Vorhofflimmern
die Massen im Go allmählich lichteten, gab es keinen
Stau mehr auf der Damentoilette. Schnurstracks ergatterte ich eine Kabine,
knallte die Tür zu und lehnte erst einmal meine verschwitzte Stirn dagegen.
Scheiße, war das eine blöde Aktion von mir gewesen.
Regelmäßig lachte ich über Frauen, die es nötig hatten, sich auf eine solche
Art zu präsentieren und dann mutierte ich plötzlich selber zu so einer Dancing-Bitch.
Gott, war das peinlich!
Und Schuld war mal wieder Desiderio...
Bloß weil ich es genossen hatte, ihn ein einziges Mal aus der
Fassung zu bringen. Mann, wenn es um diesen Kerl ging, war ich wirklich nicht
mehr dazu in der Lage vernünftig zu denken.
Verflucht!
Der Abend wurde langsam, aber sicher zu einer Katastrophe.
Mein Kopf brummte und meine Füße schmerzten von den hohen Absätzen. Außerdem
war mir mittlerweile ganz schön schwindelig.
Das Beste für alle Beteiligten war sicherlich, dass ich jetzt
nach Hause ging und in Selbstmitleid badete.
Ich wusch mir die Hände und kontrollierte mein Antlitz kurz
im Spiegel. Strahlende Schönheit sah anders aus, aber egal. Für den
Nachhauseweg reichte mein Auftreten allemal.
„Musstest du jetzt dein Höschen wechseln?“, fragte jemand,
als ich auf den Gang hinaus trat. Natürlich erkannte ich Desiderios Stimme
sofort. Einzig der gehässige Tonfall, den er aufgesetzt hatte, war mir fremd.
„Bitte?“
„Na, ich dachte mir, nach deiner Pornoeinlage gerade eben...
Der Kerl braucht jetzt bestimmt etwas zum Abwischen.“
Wow, das war wirklich fies.
Meine Unterlippe begann ein wenig zu zittern. „Das kann dir
doch scheißegal sein!“
„Ist es aber nicht.“
„Und du lungerst vor dem Frauenklo herum, um mir das zu
sagen?“
„Das muss ich leider, weil du ständig vor mir wegläufst.“
„Ich lauf nicht weg!“, bellte ich und stöckelte wütend davon.
Er ging ungefragt neben mir her. „Du läufst aber gerade schon
wieder weg.“
Mist.
Ich blieb stehen.
„Was denn noch?“, wollte ich wissen und verschränkte abwartend
die Arme. Weil ich ein wenig schwankte lehnte ich mich vorsichtshalber an die
Wand.
Desiderio musterte mich kopfschüttelnd. „Warum bist du immer
so wütend auf mich?“
Ich starrte ihn an, als wäre er nicht ganz bei Trost. „Na,
weil du mich ständig provozierst! Jetzt wunderst du dich auch noch darüber? Wie
oft habe ich dir denn schon gesagt, dass du mich in Ruhe lassen sollst, hä?“
„Hm, so ein, zwei Mal, vielleicht?“
„Eher hundert Mal!“, keifte ich. „Warum akzeptierst du das
nicht einfach?“
„Das geht nicht.“
„Ach ja? Und warum denn bitte nicht?“
Er sah plötzlich richtig niedergeschlagen aus. „Weil ich dich
dafür einfach zu gerne mag“, sagte er leise.
Mir blieb die Luft weg. „Pff!“, machte ich und mied seinen
Blick.
„Warum kannst du mir nicht einfach glauben?“, seufzte er.
„Komm schon“, zischte ich, „das kannst du Steffi erzählen,
aber nicht mir!“
„Steffi?“, wiederholte er ungläubig. „Wie kommst du denn auf
die?“
Ich zuckte mit den Schultern und bestaunte gelangweilt die
Deckenbeleuchtung. „Tja, ihr habt euch doch vorhin so prima unterhalten.“
Hö? Warum warf ich ihm das denn jetzt vor?
Desiderios Gesicht erhellte sich. „Aha, daher weht der Wind!
Also, Lena. Deine Showeinlage hättest du dir aber wirklich sparen können. Ich
hab´s nicht so mit Plastikhaaren, weißt du.“
„Was? Welcher Wind denn bitte?“
„Du hättest mich nicht extra eifersüchtig machen müssen“,
grinste er. „Das war absolut nicht nötig.“
„So ein Quatsch!“, rief ich ertappt und wollte mich in
Bewegung setzen. Desiderio war schneller und stützte kurzerhand seine Hände zu
meinen Seiten an der Wand ab.
So hielt er mich gefangen und sah beinahe liebevoll auf mich
hinab. Ich war fix und fertig. Mein Herz raste und vollführte seltsame
Klopfzeichen im Inneren meiner Brust. Meine Beine wurden weich wie Butter und
mein Atem ging unwillkürlich schneller. Wie ein ängstliches Reh blickte ich ihn
mit großen Augen an und verharrte in einer Schockstarre.
Sein unverwechselbarer Duft umhüllte mich wie Watte.
Desiderio war mir so nahe, dass ich sogar die Hitze seines Körpers spüren
konnte. Ich nahm sämtliche Einzelheiten seines Gesichts war. Die glatte Stirn,
die geschwungenen Brauen, die dunklen Wimpern, den wilden Ozean seiner Augen,
die gerade Nase, die verheißungsvollen Lippen...
Desiderio erhob eine Hand und näherte sich damit meinem
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