Vorhofflimmern
du, ich weiß
das nicht?“, empörte ich mich und war froh, dass Vera meinen vom Gegenteil
behauptenden Gesichtsausdruck nicht sehen konnte. Schnell schwafelte ich
weiter: „Aber deswegen musst du ja nicht unbedingt wissen, wie ich arbeite,
oder?“ Frank kam zurück in das Esszimmer und schüttelte gespielt tadelnd den
Kopf. Ich boxte ihn strafend auf die Schulter und wanderte ins Wohnzimmer.
„Natürlich muss ich das wissen“, erklärte unterdessen Vera,
„weil ich dich nämlich ins Goose zum Essen einlade und anschließend gehen wir
ins Go zum abfeiern!“
„Ui, das klingt gut!“, schwärmte ich und meinte es auch so.
„Bin dabei. Wann geht’s los?“
„Um halb 8. Sollen wir dich abholen?“
„Nein, nein. Die paar Meter kann ich schon laufen.“
„Alles klar. Und sag Frank bitte auch gleich Bescheid, dann
muss ich nicht extra anrufen.“
„Mach ich. Wie wäre es denn eigentlich mal wieder mit einem
Kaffee?“
„Donnerstag?
„Check. Bis dann!“
„Ciao!“
Ich klappte mein Handy zu und machte mir eine sofort eine
geistige Notiz: Geschenk für beste Freundin zum Geburtstag kaufen.
Mann, manchmal war ich echt schlecht, was das Beste-Freunde-Dasein
anging!
Mit einem ziemlich schlechten Gewissen schlich ich mich
zurück in das Esszimmer.
„Vera hat uns übernächsten Samstag um halb 8 ins Goose
eingeladen“, sagte ich zu Frank.
„Um ihren Geburtstag zu feiern und danach gehen wir ins Go“,
schloss er feixend meinen Satz. „Ich weiß.“
Na klar, er wusste natürlich Bescheid.
„Woher denn bitte?“, fragte ich patzig.
„Von Sebastian.“
„Oh. Na schön. Ähm. Sag ihr bitte nicht, dass ich es beinahe
verplant hätte, okay? Sonst ist sie wieder tagelang beleidigt“, bat ich Frank
vorsichtig.
Er grinste schelmisch. „Wie viel ist dir mein Schweigen
wert?“
„Eine Magnum, eine Schaufel und die Aussicht auf
lebenslänglich“, drohte ich.
„Jesses, dann werde ich mich wohl lieber hüten das Geheimnis
zu verraten“, sagte er schnell und beäugte mich, als wäre ich ein
unberechenbarer Psychopath.
„So ist´s brav“, lobte ich. „Was wolltest du eigentlich
vorhin sagen?“
„Was meinst du?“
Sein leicht verkrampftes Gesicht verriet, dass er genau
wusste, was ich meinte. Jetzt wurde ich wirklich neugierig.
„Na, vorhin, bevor Vera angerufen hat! Ich glaube, deine
genauen Worte waren: Du, sag mal“, half ich ihm hartnäckig auf die Sprünge.
„Ach, das.“ Er fuhr sich kurz durch die Haare, die ihm vom
Kleister zu Berge standen. „Naja, ich wollte nur wissen...“
„Ja?“, hakte ich nach, als er nicht weitersprach.
Was war denn bitte los?
Frank sah sich kurz hilfesuchend um.
„Najaaa“, begann er wieder. „Ich habe mich nur gefragt, ob...
ob ich denn wirklich neue Vorhänge hier drin brauche.“
Wie bitte? Ich sah ihn verwundert an.
„Deine alten Vorhänge sind Blau. Mit gelben Kreisen darauf“, sagte
ich langsam, als würde das nicht schon alles sagen.
„Ja, aber weißt du, ich mochte dieses Muster irgendwie.“
„Frank. Blau mit gelben Kreisen. Das hier ist doch kein
Kinderzimmer!“
„Hm.“
„Ich verstehe sowieso nicht, was Birgit damals geritten hat,
dass sie so was aufhängt“, schimpfte ich ehrlich entsetzt.
Frank hob kleinlaut den Finger. „Äh, die habe ich
ausgesucht.“
„Aha. Na, das erklärt natürlich alles.“ Ich legte ihm
besitzergreifend eine Hand auf die Schulter. „Das veranschaulicht deutlich,
dass du mich dringend als Innenarchitektin benötigst. Es gibt auf dieser Welt
kein Zimmer, in welchem diese Vorhänge gut aussehen würden. Vertrau mir
einfach.“
Ein wenig widerstrebend gab er nach und ich musste sogar noch
zu Hause darüber den Kopf schütteln.
Blau mit gelben Kreisen. Also bitte!
Kapitel 12
Ein paar Tage später hatte ich mal
wieder Nachtdienst. Natürlich ausgerechnet mit Desiderio. Gleich zu Beginn
bekam ich wieder diese seltsamen Aussetzer in meinem sonst so regelmäßigen
Puls, als er mir schon zur Begrüßung das verheißungsvollste Lächeln schenkte,
das ich jemals gesehen hatte. Sofort kam mir mein Plan mit dem EKG wieder in
den Sinn und ich nahm mir fest vor, ein solches bei mir selbst durchzuführen,
sobald Desiderio sich in sein Dienstzimmer verzogen hatte. Nicht auszudenken,
wenn er mich dabei erwischen würde! Wie hätte ich ihm meine Symptomatik
erklären sollen?
Die Ambulanz war leer und schlummerte schon friedlich der
Nacht entgegen. Es war Dienstag und kein Vollmond in Sicht, was
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