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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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von den Spuren meines Ausbruchs. „Tut mir leid.“
    Er legte seinen Kopf auf die Rückenlehne der Couch und sah
mich an. „Sag mir, Lena. Was genau tut dir jetzt leid?“
    „Hm?“
    „Wieso tut es dir immer leid, wenn du einfach nur reagierst,
wie jeder andere Mensch auch reagieren würde?“
    Ich nestelte ein wenig überfragt an den Rändern des
zerknüllten Taschentuchs herum.
    „Keine Ahnung“, antwortete ich schließlich. Ich fand einen
Fussel auf meinem Knie und schnippte ihn herunter. „Ich weiß es ehrlich nicht.“
    „Du bist wirklich der faszinierendste Mensch, der mir je
begegnet ist“, sagte er ernst.
    Mein Bauch begann zu kribbeln, obwohl ich nicht direkt
wusste, ob ich das nun als Kompliment auffassen sollte, oder ob ich mich eher
wie eine Laune der Natur betrachten musste.
    „Wie spät ist es eigentlich?“, fragte ich, obwohl das
natürlich vollkommen unwichtig war. Mir war nur mal wieder nichts Besseres
eingefallen.
    Desiderio sah auf seine Armbanduhr. „Kurz nach Sieben. Hast
du Hunger?“
    Ich lauschte kurz auf meinen Magen, der mir sogleich mit
einem leichten Ziehen antwortete.
    „Ja.“
    „Okay. Komm mit, wir schauen mal, was der Kühlschrank so
hergibt.“
    Er nahm mich bei der Hand und ich tapste ihm hinterher in die
Küche. Irgendwie fühlte ich mich, als wäre ich urplötzlich zehn Kilo leichter
geworden, so schwer hatten meine verdrängten Ängste auf meinen Schultern
gelastet. Schlangentattoo war hinter Gittern. Er würde für seine Tat büßen.
Jetzt verlief alles wieder in geordneten Bahnen.
    Schnell stellten Desiderio und ich fest, dass der Kühlschrank
rein gar nichts zum her geben hatte. Eigentlich beruhigte mich das fast schon
ein wenig. Das war nämlich bisher das einzige in diesem Haus, das auf einen
Männer-Single-Haushalt deutete. Wäre jetzt hier alles proppenvoll mit gesunden
und frischen Lebensmitteln, hätte ich mich wirklich fragen müssen, ob er nicht
irgendwo eine Familie versteckt hielt.
    „Na gut, irgendwie hatte ich den anders in Erinnerung“,
meinte Desiderio ein wenig verlegen und kratzte sich am Kopf.
    Ich betrachtete schmunzelnd die Erdbeermarmelade und den Sixpack
Bier. Nein, daraus ließ sich beim besten Willen kein Sterne-Menü zaubern. „Hast
du keine Essiggurken? Die würden prima dazu passen.“
    Er versuchte mich böse anzusehen, was ihm jedoch nicht ganz
gelang. Lachend schloss ich die Kühlschranktür, während er eilig aus der Küche
verschwand.
    Was hatte er denn jetzt vor?
    Ich hörte lautes Geklapper und kurz darauf kehrte Desiderio
mit einem ganzen Berg an Tiefkühlkost zurück. Stolz breitete er seine Beute auf
dem Küchentresen aus. „Sooo, nicht übel, was? Such dir was aus!“
    Langsam ließ ich meinen Blick über die aufgereihten
Verpackungen gleiten. Chicken Wings, Pommes, Frühlingsrollen, gefüllte
Kartoffelpuffer, Fertiglasagne… ein wahres Fastfood-Paradies!
    Stirnrunzelnd sah ich zu Desiderio auf. „Wie, aussuchen? Sieht
doch wie eine anständige Portion aus, oder?“
    Für einen Moment war er sich nicht sicher, ob ich das gerade
nicht doch ernst gemeint hatte und blickte mich ein bisschen entsetzt an.
    Ich seufzte übertrieben. Dann trennte ich gespielt ergeben
die Chicken Wings und Pommes vom Rest der Herde ab. „Das sollte für den ersten
Gang ausreichen… Das Ding da hinten musst aber du einschalten.“ Ich wies mit
dem Daumen auf das hochmoderne Backrohr. „Man braucht bestimmt einen EDV Kurs
um das Teil zu bedienen. Der hat ja nicht einmal Knöpfe!“
    „Was ist nur aus den Hausfrauen geworden“, sinnierte
Desiderio. Er berührte kurz mit dem Finger ein kleines Display, das mir vorher
gar nicht aufgefallen war, und schon fing der Ofen wie von Zauberhand an leise
zu summen.
    „Faszinierend“, kommentierte ich.
    Was das Ding wohl gekostet hatte? Ich fragte lieber nicht,
denn das würde mich nur deprimieren. Eigentlich war es sowieso egal, denn
Display hin oder her, 180 Grad Umluft sollten doch eigentlich bei jedem
Backrohr gleich sein, oder? 
    Desiderio reichte mir zwei Bleche und Backpapier und ich
begann sogleich unser Mahl darauf zu schlichten. Was das Zubereiten von
Fastfood anging, war ich ein richtiger Profi, das musste schon mal gesagt
werden!
    Als schließlich alles geschlichtet, aufgeheizt und aufgeräumt
war, standen wir beschäftigungslos vor dem Ofen und warteten darauf, dass sich
unser Werk von selbst vollendete.
    „Wollen wir hier zwanzig Minuten herumstehen, oder sehen wir
uns lieber einen DVD

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