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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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mein Jammern auch nichts brachte, humpelte
ich mit zusammengebissenen Zähnen weiter.
    Schon nach wenigen Metern fluchte ich erneut und streifte mir
kurzerhand die Pumps von den Füßen. Ich überlegte kurz, ob ich die mörderischen
Schuhe einfach in eine Hecke pfeffern sollte, besann mich aber angesichts des
erheblichen Einkaufspreises von 120 Euro dann doch eines Besseren. Ergeben nahm
ich die Schuhe in die rechte Hand und ging barfuß weiter.
    Der Asphalt war schweinekalt, dreckig und steiniger als man
glauben wollte. Bei jedem zweiten Schritt bohrte sich mir ein spitzer
Kieselstein in die Fußsohlen. Ich nahm das Ganze als eine Art Selbstgeißelung
hin. Ein absolut passender Abschluss für einen durchwegs verkackten Abend.
    Verdammter Mist!
    Ich tappte weiter, bog in eine schmale Seitenstraße ab und
wusste immer noch nicht, wie es zwischen mir und Desiderio weitergehen sollte.
Mein Weg führte an schier endlosen Reihen von Garagen vorbei und meine blanken
Füße hallten leise patschend von den hohen Wänden der Wohnblöcke wider, die
sich an der Straße entlang tummelten.
    Das Geräusch von weiteren, eindeutig besohlten Schritten gesellte
sich zu den meinigen und riss mich aus meinen Gedanken.
    Erschrocken horchte ich auf.
    Cool bleiben, Lena! Du bist nicht der einzige Mensch in
Wollbach, der zu Fuß nach Hause geht!
    Ja, das war natürlich richtig. Immerhin befand ich mich nicht
weit von dem einzigen Teil der Stadt entfernt, an dem sich in der Nacht noch
was rührte und es war freilich nicht ungewöhnlich, dass zu dieser Stunde ein
weiterer Partygast nach Hause ging, um seinen Rausch auszuschlafen.
    Trotzdem wurde mir ganz mulmig zumute. Nicht zuletzt lag es
wohl daran, dass ausgerechnet in dieser Seitenstraße niemand viel Wert auf gute
Straßenlaternen zu legen schien. Es war düster und unheimlich. In keinem
einzigen der vielen Fenster zu beiden Seiten brannte noch Licht. Alles wirkte
trostlos und verlassen, was das Horrorgefühl in mir noch verstärkte.
    Dazu kam, dass sich die unbekannten Schritte deutlich
näherten. Automatisch beschleunigte ich meine eigene Gangart und vergaß dabei
sogar zu humpeln. Als ich schon kurz davor war, einfach loszurennen, hörte ich
eine fremde Stimme: „Hey, warte mal, bitte!“
    Hingegen jeglicher Vernunft blieb ich stehen und drehte mich
um.
    Erleichtert erkannte ich den Kerl mit dem Schlangentattoo.
Wobei ich eigentlich gar nicht so sicher war, ob das nun ein Grund zur
Erleichterung war, oder nicht.
    „Hi, was ist los?“, fragte ich und versuchte dabei cool zu
klingen.
    Schlangentattoo trabte los und stand erschreckend schnell vor
mir. Er strahlte mich erfreut an, was mich ein wenig entspannen ließ.
    „Gehst du etwa schon nach Hause?“, fragte er.
    „Sieht ganz so aus“, meinte ich erschöpft. „Ich bin fix und
fertig. Was ist mit dir? Wohnst du hier in der Gegend?“ Ich hatte den Kerl noch
nie zuvor gesehen und wunderte mich deshalb darüber, was er mitten in der Nacht
hier in der Siedlung zu suchen hatte.
    „Nein, ich übernachte heute bei einem Kumpel.“
    Aha, darum. „Wohnt der denn hier?“, hakte ich nach.
    „Nein.“
    Hä?
    „Und was machst du dann hier?“, fragte ich verdutzt.
    „Tja, ich bin dir nachgelaufen, weil ich mich mit dir
unterhalten wollte“, gab er zu.
    Gut, wenigstens war er ehrlich. Trotzdem hatte er da wohl
Pech gehabt.
    „Oh, also weißt du, es tut mir echt leid und so, aber ich bin
hundemüde und will jetzt nur noch in mein Bett“, erklärte ich ihm. „Am besten
gehst du wieder zurück zu den anderen und feierst noch ein wenig. Viel Spaß
noch!“
    Ich winkte und machte mich dann einfach auf den Weg.
Schlangentattoo überlegte kurz und schloss dann zu mir auf.
    „Komm schon, die Nacht ist noch jung“, meinte er, als er
neben mir ging.
    Stöhnend tapste ich weiter. „Nein, für mich ist die Nacht
heute zu Ende. Ich gehe jetzt heim.“
    „Du könntest mich ja mitnehmen“, schlug er vor.
    Ohne stehen zu bleiben, sah ich ihn abweisend an. „Nein.“
    „Warum denn nicht?“ Er wirkte verärgert. „Du würdest es nicht
bereuen.“
    Wir waren mittlerweile bei einer breiten Hauptstraße
angelangt und das helle Strahlen der vielen Straßenlaternen wiegte mich
augenblicklich in Sicherheit.
    Genervt hielt ich inne und verschränkte meine Arme. „Hör mal,
ich habe Nein gesagt und das bedeutet auch Nein.“ Gab es denn keine Kerle mehr
auf der Welt, die dieses Wort verstanden? „Also, geh wieder zurück ins Go und
such dir ein

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