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Vorhang auf fuer Allie

Titel: Vorhang auf fuer Allie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot Dagmar Henze Anne Brauner
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bisherigen Leben«, betonte ich. »In unserem alten Haus.«
    Das stimmte natürlich nicht so ganz, wenn man allein an die Ereignisse an diesem Nachmittag im Kunstraum dachte - ihr wisst schon, der Verlust meiner besten Freundin und die Kleinigkeit, dass die Existenz meines Regelbuches vor der versammelten vierten Klasse brutal verraten wurde. Aber ich sah keinerlei Veranlassung, das Onkel Jay bei Eierblumensuppe unter die Nase zu reiben.
    »Jemand, den wir kennen«, fuhr Mom fort, »hat Allie erlaubt, einen gewissen Film zu sehen, in dem ein gewisses Zombie-Anhängsel vorkommt. Seitdem ist ihr die Lust auf ein Leben in einem gewissen viktorianischen Haus vergangen.«
    »Oh«, sagte Onkel Jay.
    »Ja«, sagte Mom. »Vielen herzlichen Dank dafür.«
    »Allie«, sagte Onkel Jay. »Du weißt, dass die diesen Film mit der Zombie-Hand nur erfunden haben, oder?«
    »Pah«, sagte ich.
    »Allie«, sagte Dad. »Sag nicht ›pah‹.«
    »Tschuldigung.«
    »Also, wo liegt denn das Problem?« Onkel Jay gab nicht auf.

    Ich konnte Onkel Jay aber nicht sagen, wo das Problem lag, weil es einfach zu gewaltig war, als dass man es beim Essen hätte regeln können. Außerdem hatte die Kellnerin mittlerweile unser süßsaures Schweinefleisch gebracht. Allerdings konnte ich meines nicht essen. Ich war einfach zu traurig. Ich musste immer daran denken, dass unser schönes Haus jetzt jemand anderem gehörte.
    Und ich musste ständig daran denken, wie sich Brittany und Mary Kay wegen des Regelbuchs über mich lustig gemacht hatten.
    Zu allem anderen musste ich immer daran denken, dass die Schildkröte keine Ahnung hatte, dass sie - oder er, aber sie sah aus wie eine Sie - zu Suppe verarbeitet werden könnte. Jedes Mal wenn ein neuer Gast kam, überlegte ich, ob er wohl derjenige sein würde, der Schildkrötensuppe bestellen würde.
    Irgendwie hatte ich das Gefühl zu wissen, wie es dieser Schildkröte ging. Natürlich würde mich niemand aufessen, noch nicht jedenfalls. Aber wie die Schildkröte hatte ich auch keinen Einfluss darauf, wie mir geschah. Ich meine, diese Schildkröte konnte sich nicht aussuchen, ob sie in einem Kunststoffteich in einem Restaurant leben wollte, wo sie darauf wartete, verspeist zu werden, oder lieber in dem Park auf der anderen Straßenseite, wo es einen echten Teich und andere Schildkröten gab.
    Genau wie ich. Gut, in meiner alten Schule ging es mir zurzeit nicht gerade bestens. Aber sollte ich nicht wenigstens mitreden
können, ob ich in diese neue Schule gehen wollte oder nicht? Es war ungerecht, dass ich überhaupt nichts zu sagen hatte. Genau wie die Schildkröte.
    In dem Moment wusste ich, was ich tun musste. Ich wollte nicht, aber hatte ich überhaupt eine Wahl? Hat man erst mal herausgefunden, was das Richtige ist, muss man es tun, auch wenn man keine Lust dazu hat. Das ist eine Regel.
    Ich sagte: »Entschuldigung«, und unterbrach damit Onkel Jays Bericht über seine neue Freundin Harmony, die er uns allen möglichst bald vorstellen wollte. Sie war nicht nur die Starstudentin in seinem Journalismuskurs, deren Beiträge häufig in der Zeitung gedruckt wurden, sondern konnte auch noch wunderbar kochen und Füße massieren.
    »Ich muss auf die Toilette«, sagte ich.
    »Gut, Liebes«, sagte Mom. »Du weißt ja, wo es ist. Das musst du nicht groß verkünden, geh einfach.«
    Ich legte meine Serviette neben das süßsaure Schweinefleisch, das ich kaum angerührt hatte (es war zwar rötlich, aber eigentlich rosa, sodass ich es hätte essen können), und ging zur Toilette.
    Als ich fertig war und mir die Hände gewaschen hatte, öffnete ich die Tür einen Spaltbreit und lugte hinaus. Die Damentoilette lag gegenüber dem Teich, der wiederum gegenüber dem Eingangsbereich lag. Ich beobachtete, wie neue Gäste kamen, die von der Bedienung in ihrem glänzenden chinesischen
Kleid begrüßt wurden. Sie nahm ein paar Speisekarten und führte die Gäste freudestrahlend an ihren Tisch. Das war die Gelegenheit! Niemand schaute her.
    So schnell wie möglich, sprintete ich aus der Damentoilette zum Teich. Fast geschafft. Ich musste nur noch hineingreifen, die Schildkröte schnappen, rausrennen und sie freilassen! Dann wäre die Lung - Chung -Schildkröte frei! Und ich auf gewisse Art auch.
    Doch genau in dem Moment, als ich den schleimigen Schildkrötenpanzer seitlich hochnehmen wollte, hörte ich Schritte. Da kam jemand! Ich hielt die Luft an und holte die Schildkröte aus dem Wasser. Sie war schwerer als erwartet und sie

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