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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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und gab den Weg frei. Sebastian sagte etwas zu ihm,
darum wandte er sich von mir ab. Ich lehnte mich an die hohe Verkleidung der
Bar und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf den Tresen.
    Im Augenwinkel sah ich, dass der Kerl neben mir mich
neugierig musterte. Ich drehte mich leicht zu ihm und vollführte meinerseits
einen kurzen Check. Ein wenig größer als ich, kurz geschorene Haare, körperlich
eher der Typ, der zu viel Zeit im Fitnessstudio verbrachte und Steroiden wohl
auch nicht gänzlich abgeneigt war, und an seinem Hals prangte ein großes
Schlangentatoo. Insgesamt also eher nichts für mich.
    Trotzdem schenkte ich ihm noch ein freundliches Lächeln,
bevor ich den gestressten Barkeeper abfing und meinen Cocktail orderte. Während
ich auf meinen Drink wartete, spürte ich weiterhin seinen Blick auf mir ruhen.
Um ihn nicht auch noch auf den Gedanken zu bringen, mich anzusprechen,
ignorierte ich strikt seine Anwesenheit und trommelte wieder auf dem Tisch
herum. Als ich mein Getränk endlich in der Hand hielt, machte ich mich
schleunigst vom Acker und stellte mich neben Vera.
    „Was trinkst du da?“, wollte sie wissen.
    „Long Island“, antwortete ich knapp und wagte einen ersten
Schluck.
    Uah, widerlich... aber trotzdem irgendwie lecker.
    Vera schüttelte tadelnd den Kopf und grinste. „Müssen wir
dich heute wieder heimbringen, oder was hast du vor?“
    „Ach, ein Gläschen vertrage ich schon!“
    „Das werden wir ja sehen“, kicherte sie und prostete mir mit
ihrem Caipirinha zu.
    Wir plauderten eine Weile ausgelassen über unsere schlimmsten
Rauscherlebnisse. Tatsächlich tat der berühmte Eistee sein Bestes und ließ
bereits nach einem halben Glas meine Zunge ein wenig schwerer werden. Noch
befand sich das Ganze jedoch in einem akzeptablen Bereich, darum sog ich
weiterhin munter an meinem Strohhalm.
    Als mir Vera in einer Mischung aus Erstaunen und Freude über
die rechte Schulter blickte, wusste ich sofort, dass Desiderio im Anmarsch war.
    Tatsächlich raunte er mir gleich darauf ins Ohr: „Hallo,
schöne Frau. Darf ich Sie auf einen Drink einladen?“
    Ich hielt erklärend mein Glas nach oben. „Ich hab noch.“
    „Nun, ich denke, dass ich abwarten kann, bis dein Glas leer
ist“, meinte er lässig. Dann schob sich ein braungebrannter Arm an mir vorbei
und hielt Vera eine Hand entgegen. „Hi, ich bin Desiderio.“
    Was denn, machte er sich jetzt auch noch an meine beste
Freundin ran?
    „Vera“, hauchte diese entzückt und schüttelte kurz die
schlanken Finger. „Ich hab schon viel von dir gehört.“
    Ich verschluckte mich und hustete meiner ehemals besten
Freundin ins Gesicht.
    Geht´s noch?
    War sie denn von allen guten Geistern verlassen, so etwas zu
sagen?
    „Ach, tatsächlich?“, grinste Desiderio neben mir. „Ich hoffe
doch, nur Gutes.“
    „Nein!“, keuchte ich.
    „Ja, natürlich“, log Vera.
    Was war denn bitteschön in die gefahren? Zuviel Alkohol, oder
was? Na warte, der Quatschtante würde ich heute noch gehörig den Hintern
versohlen!
    Diese und andere Gedanken versuchte ich mit dem Blick
auszudrücken, mit dem ich Vera nun anstierte. Sie beachtete meinen Zorn
allerdings kaum und strahlte stattdessen Desiderio weiter an.
    Ich hustete immer noch, als sie weiter spann: „Lena hat schon
öfters was von dir erzählt. Ihr scheint viel Spaß in der Arbeit zu haben.“
    „Oh ja“, antwortete Desiderio. „Wir zwei verstehen uns
prächtig, nicht wahr?“
    Da ich kurz vorm Erstickungstod stand, war ich nicht in der
Lage zu diesen Frechheiten Stellung zu nehmen. Mit tränenden Augen rang ich um
Atem, bis sich Desiderio schließlich erbarmte und mir heftig auf den Rücken
klopfte. Tatsächlich wurde das unerträgliche Kratzen in meinem Hals leichter,
was wahrscheinlich eher daran lag, dass seine Hand auch nach dem Klopfen
zwischen meinen Schulterblättern verweilte. Obwohl der Stoff meines Kleides
dazwischen lag, spürte ich deutlich die Wärme, die davon ausging.
    „Geht´s wieder?“, wollte er wissen.
    Ich schlüpfte schnell von seiner Hand weg und wischte mir
verstohlen die Augen, wobei ich Vera mit deutlichen Blicken klarzumachen
versuchte, dass sie sich kurz vor einem gewaltsamen Tod befand. Sie grinste
mich nur dämlich an und zwinkerte mir verschwörerisch zu.
    Blöde Kuh!
    „Was willst du, Desiderio?“, blaffte ich, als ich wieder einigermaßen
normal atmen konnte.
    „Ich möchte mich ein wenig unterhalten.“
    „Hast du keine Freunde?“
    „Doch, genügend

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