Vorhofflimmern
ja keiner befohlen, oder?“, maulte ich und fuhr mir
verzweifelt durch die Haare. Dann flehte ich ihn regelrecht an: „Kannst du
jetzt, bitte, gehen? Ich möchte einfach nur in Ruhe mein Buch lesen.“
„Das kannst du doch machen“, entgegnete Desiderio. „Ich werde
dich nicht dabei stören.“
„Du störst mich aber gerade ganz gewaltig!“
„Warum bist du eigentlich immer so gemein zu mir?“
Ich blinzelte erstaunt.
War ich denn wirklich gemein? Nein, eigentlich war ich stets
darum bemüht einigermaßen höflich zu bleiben, wobei es mir seine Hartnäckigkeit
schön langsam wirklich schwer machte. Wenn Desiderio weiterhin meine Nerven
derart strapazierte würde ich schon bald hunds gemein werden!
„Ein einfaches Nein willst du nicht akzeptieren, darum muss
ich mich etwas deutlicher ausdrücken“, erklärte ich schließlich.
Er zog eine gelangweilte Grimasse. „Tja, das wird dir aber
alles nichts nützen. Ich bin nämlich anhänglich wie ein kleines Hündchen.“ Er
streckte die Arme aus und legte sich mit einem wohligen Seufzen auf den Rücken.
„Wohl eher aufdringlich wie eine Schmeißfliege“, grummelte
ich.
„Willst du nun lesen, oder nicht?“, sagte er und beobachtete
mich dabei aus halb geschlossenen Lidern.
Dieser Blödmann!
Ich knirschte wütend mit den Zähnen. Um seiner Gesellschaft
zu entgehen gab es leider nur eine Möglichkeit: Da ich ihm körperlich deutlich
unterlegen war und ich ihn aus gegebenen Gründen nicht mit Gewalt ins Wasser
zurück verfrachten konnte, blieb mir nur, selbst das Feld zu räumen. Da ich das
natürlich absolut nicht in Erwägung zog, musste ich mich Wohl oder Übel mit
Desiderios Anwesenheit arrangieren. Geschlagen packte ich mein Buch und starrte
mit finsterem Blick hinein.
Es dauerte eine Weile, bis ich bemerkte, dass die Buchstaben
keinen Sinn ergaben.
Mit hochrotem Gesicht drehte ich eilig den Roman um, damit er
nicht mehr auf dem Kopf stand. Das leise Glucksen neben mir verriet, dass
Desiderio meinen Fauxpas bemerkt hatte. Als aber wider Erwartens kein dämlicher
Kommentar seinerseits folgte, schielte ich vorsichtig zu ihm hinüber.
Er lag entspannt, mit geschlossenen Augen auf dem Rücken und
genoss scheinbar die friedliche Stille der Lichtung. Ich konnte einfach nicht
anders, als abermals meinen Blick über ihn gleiten zu lassen.
Meine Güte, was für ein Körper!
Ich bezeichnete mich sonst wirklich nicht als oberflächlich,
aber es gab wohl kaum eine Frau auf dieser Welt, welcher bei diesem Anblick
nicht sofort das Wasser im Mund zusammengelaufen wäre. Nun, vielleicht gab es
doch ein paar, solche die sozusagen am anderen Ufer schwammen, aber sogar die
würden diesen Mann mit Sicherheit als schön bezeichnen.
Ja, er war wirklich schön. Und attraktiv. Und aufregend.
Und... ob sich seine Haut wirklich so samtig anfühlte, wie sie aussah?
Lena, schön ruhig bleiben!
Das war leichter gesagt, als getan. Desiderio lag so nahe
neben mir, dass ich ihn deutlich riechen konnte. Der Duft aus Wasser, Sonnenöl
und einer feinen Note Moschus vernebelte mir komplett mein Gehirn. Irgendwie
litt ich plötzlich unter dem gewaltigen Drang, einfach meine Hand auszustrecken
und über den sehnigen, starken Unterarm zu streicheln, der beinahe mein Knie
berührte. Ich seufzte innerlich auf.
Wenn er doch nur nicht so, so, … Ja, was? Was war er denn?
Eigentlich gab Desiderio sich mir gegenüber stets überaus
freundlich und charmant. Außerdem musste ich zugeben, dass mir seine
ausdauernden Bemühungen um meine Aufmerksamkeit langsam, aber sicher, durchaus
schmeichelten. So sehr hatte sich kein Verehrer mehr angestrengt seit... naja,
eigentlich hatte sich noch nie ein Mann so sehr angestrengt mich zu umgarnen.
Bis jetzt wurden meine Abfuhren immer schon beim ersten Mal akzeptiert, so wie
es schließlich auch sein sollte.
Was machte ich mir hier eigentlich für wirre Gedanken?
Er ist ein Herzensbrecher, wie er im Buche steht...
Und aus diesem Grunde tat ich besser daran, mich nicht von
seinem Charme einwickeln zu lassen. Er hatte selbst zugegeben, dass ihn meine
Zurückweisung anstachelte. So einfach wollte er den ersten Korb in seinem Leben
nicht akzeptieren, darum legte er sich so mächtig ins Zeug, um mich endlich
herum zu kriegen. Für ihn war es nichts weiter, als ein Spiel. Ein persönliches
Austesten seines Talents als Verführer. Nun, dieses Spiel konnte ich auch
spielen. Allerdings würde er dabei als Verlierer hervorgehen, davon war
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