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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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Sandra dies
und wünschte mir noch eine gute Besserung.
    Danach ging ich wieder eine Weile mit meinem Handy spazieren.
    So ein Blödsinn!
    Ich wählte Desiderios Nummer, nur um sie gleich wieder
wegzudrücken. Dann öffnete ich das SMS Programm, tippte irgendetwas ein und
löschte die Nachricht gleich wieder.
    Nein, ich war ihm wirklich einen echten Anruf schuldig, nicht
nur eine unpersönliche Textnachricht.
    Insgesamt brauchte ich ganze fünf Anläufe, bis ich nervös den
Hörer an mein Ohr hielt und auf das Tuten darin lauschte.
    „Hallo?“, meldete sich Desiderio schon nach dem dritten
Läuten und ich zuckte erschrocken zusammen.
    „Hallo?“, wiederholte er, weil ich immer noch nichts sagte.
Er klang beunruhigt. „Lena?“
    Großer Gott!
    „Hallo?“, quiekte ich schnell und schlug mir gegen die Stirn.
„Ähhh.... hörst du mich jetzt? Ich hab schlechten Empfang, glaub ich.“
    „Ja, jetzt. Hi.“
    „Hi.“
    Schweigen.
    „Was ist los?“, fragte er schließlich. Irgendwie wusste ich
genau, dass er dabei grinste.
    „Äh, ach ja! Ähm, ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich
heute bei der Polizei war und Anzeige erstattet habe, und dann wollte ich dich
noch fragen, ob du ebenfalls eine Aussage machen könntest. Aber das würde
morgen auch noch reichen, hat der Niederhuber gesagt. Wahrscheinlich weil die
am Sonntag auch nicht viel machen. Naja, ich weiß ja nicht, wie du morgen
arbeitest, aber – kannst du das machen?“
    Meine Worte sprudelten in einem Atemzug hervor. Zwischendurch
glaubte ich, Desiderio leise lachen zu hören. Vielleicht bildete ich mir das
aber auch nur ein.
    „Natürlich mache ich das“, antwortete er ohne Umschweife.
„Wer ist der Niederhuber?“
    „Ach, der Polizist, der meine Aussage aufgenommen hat.“
    „Muss ich mich bei dem melden?“
    „Äh, keine Ahnung. Hm, ich glaube, dass ist ziemlich egal.
Die wissen bestimmt alle um was es geht. So einen Fall hatten die hier in
Wollbach wohl noch nie, so aufgeregt, wie der Polizist war.“
    „Tja, das denke ich auch“, seufzte er. „Wie geht es dir?“
    Seine Frage war nicht nur eine Floskel. Er wollte es wirklich
wissen, das konnte ich an seinem Tonfall hören.
    „Hervorragend“, sagte ich. „Ich sehe zwar aus wie der
Glöckner von Notre Damme, aber ansonsten kann ich mich nicht beklagen.“
    „Nein, du kannst das natürlich nicht“, lachte er
geheimnisvoll.
    Die gestrige Szene aus meinem Bad fiel mit wieder ein.
    „Ja, du ich muss dann auch schon wieder Schluss machen“,
erklärte ich hastig, weil ich ja so im Stress war.
    „Schon gut, Quasimodo.“
    „Okay, also, bis dann. Ciao!“, brabbelte ich noch und legte
auf, ohne auf seine Antwort zu warten. Dann klopfte ich mir mit meinem Handy
verzweifelt ein paar Mal auf den Kopf.
    Mann, war ich vielleicht eine Idiotin! Erst warf ich mich dem
Kerl nackig an den Hals und dann war ich nicht einmal fähig, mit ihm vernünftig
zu telefonieren, oder was?
    Ich ließ mich auf mein Sofa fallen und vergrub mein Kopf in
den Kissen, was gleich darauf mit pochenden Schmerzen in meiner Wange bestraft
wurde. Mein Blick fiel auf das Verbandszeug, das noch auf dem Couchtisch lag.
    Ich sah Desiderio vor mir, wie er mir den Verband anlegte und
einen Kuss darauf hauchte...
    Himmel Herrgott!
    Diese ganze Sache entwickelte sich langsam aber sicher in
eine völlig falsche Richtung. Eine absolut falsche Richtung. Quasi in eine
Geisterfahrt auf der Autobahn!
    Der aufmerksame, liebevolle Typ von gestern, hatte aber auch
rein gar nichts mit dem arroganten Schönling gemein, den ich seit Wochen so
hartnäckig abwehrte.
    Wenn ich dich einmal in meiner Kiste drin habe, dann will
ich dich nicht so schnell wieder herauslassen, hatte er gesagt. Oder so
ähnlich.
    Je länger ich darüber nachdachte, umso aufregender klang der
Satz.
    Aber, hatte er es auch ernst gemeint?
    Sicher, die vergangenen Stunden wären wirklich ein krasser
Aufwand, nur um die Betthäschen-Statistik wieder zu aktualisieren, doch mein
beinahe krankhafter Selbstschutzmechanismus ließ mich immer noch misstrauisch
sein.
     
    Ich schreckte hoch, als die Türglocke
schellte. Anscheinend war ich auf dem Sofa eingedöst. Meine Wanduhr erklärte
mir, dass es halb Sieben am Abend war.
    Es klingelte nochmal.
    Schlaftrunken wackelte ich zur Sprechanlage und krächzte
hinein: „Ja?“
    „Lena? Darf ich raufkommen?“
    Desiderio!
    Mit einem Schlag war ich hellwach. Ich sprang ein paar Mal
hysterisch im Kreis. Dann antwortete ich mit

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