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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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Rechnung bezahlte
und wir unsere Weingläser leerten. Die Nacht war kühl und sternenklar, darum
beschlossen wir noch einen kleinen Schaufensterbummel einzulegen. Da die
Fußgängerzone Wollbachs ja mehr als überschaubar war, schlenderten wir kreuz
und quer durch die Stadt. Wir plauderten über Belangloses und genossen einfach
nur die frische Luft, während wir nach und nach die verschiedensten Auslagen
inspizierten.
    Ein Dessousgeschäft zog Frank besonders in den Bann. Wobei
man dazu sagen sollte, dass es sich hierbei eigentlich eher um einen einfachen
Wäscheladen handelte, der mehr die alltäglichen und praktischen Teile anbot,
die eher für die Generation 60+ gedacht waren. Von Spitze und Satin war hier
nicht viel zu sehen, was Frank allerdings nicht davon abhielt mir eine
besonders hässliche Kombination aus Entlastungs-BH und Miederhose anzupreisen.
Ich revanchierte mich bei einer Apotheke, die ein Mittel gegen Prostataprobleme
bewarb. Fachlich erklärte ich ihm, dass er sich in seinem Alter langsam damit
auseinandersetzen sollte und wies gleichzeitig auf eine Packung ausgestellter
Inkontinenzeinlagen. Frank nahm meine Weissagung mit Humor und lud mich, quasi
zum Waffenstillstand, noch auf ein Eis ein.
    Alles in allem war es ein durchweg perfekter Abend gewesen.
    Als Frank mich nach Hause brachte fühlte ich mich entspannt
und angenehm müde. Er begleitete mich zur Eingangstür meines Wohnhauses und
wartete geduldig, bis ich meinen Schlüssel aus den Tiefen meiner Handtasche
gekramt hatte. Als ich endlich fündig würde, schenkte ich ihm ein breites Lächeln.
    „Das war wirklich ein sehr schöner Abend“, sagte ich.
    „Ja, finde ich auch.“
    „Wir sollten das dringend wiederholen. Irgendwie ist es viel
ruhiger, wenn Vera nicht die ganze Zeit dazwischen quakt.“
    Frank lachte. Er wusste genau wie ich das gemeint hatte. Vera
war mein Ein und Alles, aber solch tiefsinnige Gespräche, wie wir beide sie
heute geführt hatten, waren mit meiner besten Freundin nicht möglich. Sie war
viel zu aufgedreht, als sich Gedanken über die Probleme ferner Länder machen zu
wollen.
    Erst in diesem Moment fiel mir auf, dass ich vorher noch nie
eine ähnliche Verabredung mit Frank alleine gehabt hatte.
    „Das würde ich sehr gerne“, beantwortete er schließlich
meinen Vorschlag.
    Aus einem Impuls heraus stellte ich mich auf die Zehenspitzen
und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Vielen Dank für das Essen. Gute
Nacht!“
    „Gern geschehen“, sagte er und lächelte sanft. „Schlaf gut.“
    „Das werde ich“, meinte ich augenzwinkernd und schlüpfte
durch die Haustür.
     

Kapitel 11
    Als ich das erste Mal nach unserem
unfreiwilligen Badetag wieder auf Desiderio traf, war von dem traurigen
Ausdruck in seinen Augen nichts mehr zu sehen. Ganz im Gegenteil. Er wirkte
selbstbewusst und frech, wie eh und je.
    „Weißt du“, begann er langsam, als wir für einen Moment
alleine im Sprechzimmer standen, „auch wenn du in der Schwesternkluft
atemberaubend aussiehst... Die Kleiderordnung vom See hat mir besser gefallen.“
    Mein Herz blieb kurz Stehen und ich spürte deutlich, wie mir
die Röte ins Gesicht schoss.
    „Das glaube ich gerne“, schnaubte ich und ordnete hektisch
ein paar Papiere, um meinen Händen irgendeine Beschäftigung zu geben, bevor sie
ihm eine Ohrfeige geben konnten.
    Desiderio blieb meine Reaktion natürlich nicht verborgen. Er
sah mich herausfordernd an.
    „Es gibt absolut nichts, wofür du dich zu schämen brauchst.
Im Gegenteil.“
    Na, jetzt wurde es aber wirklich heftig!
    „Was? Ich schäme mich nicht!“, stieß ich aufgebracht hervor.
    „Warum wirst du dann rot?“
    Mann, heute gab er aber mal wieder richtig Gas!
    Ich verschränkte meine Arme vor der Brust und legte meine
Stirn in Falten.
    „Ich überlege gerade, ob es klüger wäre, ab sofort einen
Keuschheitsgürtel anzulegen“, sagte ich ernst.
    Desiderio lachte laut. „Etwa wegen mir?“
    „Nun, du bist im Moment der einzige, der mich belästigt.“
    „Ich belästige dich nicht. Ich habe dir nur ein Kompliment
gemacht“, verteidigte er sich.
    Hatte er das?
    Verärgert rümpfte ich die Nase. „Da bin ich aber anderer
Ansicht.“
    Er zuckte lässig mit den Schultern. Dann legte er den Kopf
leicht schräg. „Ein Keuschheitsgürtel? Denkst du wirklich, das würde mich
aufhalten?“ In seinen Augen blitzte es gefährlich auf. „Mein Großvater war
Schlosser.“
    Ich blickte finster drein und war mal wieder sprachlos.

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