Vorhofflimmern
gespielter Verzweiflung die Arme in die
Luft. „Wann wird es endlich Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern
geben?“
„Wenn Frauen im Stehen pinkeln können, dann dürfen Männer
Schnulzen mögen.“
Seine Mundwinkel zuckten gefährlich. „Sag bloß, du kannst das
nicht.“
„Du weißt, was ich damit meine“, sagte ich schnell, bevor ihm
noch irgendetwas Dämliches dazu einfallen konnte.
Wir verfielen in Schweigen und ich stellte mit Verwunderung
fest, dass ich völlig entspannt war und das, obwohl mir nach wie vor dieser
attraktive Duft in die Nase stieg. Ich konnte in keinster Weise behaupten, dass
mir an der momentanen Situation irgendetwas unangenehm war und das freute und
verängstigte mich gleichermaßen. Einerseits war ich froh darüber, dass ich es
endlich schaffte mich in Desiderios Gegenwart wie ein normaler Mensch zu
benehmen, andererseits bedeutete das wohl auch, dass ich ihn mochte. Und das
war nicht gut.
Das war gar nicht gut!
Ich durfte doch nicht so einfach seiner betörenden Aura
unterliegen, nur weil wir die ersten vier Sätze gewechselt hatten, bei denen
keine Anmache seinerseits dabei war!
„Wollen wir noch eine Runde schwimmen?“, fragte Desiderio.
„Nein!“, schrie ich so laut, dass er mich ziemlich erschrocken
ansah. „Äh, nein, äh... ich glaube, ich muss dann mal los. Wie spät ist es
eigentlich?“
„Keine Ahnung.“ Er zuckte mit den Schultern und musterte mich
argwöhnisch. „Ich habe keine Uhr dabei.“
Gehetzt kramte ich in meinem Rucksack nach meinem Handy.
Desiderio war deutlich anzumerken, dass er sich meinen Stimmungsumschwung nicht
erklären konnte.
Als ich endlich fündig wurde und erfuhr, dass es bereits kurz
vor halb 7 war, sprang ich wie von der Tarantel gestochen auf und begann eilig
meine Sachen zusammen zu kramen.
„Ich muss gehen“, erklärte ich. „Bin spät dran.“
„Wo musst du denn hin?“, fragte er erstaunt.
„Weg“, antwortete ich nur.
„Aha.“
Desiderio schien zu glauben, dass meine plötzliche Eile etwas
mit ihm und seiner Einladung zum Schwimmen zu tun hatte, denn er legte sich
zurück, stützte sich auf seinen Ellbogen ab und setzte dieses verwegene,
schiefe Lächeln auf, das mich wieder völlig aus der Fassung zu werfen drohte.
Dass bei dieser Körperstellung seine Bauchmuskeln deutlich hervortraten und
wohl kaum zu übersehen waren, wusste dieser Mistkerl ganz genau. Was für ein
Fiesling! Ein kurzer Blick auf den Adonis genügte, um mir die Röte in die
Wangen zu treiben. Während ich mein Hab und Gut in meinen Rucksack stopfte,
ruhten unentwegt seine ozeanblauen Augen auf mir und brachten meine Feinmotorik
völlig durcheinander, so dass ich ständig irgendwelche Sachen fallen ließ und
ich mir mittlerweile wie ein Volltrottel vorkam. Als ich mein Kleid
überstreifte, besaß er sogar noch die Unverfrorenheit enttäuscht zu seufzen!
„Ich muss mich beeilen, ich habe nämlich heute noch ein
Date“, platzte ich schließlich heraus, nur um ihm eine rein zu würgen.
War ich jetzt doch gemein zu ihm? Vielleicht ein bisschen,
aber in diesem Moment hatte er es verdient.
Tatsächlich ging diese Information absolut nicht spurlos an ihm
vorbei. Er wirkte regelrecht entsetzt und für einen Augenblick wusste er nicht,
was er dazu sagen sollte. Das war das erste Mal, dass ich ihn sprachlos sah,
doch irgendwie konnte ich mich darüber nicht wirklich freuen. Warum war er denn
sprachlos?
„Ein Date?“, wiederholte er mit hochgezogenen Brauen.
Was denn? War es so abwegig, dass ich eine Verabredung hatte?
Ich schob trotzig die Unterlippe vor. „Ja, ein Date. Mit
einem Mann.“ Ich sagte nur die Wahrheit. Dass dieser Mann mein bester Freund
war, tat schließlich nichts zur Sache. „Wir werden Essen gehen, einen
romantischen Spaziergang machen und danach, ja, danach wird sich zeigen, was
der Abend noch so bringt“, meinte ich überheblich. „Ich wünsche dir noch ein
schönes Wochenende. War nett mit dir zu plaudern. Bis bald!“
Zugegeben, das war nun wirklich gemein von mir gewesen. Vor
allem, weil mir die Mischung aus Enttäuschung und Trauer in seinem Gesicht
durchaus aufgefallen war. Ihn zu verletzen war ehrlich nicht meine Absicht
gewesen, aber was genau in ihm hatte ich denn verletzt? Seine Gefühle oder nur
sein Ego? Letzteres erschien mir wahrscheinlicher. Trotzdem zerbrach ich mir
darüber den Kopf, während ich mich schon durch das Gebüsch zurück zu meinem
Wagen kämpfte.
Was war es denn nun, das seinen
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