Vorhofflimmern
an?“, fragte mich Desiderio irgendwann.
„Was? Gibt es was spannenderes, als einem Hähnchenteil beim
knusprig werden zuzusehen?“ Er strafte mich mit einem abschätzigen Blick. „Ja,
ja“, lachte ich. „Was schwebt dir denn so vor?“
„Das darfst du dir aussuchen. Die DVDs sind im Schrank rechts
neben dem Fernseher. Ich komm gleich nach.“
Rechts neben dem Fernseher… welcher Fernseher? Meinte er
damit den fünf Quadratmeter großen, schwarzen Bereich an der Wand? Vermutlich,
denn bei näherer Betrachtung entpuppte dieser sich tatsächlich als gewaltiger
Flachbildschirm.
Ich öffnete den besagten Schrank und war sofort komplett
überfordert.
Was war das denn? Eine eigene Videothek? Das mussten gut und
gerne an die zweihundert Filme sein!
Staunend ließ ich meinen Blick über die verschiedensten Titel
schweifen.
Waren die etwa nach dem Alphabet sortiert?
Das waren sie. Großer Gott! Ich war zwar ein
ordnungsliebender und organisierter Mensch, aber auf die Idee meine DVDs nach
dem ABC zu sortieren, war ich noch nie gekommen. Obwohl meine eigene Sammlung im
Vergleich hierzu natürlich ziemlich überschaubar war.
„Hast du was gefunden?“, wollte Desiderio wissen und sah mir
über die Schulter.
„Hast du dir die alle selber gekauft?“, fragte ich, anstatt
zu antworten.
„Die meisten.“
Ich war mittlerweile ziemlich weit unten angekommen und zog
´Vom Winde verweht` heraus. Stirnrunzelnd hielt ich sie ihm entgegen. „Den
auch? Jetzt ernsthaft?“
„Nein“, wehrte er lachend ab. „Den hat mir meine Cousine Susi
aufgeschwatzt. Sie hat sich eingebildet, dass dieser Klassiker in keiner
Sammlung fehlen darf.“
„Hm, der Meinung bin ich jetzt nicht direkt…“
„Naja, ich auch nicht, aber was soll´s. Meine Cousine ist
übrigens in deinem Alter. Ich glaube, ihr würdet euch gut verstehen.“
Bedeutungsschwer hielt ich die DVD in die Höhe. „Denkst du
wirklich?“
„Ja. Vielleicht würdet ihr nicht zusammen ins Kino gehen,
aber ansonsten…“
Ich stellte den Film zurück auf seinen Platz, obwohl ich kurz
in Versuchung war, die ordentliche Aufreihung absichtlich durcheinander zu
bringen. „Wo wohnt Susi denn?“, fragte ich, während ich nochmals die schier
endlosen Reihen an Plastikhüllen durchging.
„In München.“
„Also eine Cousine aus den deutschen Reihen deiner Familie?“
„Ja, die Tochter einer Schwester meiner Mutter.“
Aha.
„Mhm. Habt ihr viel Kontakt?“
„Früher schon. Wir sind damals wie Geschwister aufgewachsen,
als sie noch hier in Wollbach gewohnt hat. Mittlerweile sehen wir uns leider
nur noch sporadisch, aber wir telefonieren sehr oft.“
„Das ist aber Schade.“ Ich war mittlerweile fündig geworden
und reichte ihm meinen erwählten Film. „Was macht sie denn in München?“
„Sie studiert Modedesign… Ah, ´Death Proof` Wir bleiben
Tarantino treu, was?“ Er zwinkerte mir zu.
Der Kerl vergaß aber auch nie etwas, oder? Okay, okay, ich
konnte mich auch noch genau an unsere erste gemeinsame Nachtschicht und Kill
Bill erinnern, also sollte ich mich lieber an der eigenen Nase fassen.
„Tja, seine Filme sind einfach nur genial. Die könnte ich mir
den ganzen Tag reinziehen.“
„Kennst du den hier auch schon?“
„Natürlich. Ist sogar einer meiner Lieblinge.“
„Das dachte ich mir bereits“, meinte Desiderio weise.
„Wieso?“
Er zuckte kurz mit den Schultern. „Die Story passt eben zu
dir.“
„Ist das jetzt gut, oder eher schlecht?“
„Alles was mit dir zu tun hat, ist gut, kleine Kriegerin.“
Ich bekam einen Kuss auf die Schläfe und schwebte wieder
einmal im siebten Himmel.
Fast Food, Cola, eine DVD und der
tollste Mann der Welt. Die perfekte Kombination für einen perfekten Abend.
Wir saßen im Schneidersitz auf der Couch und schlugen uns den
Bauch voll, während auf dem Monsterfernseher ein Irrer junge Frauen mithilfe
seines Stuntwagens abschlachtete, bis sich eine starke Gruppe Mädels
zusammentat, um das Ganze umzudrehen. Eine völlig abgedrehte Story, genauso wie
es bei einem Tarantino-Film sein sollte.
Absolut überfressen fiel ich schließlich in eine stabile
Seitenlage und bettete dabei meinen Kopf auf Desiderios Oberschenkel. Ab und zu
spielte er ein wenig mit meinen Haaren, was mich jedes Mal in eine komplette
Gänsehaut verwandelte.
Ich fühlte mich absolut wohl bei ihm. Es gab keine Scheu oder
Verlegenheit zwischen uns, als hätten wir nie etwas anderes getan, als
gemeinsam einen ruhigen Abend zu
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