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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
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hättest auch rangehen können, weißt du.«
    »Heute Abend nicht«, antwortete ich.
    Bald danach fragte er mich: »Hast du deinen Vater vermisst? Ich meine, nachdem er gestorben ist.«
    »Ich kann mich wirklich nicht mehr daran erinnern«, sagte ich. »Wahrscheinlich schon.«
    »Was, wenn ich ihn nicht vermisse? Was sagt das über mich aus?«
    »Du wirst ihn noch vermissen«, sagte ich.
    Ich spürte, wie seine Schultern bebten, und hörte ein unterdrücktes Schluchzen. Ich rutschte an ihn heran und flüsterte: »Es ist in Ordnung«, und mit dieser Erlaubnis brach er zusammen, während ich ihn im Arm hielt. Ich strich ihm über das Haar, so wie er es bei mir getan hatte.
    Bald verebbten seine Tränen, und er begann ruhig und gleichmäßig zu atmen. Er drehte sich um und sah mich an. Er sah unschuldig aus, fast wie ein Kind. Er zögerte kurz, und dann küsste er mich.
    Zuerst war sein Kuss weich und beruhigend und zärtlich. Dann küsste er mich hart. Küsste mich lange und hart und ließ seine Hände unter mein T-Shirt gleiten und streichelte meine Brüste, dann zog er mir das T-Shirt über den Kopf. Er zog mich an sich, und ich schlang die Arme um ihn, zog sein T-Shirt aus, atmete schwer und setzte mich auf ihn. Ich beugte mich zum Nachttisch hinüber und zog eine Packung Kondome aus der Schublade, die ich vor meiner Reise zu Sam gekauft hatte, nur für alle Fälle. Er nahm mich und legte mich zärtlich auf den Rücken und küsste mich wieder, vom Hals bis zu meinen Brüsten.
    »Was willst du?«, flüsterte ich ihm ins Ohr.
    Er hörte auf und sah mich wieder an. »Ich will mit dir schlafen«, sagte er sanft. Es hörte sich bedürftig an.
    Wie lange hatte ich darauf gewartet? Wie oft hatte ich mir vorgestellt, wie es sich
anfühlen
würde? Wie lange hatte ich gewartet und mich verzweifelt nach der
richtigen Zeit
, dem
richtigen Ort
und dem
richtigen Mann
gesehnt? Plötzlich kam mir all die Zeit wie verlorene Jahre vor. Ich hatte versucht, den Moment wie ein Ereignis zu planen, das mit einer Fanfare angekündigt oder wenigstens von Blumen und Kerzen begleitet wäre. Das Datum wollte ich im Kalender ankreuzen und es Jahr für Jahr wieder begehen. Ich hatte immer darauf gewartet, vor meinen Dämonen gerettet zu werden, vor meiner Schande und meiner Unsicherheit. Ich hatte Sex für das Rettungsboot gehalten. War Devin mein Retter? War er der buchstäbliche Märchenprinz? Mit wem schlief ich denn in diesem Moment?
    Er ist zugleich der Künstler und das Kunstwerk. Er sieht die Schönheit, er schafft die Schönheit, und er ist die Schönheit.
    Er ist die Lüge, die uns die Wahrheit begreifen lehrt.
    Und dann wusste ich es: Ich brauchte keine Fanfare, ich musste nicht gerettet werden, ich brauchte den Tag auch nicht rot zu markieren. Ich musste nicht umworben und besungen werden, man musste mich auch nicht mit leuchtenden Augen anstarren. Ich brauchte keine Satinlaken oder Schokoladenküsse. Ich hatte sie nie gebraucht. Vielleicht hatte ich auch Devin nie gebraucht. Zum ersten Mal ließ ich los – ließ all die verlorenen Jahre los. Ließ Andrew und die anderen, mit denen ich kurz zusammen gewesen war, los. Das Urteil meines Vaters, die Eifersucht und Gleichgültigkeit meiner Mutter, die Festung, die meine Brüder gebildet hatten. Ich ließ die Frau los, die all ihre Energie im Vortäuschen verschwendete, die als Andi durchgehen wollte, die schlaue, sexy New Yorkerin, die gut im Bett war, der sich die Männer zu Füßen warfen und die ihre Geheimnisse für sich behielt. In der Nacht hatte ich Sex, alshätte ich schon immer Sex gehabt. Als hätte ich schon immer gewusst, wie es geht. Und vielleicht war es auch so.
    Nachdem Devin zum Höhepunkt gekommen war, legte er den Kopf auf meine Schulter. Wir sagten nichts. Bald danach machten wir es noch einmal. Wir liebten uns die ganze Nacht. Als wir verschlungen in den Schlaf glitten, flüsterte er leise: »Andrea«.
    »Dev«, flüsterte ich seufzend.
    Er küsste meine Wange, kuschelte sich an mich, und wir schliefen tief und fest.

Kapitel fünfundzwanzig

DEVINS/DAVIDS TAGEBUCH
    Ich beobachtete sie den ganzen Tag. Während des Gottesdienstes drehte ich mich einmal um und sah sie ein paar Reihen hinter mir zwischen zwei Leuten hindurch. Sie sah den Priester an, als badete sie in seiner Stimme wie im Sonnenlicht, aber sie muss gemerkt haben, dass ich sie ansah, denn sie lächelte mich plötzlich warm an, und in dem Moment verschwanden die Sitzreihen zwischen uns und sie war

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