Vorhofflimmern
Warum
hatte dieser Kerl denn auf alles eine dumme Antwort? Das konnte doch echt nicht
wahr sein!
„Können wir jetzt endlich weiterarbeiten?“, sagte ich
schließlich genervt.
„Ich schon“, meinte Desiderio lässig, „aber ich weiß nicht,
wie es bei dir aussieht. Vielleicht musst du ja erst noch ein paar Schrauben
bei deinem neuen Kleidungsstück festziehen?“
Ich schnappte empört nach Luft und drückte ihm die Akte des
nächsten Patienten an die Brust.
„Keine Sorge“, fauchte ich, als er sie grinsend entgegen
nahm, „da unten sitzt alles bombenfest.“
„Freut mich zu hören“, erwiderte er frech.
Mit puterrotem Gesicht holte ich eilig den Patient herein. Am
meisten ärgerte mich, dass ich am Verlauf des Gesprächs eigentlich selber
schuld war. Die Vorlage mit dem Keuschheitsgürtel hatte ich schließlich eigenhändig
geliefert. Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass Desiderio sich derart an meinem
Spruch ergötzen würde.
Mein Großvater war Schlosser...
Blöder Idiot!
Wenigstens wusste ich jetzt wieder genau, woran ich bei ihm
war. Er hatte gerade wieder einmal deutlich bewiesen, dass er mir nur an die
Wäsche wollte. Meine Grübeleien bezüglich seiner Reaktion auf mein Date, hätte
ich mir also sparen können. So eine Scheiße, er hatte mich doch beinahe so weit
gebracht, zu glauben, dass er sich ernsthaft für mich interessierte! Dem Himmel
sei Dank, konnte ich rechtzeitig wieder zur Vernunft kommen.
Verbissen versuchte ich in Gegenwart des Patienten meine
Verärgerung zu verbergen und meine Arbeit wie gewohnt zu verrichten. Desiderio
hatte im Gegensatz zu mir damit absolut kein Problem. Kein Außenstehender hätte
je vermutet, dass er mich noch vor einer Minute bis aufs Äußerste angebaggert
hatte, während ich mit verkniffenem Gesichtsausdruck herumlief und vermutlich
aussah, als würde ich unter Verstopfung leiden. Mein Verhalten war so
auffällig, dass es sogar OA Reinmann auffiel.
„Wer ist Ihnen denn auf den Schlips getreten?“, fragte er
verwundert, als ich an ihm vorbei stapfte.
„Patienten“, grunzte ich undeutlich und winkte ab.
Mein Gott, ich musste mich unbedingt beherrschen, bevor das
ganze Krankenhaus wusste, dass DiCastello mich vollkommen aus der Fassung
brachte!
Das klappte allerdings nicht einmal annähernd, denn kaum war
ich wieder mit Desiderio alleine, holte er zum nächsten Schlag aus.
„Psch! Was ist das?“, flüsterte er und tat so als würde er
nach einem Geräusch horchen.
Ich hielt verdutzt inne und lauschte. „Hä? Was meinst du?“
„Hm, doch nicht.“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Ich dachte,
ich hätte so ein metallisches Quietschen gehört, als du dich bewegt hast.“
Mir klappte der Mund auf.
Das war ja jetzt wohl die Höhe!
Ich klappte den Mund wieder zu und erwiderte: „Keine Angst,
das ist alles gut geschmiert.“
Noch während ich die Worte aussprach, wusste ich, dass ich
gerade eine weitere perfekte Vorlage für dumme Sprüche geliefert hatte.
Verzweifelt rieb ich mir mit den Händen über mein Gesicht.
„Oh Gott“, jammerte ich, „bitte verschone mich mit einer
Antwort!“
Desiderio sah mich feixend an. „Ich bin zwar nicht Gott, aber
ich werde trotzdem schweigen.“
„Du wirst schweigen?“, wiederholte ich mit großen Augen.
„Könnte ich das bitte schriftlich haben?“
„Wenn du mir deine Handynummer gibst, dann schreibe ich es
dir per SMS.“
Krass, der Kerl verstand wirklich was von seinem Handwerk.
„Träum weiter“, wies ich ihn bestimmt ab.
„Schade“, seufzte er. „Aber einen Versuch war´s wert.“
Ich holte tief Luft. „Ich sagte doch bereits, dass du dir
deine Versuche sparen kannst.“
Desiderio sah mich beinahe tadelnd an. „Wie könnte ich je
damit aufhören?“ Er lächelte sein höllisches Lächeln. „Wo ich doch so viel Spaß
dabei habe.“
„Ach, du hast Spaß? Och, das freut mich aber!“, murrte ich
aufgebracht. „Allerdings gehen deine Avancen mir mittlerweile ziemlich
auf den Sack.“
Er riss in gespieltem Entsetzen die Augen auf. „Du hast einen
Sack?“
„Und was für einen!“
Lena, was laberst du da für einen Blödsinn?
Desiderio tippte nachdenklich mit einem Kugelschreiber auf
den Tisch. „Echt? Hm... also soo groß kann er nicht sein. Der wäre mir sonst am
Samstag sicherlich aufgefallen.“
Wütend deutete ich mit dem Zeigefinger auf ihn und suchte
verzweifelt nach den geeigneten Worten, um ihn in die Schranken zu weisen.
Leider wollten mir keine Einfallen,
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