Vorhofflimmern
wir!
Übermütig warf ich meine Arme in die Luft und ließ meine
Hüften zu einer Mischung aus Techno und Lateinamerikanischen Rhythmen kreisen.
Vera tat es mit gleich und stieß sogar eine Art Jubelschrei aus.
Nach einer Weile wagte ich einen Blick zurück zu unserem
Platz an der Bar.
Unglaublich!
Desiderio stand immer noch dort, sah zu mir herüber und
winkte mir sogar noch zu!
Mal sehen, wer das längere Durchhaltevermögen hatte – ich
beim Tanzen, oder er beim dumm herumstehen und langweilen.
Siegessicher wandte ich mich von ihm ab und übergab mich
wieder ganz der Musik.
Irgendwann merkte ich, dass mich jemand zum wiederholen Male
anrempelte. Erst war ich ziemlich angesäuert, doch dann erkannte ich, dass es
sich wohl um eine plumpe Anmache handeln sollte. Mein erster Blick glitt
automatisch zur Bar, nicht dass es sich bei dem Tänzer hinter mir noch um
Desiderio handelte.
Dieser hatte sich jedoch kaum von der Stelle gerührt. Nur
dass er sich jetzt auch noch mit Sebastian und Frank unterhielt, war neu.
So ein Mistkerl! Jetzt machte er sich auch noch an meine
Freunde ran!
Und allem Anschein nach verstanden sie sich auch noch
prächtig!
Ich ballte automatisch die Fäuste und überlegte, ob ich
hinüber gehen sollte und diesen unverschämten Kerl einfach beim Kragen hinaus
schleifen sollte. Oder sollte ich vielleicht einem Türsteher sagen, dass der
Typ in dem blauen Hemd mich sexuell belästigt hatte? Hehe, so schnell würde er
gar nicht gucken können, da hätten ihn die Gorillas mit den schwarzen T-Shirts
schon entsorgt! Gerade wollte ich mich nach einem der Aufpasser umsehen, als
mich wieder jemand unsanft am Arm traf.
Ich lugte nach hinten und erkannte den Typ mit dem
Schlangentattoo. Er war nicht gerade das, was man einen begnadeten Tänzer
nannte, aber er gab sich reichlich Mühe, mir zu imponieren. Dabei versuchte er
stets meine Aufmerksamkeit auf seine krass aufgepumpten Oberarme zu lenken.
Allerdings schreckten mich die aufgeblasenen Muskeln eher ab, als dass sie mich
beeindruckten.
Wieder sah ich zu Desiderio, der mich immer noch beobachtete.
Sein Gesicht wirkte angespannt und von der Fröhlichkeit von vorhin war nichts
mehr zu entdecken.
Aha!
Er hatte bereits bemerkt, dass Schlangentattoo mich
anbaggerte und das schien Mr. Charming absolut nicht zu gefallen.
So ein Pech aber auch!
Mit einem breiten Lächeln drehte ich mich zu meinem neuen
Verehrer und tanzte mit ihm.
Zugegeben, das war jetzt nicht gerade die feine englische
Art, aber es war einfach nur zu schön, dass zur Abwechslung einmal Desiderio
völlig verärgert war und nicht immer nur ich.
Oh, und das war er!
Sogar aus der Ferne sah ich, dass er wütend mit den
Kieferknochen mahlte und wenn Blicke hätten töten können, dann wäre
Schlangentattoo schon längst umgefallen.
Hach, was für ein Spaß!
Desiderios Reaktion heizte mich nur noch mehr an und ich ließ
sogar zu, dass der Fremde von hinten an mich herantrat und meine Hüften
umfasste. Er drückte mich an sein Becken und zwang mich zu kreisenden
Bewegungen, die absolut nicht zur Musik passen wollten.
Eigentlich hasste ich es, auf eine solche Art zu tanzen. Ich
war schließlich keine Tanzflächenschlampe, an der sich die Kerle aufgeilen
konnten. Einzig Desiderios inzwischen vor Eifersucht kalkweißes Gesicht, brachte
mich dazu, Schlangentattoo gewähren zu lassen.
Irgendwann packte mich Vera am Arm und zog mich von den
fremden Händen fort.
„Was wird das denn, wenn´s fertig ist?“, zischte sie.
„Hä? Ich tanze!“
„Falsch! Der Typ reibt sich an dir einen runter! Das hat nichts
mehr mit tanzen zu tun.“
Sofort schämte ich mich für mein kindisches Verhalten.
„Du hast recht“, gab ich mit hängenden Schultern zu. „Komm,
lass uns gehen.“
Ich bedeutete Schlangentattoo mit Hilfe von Handzeichen, dass
ich mit meiner Freundin jetzt gehen müsste. Er sah mich so enttäuscht an, dass
er mir beinahe Leid tat.
Schnell trippelte ich Vera hinterher zurück zur Bar. Ich
schämte mich noch mehr über mein dämliches Verhalten, als ich Desiderio ansah.
Er stand mit verschränkten Armen da und blickte mir finster entgegen. Seine
Augen wirkten so dunkel, dass ich mich fast ein wenig vor ihm fürchtete.
Weil ich nun so gar keine Lust auf seine dummen Sprüche
hatte, bog ich kurz vor der Bar nach rechts ab. „Ich muss mal“, erklärte ich
Vera noch schnell, bevor ich mich einmal wieder auf die Toilette flüchtete. Was
war ich nur für ein Feigling!
Da sich
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