Vorhofflimmern
schneiden.“
Frank grummelte etwas, das sich verdächtig nach einem „Wie du
meinst“ anhörte. Ich ließ mich weiterhin nicht von seiner negativen Aura aus
der Ruhe bringen.
„Rühr´ du mal den Kleister an, dann schneide ich die ersten
Bahnen“, wies ich an und drückte ihm die Packung mit dem Pulver in die Hand.
„Wie viel Wasser?“, fragte er freudlos.
„Steht auf der Packung“, antwortete ich nur und entrollte
entzückt die erste Tapete.
Einfach genial!
Das Papier war in einem sanften Beige und bedruckt mit
silbrig schimmernden, barocken Ornamenten. Zu den neuen Möbeln im Vintage-Look
der absolute Traum.
Mein Geschmack hatte sich wohl wieder einmal bewährt, denn
Franks schlechte Laune hob sich mit jeder Bahn, die wir an die Wand klebten,
mehr. Vielleicht wollte er mir auch nur nicht den Spaß verderben, denn ich
werkelte begeistert vor mich hin und trat immer wieder einen Schritt zurück, um
mein schnell wachsendes Kunstwerk staunend zu betrachten.
Im Handumdrehen war die erste Wand komplett beklebt und ich
fragte mich selbst immer wieder, warum ich nicht schon früher auf die Idee
gekommen war, Tapeten statt Wandfarbe zu benutzen. Meine Arme und auch meine
Nerven hätten es mir sicher verdankt.
„Und? Ist doch gar nicht so übel, was?“, strahlte ich Frank
an.
Er nickte wohlwollend. „Ich muss zugeben, ich hab´s mir
schlimmer vorgestellt.“
„Wie, schlimmer? Gefällt es dir nicht?“, fragte ich
erschrocken. „Oh, nein! Ich war überzeugt, dass es dir gefällt, wenn du es erst
einmal an der Wand siehst! Ist es die Farbe? Oder das Muster? Oder beides? Tut
mir so leid! Aber der Kleister ist noch nicht ganz trocken, das heißt, wir
können die Bahnen einfach wieder abziehen, okay?“
Frank grinste fröhlich über meine wachsende Hysterie und
klebte mir kurzerhand einen Tapetenrest auf die Stirn. „Ruhig bleiben, Lena!
Ich finde es schön.“
Erleichtert zog ich mir das Papier vom Hirn und drückte es
auf Franks Wange.
„Wirklich?“, hakte ich nach.
„Ja, wirklich. Ich hätte nie gedacht, dass Tapeten auch cool aussehen können.“
„Männer“, seufzte ich kopfschüttelnd und wehrte Frank ab,
weil er mir den Fetzen auf den Mund kleben wollte. „Hey!“
Wir alberten ein wenig herum und versuchten uns gegenseitig
mit so vielen Tapetenstückchen wie möglich zu bekleben, bis wir uns schnaufend
und mit Kleister in den Haaren gegenüberstanden.
„Bitte Auszeit!“, flehte ich kichernd, weil ich Frank
haushoch unterlegen war und bereits aussah wie ein mit Marken übersäter Brief.
„Ich kann nicht mehr!“
„Du kannst nicht mehr? Du willst nicht mehr! So sieht´s aus.
Weil du verlierst, jawohl!“, triumphierte Frank.
„Pah! Warte nur, bis ich wieder atmen kann. Dann mach ich eine
Tapetenrolle aus dir!“, tönte ich, obwohl natürlich klar war, dass ich das
niemals schaffen würde.
Er grinste höhnisch und zupfte sich ein Papierstück aus dem
Nacken. Sein Blick wurde nachdenklich. „Du, sag mal...“
Frank wurde jäh unterbrochen, als mein Handy mit
ohrenbetäubendem Knattern über die Tischplatte vibrierte. Schnell nahm ich es
in die Hand, nahm aber das Gespräch noch nicht an.
„Was ist los?“, wollte ich von ihm wissen. Sein ernster Ton
hatte mich neugierig gemacht.
„Geh ruhig erst hin“, meinte er und wies mit dem Kopf auf
mein brummendes Handy.
Wirkte er erleichtert, oder bildete ich mir das nur ein?
Ich musterte ihn sorgfältig, während ich das Gespräch annahm.
„Hallo?“
„Lena?“
„Hi Vera. Das ist mein Handy. Wer soll denn sonst dran
gehen?“, meinte ich trocken.
„Wer weiß? Vielleicht hast du es ja verloren und irgendein
Promi hat es gefunden, und ich telefoniere gerade mit einem Star?“
„Ein Promi? Hier in Wollbach? Schon klar.“
Da Frank aus dem Gespräch nicht ganz schlau wurde, nahm er
die zweite Packung Kleisterpulver und verschwand damit im Bad.
„Ja, ja“, plapperte Vera unterdessen. „Wo bist du
eigentlich?“
„Bei Frank.“
„Was? Schon wieder?“ In der Leitung raschelte es. „Seid ihr immer
noch nicht fertig mit der Renovierung?“
„Aber Hallo! Schöner Wohnen braucht eben seine Zeit.“
„Anscheinend.“
Ich stutzte. „Glaubst du mir etwa nicht?“
„Doch, doch“, wehrte Vera schnell ab. „War nur eine
Feststellung. Sag mal, was hast du übernächsten Samstag für eine Schicht?“
„Frei. Warum?“
„Da hab ich Geburtstag, du Nuss!“, rief sie.
Arg! „Natürlich hast du da Geburtstag. Denkst
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