Vorhofflimmern
Machogetue?“, fragte ich, während
ich eine Vase aus der Küche holte.
„Er hat dir rote Rosen geschenkt“, sagte Desiderio steif, als
würde das alles erklären.
Ich stellte den Strauß in die Vase und drehte mich zu ihm.
„Na und? Das machen Freunde nun mal! Sie schenken sich Blumen!“
Er runzelte die Stirn. „Aber das sind rote Rosen.“
„Und? Rosen sind Blumen. Oder zählen die neuerdings zum
Gemüse?“
Langsam wurde ich ein wenig ärgerlich. Ich wusste nicht, was
das ganze Theater zu bedeuten hatte.
„Lena, man schenkt einem Freund keine roten Rosen. Solche
Blumen vermitteln eine gewisse Botschaft, das ist dir doch klar, oder?“
„Nein, mir ist gar nichts klar! Ich weiß nicht, was du für
ein Problem damit hast!“
Ein wenig verzweifelt kratzte er sich am Kinn. „Man nennt es
Eifersucht.“
„Waas?“ Ich lachte verblüfft. „Frank ist einer meiner
ältesten Freunde, ein Kumpel! Da gibt´s nichts, auf das man eifersüchtig sein
müsste!“
„Bist du dir da sicher? Für mich sah das aber anders aus. Er
war nicht gerade begeistert, mich hier zu sehen.“
„Ja, er war eben ein bisschen überrascht…“
„Überrascht, so so. Du solltest dringend einmal mit ihm
darüber reden, Lena.“
Wütend ließ ich meine Faust auf den Küchentresen krachen. „Da
gibt’s nichts zu bereden!“
Einen Augenblick stierten wir uns aufgebracht an. Schließlich
fuhr Desiderio sich durch seine Haare und hob beschwichtigend eine Hand. „Okay,
okay. Tut mir leid, wahrscheinlich habe ich überreagiert.“
Ich schnaubte kurz, doch dann stahl sich ein Grinsen auf
meine Lippen. „Hey, das war unser erster Streit.“
„Oh, der kam aber schon ziemlich früh, findest du nicht?“
„Ach.“ Ich winkte ab und schlenderte zu ihm. Meine Finger
spielten mit seinem Hemdkragen und ich lächelte ihn an. „Weißt du, Streiten
kann ganz schön sein, zumindest wenn man sich danach versöhnt.“
Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
Unsere letzte gemeinsame Zeit des Tages verbrachten wir im
Schaukelstuhl und der kleine Zwischenfall mit Frank war genauso schnell
vergessen, wie er geschehen war.
Kapitel 2 4
Am nächsten Tag stand ich schon um 9
Uhr vor Veras Haustür. Ich fühlte mich, als hätte ich die ganze Nacht kein Auge
zugetan und mich nur sinnlos im Bett herumgewälzt. Zum einen lag das daran,
dass Desiderio nicht neben mir lag und zum anderen, dass mich die starken
Gefühle, die ich für ihn hegte, komplett aufwühlten. Ich musste unbedingt mit
jemanden darüber reden.
Müde, aber dennoch total aufgedreht, klingelte ich also an
Veras Tür. Sie öffnete mir mit verständlicher Überraschung, während ich sie mit
einem strahlenden „Guten Morgään!“ beschallte.
„Huch! Lena, so früh am Morgen? Das glaub ich ja nicht!“
„Ja, ich hatte irgendwie das dringende Bedürfnis mit jemandem
zu sprechen.“
Das war natürlich das Stichwort. Vera packte mich am Ärmel
und zerrte mich in das Haus. Im Handumdrehen saß ich auf einem Barhocker an
ihrem erhöhten Küchentresen und hatte einen wunderbaren Cappuccino vor mir
stehen.
Als Sebastian hereinkam musste er glatt zweimal hinsehen, ob
ich wirklich da war, oder eine Art Erscheinung war. „Lena? Meine Güte, ich
glaube, um diese Uhrzeit habe ich dich ja noch nie gesehen!“
„Ja, ja.“ Ich wedelte genervt mit einer Hand und er
entschwand grinsend nach nebenan ins Wohnzimmer, wo er sich gleich in etwas
vertiefte, das sehr nach Bedienungsanleitung aussah.
Als ich mich wieder nach vorne wandte, stieß ich fast mit der
Nasenspitze an Veras. Sie hatte sich verschwörerisch zu mir gebeugt und starrte
mich erwartungsvoll an.
„Hey! Darf ich vielleicht auch noch atmen?“, zeterte ich und
rückte ein Stück von ihr ab.
„Nur, wenn du jetzt endlich zu erzählen anfängst!“
Ich holte tief Luft. „Hm, ich weiß grad gar nicht wo ich
anfangen soll…“
„Aber ich“, fiel Vera mir ungeduldig ins Wort. „Wie war der
Sex?“
„Hallo?“ Ich verschluckte mich kurz an meinem Cappuccino.
„Das ist wirklich das erste, das dir dazu einfällt? Der Sex? Mann! Außerdem
hatten wir gar keinen.“
„Wie bitte? Der Kerl ist nackt aus deinem Schlafzimmer
gekommen!“
„Ich wiederhole: Kein Sex.“
„ Ich wiederhole: Der Kerl ist nackt aus deinem
Schlafzimmer gekommen.“
Verlegen kratzte ich mich am Ellbogen. „Ja, aber wir haben
wirklich nur gekuschelt.“
„Er.War.Nackt.“
„Herrgott, ich weiß, dass du ihn nackig gesehen hast!
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