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Vorhang

Vorhang

Titel: Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ich fürchtete, dass Norton bei jemand Erfolg haben könnte, der uns beiden sehr am Herzen lag. Ich meine Ihre Tochter…
    Jetzt kommen wir zu Barbara Franklins Tod. Was für Theorien Sie darüber entwickelt haben mögen, Hastings, ich glaube nicht, dass Sie auch nur ein einziges Mal die Wahrheit vermuteten.
    Denn wissen Sie, Hastings, Sie waren es, der Barbara Franklin umbrachte.
    Mais oui, das taten Sie!
    Die Affäre Franklin konnte man nämlich noch von einem anderen Winkel aus betrachten, den ich nicht genügend bedacht hatte. Über Nortons Aktivitäten in diesem Fall wissen wir beide nichts. Doch ich bezweifle nicht, dass er auch hier alle seine Trümpfe ausspielte.
    Haben Sie sich je darüber Gedanken gemacht, Hastings, weshalb Mrs Franklin sich bereit fand, nach Styles zu kommen? Es liegt, wenn Sie es genau bedenken, überhaupt nicht auf ihrer Linie. Sie liebt gutes Essen, Komfort und vor allem gesellschaftliches Leben. Styles ist nicht besonders vergnüglich; es wird nicht sehr gut geführt; es liegt abseits, auf dem Land. Und doch war es Mrs Franklin, die darauf bestand, den Sommer dort zu verbringen.
    Ja, es gab noch eine andere Kombination bei der Affäre Franklin: mit Boyd Carrington! Mrs Franklin war eine enttäuschte Frau – der Grund für ihr Nervenleiden. Sie besaß gesellschaftlichen Ehrgeiz und wollte in finanzieller Hinsicht hoch hinaus. Sie hatte Franklin geheiratet, weil sie hoffte, dass er eine glänzende Karriere machen würde.
    Er war zwar erfolgreich, aber nicht in ihrem Sinn. Seine Erfolge würden ihn nie auf die Titelseiten der Zeitungen oder in die Harley Street bringen. Sein Name würde einem halben Dutzend Experten bekannt sein, und er würde Artikel in Fachzeitschriften publizieren. Die Öffentlichkeit würde nichts von ihm hören – und er würde bestimmt kein Geld scheffeln.
    Und da ist Boyd Carrington – heimgekehrt aus Indien –, gerade zu Geld und zum Titel eines Baronets gekommen, Boyd Carrington, der zärtliche Gefühle für das hübsche siebzehnjährige Mädchen gehegt hatte, das er beinahe gebeten hätte, seine Frau zu werden. Er fährt nach Styles, er schlägt den Franklins vor, ebenfalls zu kommen – und Barbara kommt.
    Es ist zum Verrücktwerden! Anscheinend hat sie für diesen reichen, attraktiven Mann nichts von ihrer Anziehungskraft eingebüßt, aber er hat altmodische Ansichten – er ist nicht der Mann, der eine Scheidung vorschlagen würde. Und John Franklin hält auch nichts von Scheidung. Wenn ihr Mann also starb, könnte sie Lady Boyd Carrington werden – und was für ein herrliches Leben würde sie dann führen!
    Norton fand in ihr ein nur allzu williges Werkzeug.
    Wenn man es genau bedenkt, Hastings, war es doch ganz offensichtlich. Ihre ersten zögernden Versuche, uns weiszumachen, wie sehr sie ihren Mann liebte. Sie übertrieb ein bisschen, murmelte etwas von »allem ein Ende machen«, weil sie ihm eine Last sei.
    Und dann ein ganz neuer Ton. Ihre Besorgnis, dass Franklin Selbstversuche anstellen könnte.
    Es hätte uns sofort klar sein müssen, Hastings! Sie bereitete uns darauf vor, dass John Franklin an einer Physostigminvergiftung sterben würde. Man hätte keinen Augenblick lang angenommen, dass er vergiftet worden wäre – o nein! Ganz fraglos ein Opfer der Wissenschaft. Er nimmt das harmlose Alkaloid, das sich dann als gar nicht harmlos erweist.
    Das einzig Dumme an der Sache war, dass sie es zu eilig hatte. Sie haben mir erzählt, dass sie gar nicht erfreut war, als sie Boyd Carrington dabei überraschte, wie er sich von Schwester Craven aus der Hand lesen ließ. Schwester Craven ist eine gut aussehende junge Frau mit einem sicheren Blick für Männer. Sie hatte ihr Glück bei Dr. Franklin versucht, aber ohne Erfolg. (Daher ihre Abneigung gegen Judith.) Sie lässt sich mit Allerton ein, aber sie weiß genau, dass er keine ernsten Absichten hat. Es kann nicht ausbleiben, dass sie ein Auge auf den reichen und immer noch attraktiven Sir William wirft – und Sir William war ihren Reizen gegenüber vielleicht nur allzu aufgeschlossen. Er hatte längst bemerkt, dass Schwester Craven ein hübsches, gesundes Mädchen war.
    Barbara Franklin bekommt es mit der Angst zu tun und beschließt, rasch zu handeln. Je eher sie eine mitleiderweckende, charmante und für Trost nicht ganz unempfängliche Witwe wird, desto besser.
    Und so bereitet sie, nach einem Morgen voll nervöser Anfälle, die Szene vor.
    Wissen Sie, mon ami, ich habe einigen Respekt vor der

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