Vorhofflimmern
mich genauso, wie für
ihn. Die Entscheidung damit noch zu warten ging zwar von mir aus, aber an
meinem eigenen Vorsatz festzuhalten war fast schon eine Herausforderung. Ich
war noch nie so – ähem – scharf auf einen Mann gewesen, wie auf ihn. Trotzdem
war ich froh, dass er mir die Möglichkeit gegeben hatte so zu entscheiden.
Irgendwie behielt ich mir durch die Abstinenz ein gewisses Maß an Kontrolle. So
kam es mir zumindest vor. Oder bildete ich mir ein. Wie auch immer, es fühlte
sich richtig an.
Ein leises Klappern drang durch die Schlafzimmertür und ließ
mich aufhorchen.
Er hatte mir versprochen, dass er da sein würde, wenn ich
aufwachte und natürlich war er da.
Ich lachte lautlos in mein Kissen und streckte mich.
Was er wohl gerade machte? Ließ er sich einen Kaffee runter,
oder saß er auf dem Balkon und winkte Herrn Kaltenberger zu?
Fröhlich wälzte ich mich aus dem Bett, zerrte einen frischen
Slip aus meiner Kommode und schlüpfte hinein. Als ich plötzlich Stimmen hörte,
hielt ich kurz inne und lauschte.
Sah er etwa fern?
Ein helles Lachen, das mir ziemlich bekannt vorkam, schallte
durch meine Wohnung.
Das durfte doch nicht wahr sein!
Ich schnappte mir das Shirt, das mir als erstes unter die
Finger kam und stampfte geradewegs in die Küche. Wie bereits vermutet, fand ich
darin Hausfriedensbrecherin Nummer Eins vor, die mit Desiderio am Esstisch saß
und ihm ihren Blödsinn verzapfte.
„Vera!“, bellte ich und baute mich im Türrahmen auf. „Was
wird das, wenn´s fertig ist?“
„Guten Morgen, Schlafmütze“, trällerte sie. „Naja, ich wollte
dich besuchen und hab diesen verlorenen Jungen hier vorgefunden und dann dachte
ich mir, ich sollte ihm ein wenig Gesellschaft leisten, bis du aufstehst.“
„Geht´s noch? Du weißt ganz genau, dass ich Langschläfer bin
und du so früh gar nicht anzutanzen brauchst!“
„Süße, es ist schon weit nach Mittag.“
„Gestern ist es spät geworden“, erklärte ich pampig.
„Ich weiß“, grinste Vera augenzwinkernd. „Ja, und überhaupt
musste doch jemand dem armen Kerl zeigen, wo die Kaffeetassen sind.“
Desiderio hielt bestätigend seine Tasse in die Höhe und
nickte eifrig.
„Die hätte er auch alleine gefunden!“, blaffte ich und
stemmte die Arme in die Hüften. „Und jetzt – raus hier, aber flott! Und meinen
Schlüssel kannst du gleich hier lassen!“
„Okay, okay“, grummelte Vera und stand auf. „Aber willst du
dir nicht erst einmal etwas anziehen? Ich mein ja nur…“
Ich sah an mir hinunter und bekam einen roten Kopf, als ich
bemerkte, dass ich tatsächlich in meinem ganzen Ärger vergessen hatte, eine
Hose anzuziehen. Drohend zeigte ich mit dem Finger auf Vera. „Ich bin gleich
wieder da!“, fauchte ich und stürmte wutschnaubend ins Schlafzimmer, um meine
Kleidung zu komplettieren.
„Also dann“, hörte ich Vera zu Desiderio sagen, „hat mich
wirklich gefreut, aber ich muss jetzt dringend los. Ach, und ja, sie ist immer
so ein Morgenmuffel, aber keine Sorge, man gewöhnt sich daran.“
Desiderio antwortete etwas, das ich leider nicht verstand,
aber es musste unglaublich komisch gewesen sein, wenn man nach Veras Gegacker
urteilte.
„Da hast du Recht“, zwitscherte sie. „Schönen Tag noch, ich
hoffe wir sehen uns bald wieder! Ciao!“
Die Wohnungstür fiel scheppernd ins Schloss. Meinen Schlüssel
hatte sie bestimmt wieder mitgenommen, diese Kröte. Weil Desiderio mich nach
meinem Auftritt für eine komplette Furie halten musste, versteckte ich mich
erst einmal im Bad.
Weil ich da natürlich nicht den ganzen Tag bleiben konnte,
schlich ich mich schließlich angezogen und gestriegelt zurück in die Küche.
„Bist du noch da, oder bist du schon geflohen?“, fragte ich
vorsichtig und lächelte schüchtern.
„So einfach wirst du mich nicht wieder los“, sagte er
verschmitzt.
„Gott sei Dank.“
Verlegen blieb ich an der Tür stehen und nestelte am Saum
meines Shirts herum, weil ich nicht wusste, wie ich mich jetzt verhalten
sollte. Er rettete mich, indem er kurzerhand zu mir herüberkam und mich in
seine Arme schloss. Der morgendliche Kuss dauerte ewig und schmeckte nach
Zahnpasta und Kaffee, und natürlich nach Desiderio. Herrlich!
Ich war fast ein wenig außer Atem, als wir uns irgendwann
wieder voneinander lösten.
„Hast du gut geschlafen?“, wollte er wissen und strich eine
Haarsträhne aus meinem Gesicht.
„Ja“, flüsterte ich an seinen Hals. „So gut, wie noch
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