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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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dem vollen Lokal recht schnell. Es bedarf
für mich einiges an Anstrengung, mich erst noch zu ihnen an den Tisch zu
setzten und mich nicht gleich wie eine Irre auf die hübsch aufgereihten
Leckereien zu stürzen.
    Mit einem wehmütigen Blick auf das Buffet begrüßte ich die
Runde, die aus Vera, Sebastian und Frank bestand.
    „Na, Rauschkugel? Alles fit?“, wollte Vera wissen.
    „Mittlerweile schon“, meinte ich ehrlich. „Gestern sah es
noch nicht so toll aus.“
    „Das wundert mich nicht“, sagte Frank. „So besoffen hab ich
dich schon ewig nicht mehr gesehen.“
    „Ja ja...“
    „Lena war sturzbetrunken und außer Kontrolle?“, fragte Sebastian
belustigt.
    Ich winkte ab. „Quatsch, so schlimm war es auch wieder
nicht.“
    „Bitte?“, rief Vera aus. „Wir mussten dich die Treppe hinauf
tragen!“
    Ich gab mich entrüstet. „So ein Blödsinn! Ich bin auf meinen
eigenen Füßen gelaufen, also lüg nicht!“
    „Naja, gelaufen bist du schon selber“, lenkte Frank langsam
ein, „aber irgendwie nicht wirklich in die Richtung, in die du wolltest.“
    Sebastian kicherte. Ich warf mit bösen Blicken um mich.
    Das sollten meine besten Freunde sein?
    „Macht euch ruhig lustig über mich. Ihr werdet es bald wieder
zurückbekommen“, drohte ich und winkte eine Bedienung heran, um mir etwas zu
trinken zu bestellen.
    „Ach, jetzt sei nicht so streng mit uns“, bat Vera.
„Normalerweise bist du es doch, die uns unsere Alkoholfehltritte am nächsten
Tag unter die Nase reibt. Also vergönn uns auch mal unseren Spaß!“
    Ich brummelte unnachsichtig und äugte wieder hinüber zum
Buffet.
    „Gab es denn etwas zu feiern, oder warum hast du dich so
volllaufen lassen?“, fragte Sebastian.
    „Pff“, machte ich nur und nahm mein Getränk von der Bedienung
entgegen.
    Vera, die alte Quatschtante, ließ es sich natürlich nicht
nehmen, die Sache mit den Konzertkarten zu erklären. Die beiden Männer
lauschten grinsend ihrer Schilderung. Anschließend tätschelte Frank mich verständnisvoll
am Arm. „Das ist klar, dass du solch eine Enttäuschung in Alkohol ertränken
musst.“
    „Blödmann“, murrte ich.
    „Ja, vor allem, weil der Dieb am Freitag auch im Go war!“,
posaunte Vera heraus.
    „Hey, warum hast du ihn dann nicht zur Rede gestellt und das
Diebesgut zurückgefordert?“, scherzte Sebastian.
    „Keine Sorge, das habe ich“, sagte ich, weil mir sein dummes
Lachen auf den Nerv ging. Für einen Moment hielt er tatsächlich überrascht
damit inne.
    „Das hast du?“
    „Oh ja, ich habe ihm gehörig die Meinung gegeigt“, erklärte
ich steif. Seine Anmache und meine daraus resultierende Unsicherheit erwähnte
ich nicht.
    „Wann war das denn bitte?“, fragte Vera ungläubig.
    Ich sah sie vorwurfsvoll an. „Als du mich völlig
orientierungslos und alleine auf der Terrasse stehen gelassen hast!“
     „Oh, na, da habe ich aber gehörig was verpasst.“
    „Tja.“
    „Und? Was hat er denn gesagt?“
    „Hm?“
    „Na, was hat er auf deinen Vortrag hin gesagt?“
    Ich zuckte abwertend mit den Schultern. „Ach, nicht viel. Und
die Karten wollte er auch nicht heraus rücken.“
    Sebastian gluckste. „Verständlich. Wenn ich mir vorstelle,
dass da eine Fremde zu mir geht und...“
    „Können wir jetzt endlich was essen?“, fiel ich ihm ins Wort.
„Ich habe Hunger!“
    Frank schlug theatralisch die Hände über dem Kopf zusammen.
„Schnell füttert es, bevor uns der ganze Zorn der Bestie trifft!“
    „Sehr witzig.“
    Trotzdem nahm ich es ihm nicht Übel. Frank kannte mich schon
sehr lange und ich wusste genau so gut wie er, dass ich unausstehlich sein
konnte, wenn ich Hunger hatte. So wie eben jeder normale Mensch.
    Um Schlimmeres zu vermeiden stand ich auf und eilte an den
langen Tisch mit den Köstlichkeiten.
    Endlich!
     
     

Kapitel 5
    Da ich überzeugter Langschläfer war,
kostete es mich bei jeder Frühschicht einiges an Überwindung, mich aus der
gemütlichen Umarmung meines Bettes zu kämpfen.
    Meistens schleppte ich mich kurz vor knapp, mit verschlafenen
Augen und erkennbaren Kissenabdrücken im Gesicht in die Ambulanz. Für ein
Beauty-Programm am Morgen war ich eindeutig zu faul.
    Dementsprechend bedröppelt sah ich auch an diesem
Dienstagmorgen aus, als ich mich in die Umkleide schlich und mir die unförmige
Krankenschwesternkluft überstreifte.
    Einmal mehr fragte ich mich, welcher Idiot das Bildnis von
der Krankenschwester in Minirock und Highheels geschaffen hatte. Unsere
Kleidung

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