laufen zu bringen.«
    »Damit hatte ich nichts zu tun«, platzte ich heraus und merkte, wie ich rot wurde.
    Er hob die Augenbrauen und tat so, als hätte er es überhört.»Bist du mit jemandem hier?«
    »Hm, ja, und ich sollte auch wieder zu ihm gehen.«
    Vielen Dank, lieber Gott, vielen Dank, dass du mich hier mit einem Mann sein lässt!!!
    Wir sahen uns an. Dann brach Andrew das Schweigen.
    »Das Eheleben ist auch kein Zuckerschlecken.«
    Zum Teufel, was soll das denn jetzt heißen?
    »Na ja, du wusstest doch, worauf du dich eingelassen hast«, sagte ich.
    »Irgendwie hatte ich mich auf etwas anderes eingestellt.«
    »Das ist doch kompletter Unsinn, Andrew«, sagte ich und betonte jede einzelne Silbe.
    »Cutch …«
    »Lass das mal mit diesem
Cutch
, zum Teufel«, wies ich ihn zurecht. »Du darfst

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