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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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schriller Stimme „Okay“ und
drückte den Türöffner.
    Hektisch überprüfte ich mein Antlitz im Garderobenspiegel.
Jogginghose, Schlabbershirt, Steckdosenfrisur, von dem leuchtenden Veilchen ganz
zu Schweigen – alles zusammen ein hoffnungsloser Fall.
    Trotzdem nahm ich mein Schicksal an und riss die Tür zu
meiner Wohnung genau in dem Moment auf, als Desiderio gerade klopfen wollte.
Mit erhobener Hand stand er da und schaute mich an.
    Ich schaute zurück.
    Er lächelte.
    Ich schluckte.
    Er sah noch hinreißender aus, wie in meiner Erinnerung. Verwaschene
Jeans, einfaches Sweatshirt, zerzauste Haare... und das tollste war wohl, dass
er irgendwie verlegen wirkte, was ihm wirklich ausgezeichnet gut stand.
    „Hi, ich wollte dich nicht überfallen, oder so“, erklärte er
und ließ langsam seine Hand sinken, „aber ich dachte mir, dass du vielleicht
Hunger hast und da ich sowieso gerade unterwegs war...“ Schüchtern hielt er mir
eine Pizzaschachtel entgegen.
    Mir lief sofort das Wasser im Mund zusammen und mir fiel auf,
dass ich tatsächlich Hunger hatte. Und was für einen! Gierig beäugte ich die
Schachtel und sagte nur: „Geil.“
    Wir sahen uns wieder an. Dann lachten wir gleichzeitig.
    „Also komme ich gerade richtig, wie?“, grinste er und die
anfängliche Verlegenheit war verschwunden.
    „Tatsache. Du bist mein Retter in der Not. Schon wieder.“
    Ich bat ihn herein und führte ihn ins Wohnzimmer. Nervös
strich ich mir über meine sackartigen Klamotten.
    Desiderio sah mich feixend an. „Also, an Quasimodo kommst du
bei Weitem nicht heran, mit deinem blauen Auge. Du hast eher was von Rocky.“
    Ich knurrte, musste aber dann doch lachen.
    „Willst du dich raus setzen?“, fragte ich, um meine
Unbeholfenheit zu überspielen.
    „Gerne.“
    Ich wies mit dem Arm zur Balkontür. „Cola, oder was anderes?“
    „Cola klingt gut.“
    Er wanderte auf den Balkon und ich stürzte in die Küche.
Während ich Gläser, Cola und Teller auf ein Tablett richtete, bemerkte ich,
dass meine Finger vor Aufregung zitterten.
    Ruhig bleiben. Wir werden nur Pizza essen und uns dabei
wie zivilisierte Menschen unterhalten.
    Na, klar, als ob das so einfach wäre...
    Ich beschloss einfach mein Bestes zu geben und jonglierte das
klappernde Tablett hinaus.
    „Brauchst du Besteck?“, wollte ich von Desiderio wissen, als
ich das Geschirr und die Cola auf dem Tisch platzierte.
    Er tat empört. „Also, bitte!“
    „Ach, ich vergaß, dass die Italiener keine Tischmanieren
haben“, scherzte ich und setzte mich ihm gegenüber.
    „Nicht frech werden, sonst gibt’s keine Pizza“, drohte er und
öffnete die Schachtel.
    Hmm... Schinken, Salami, Peperoni und extra viel Käse.
    „Ich bin ganz brav“, versprach ich und mein Magen knurrte
erwartungsvoll. Und laut. Peinlich berührt hielt ich mir den Bauch. „Oh.“
    Desiderio kicherte ausgelassen und reichte mir ein riesiges
Stück der duftenden Pizza.
    „Keine Sorge, ich bin Arzt. Mit den Geräuschen des
menschlichen Körpers kenne ich mich aus.“
    „Na, wenn das so ist“, meinte ich und nahm gierig den ersten
Bissen. „Heiff“, jammerte ich gleich danach mit vollem Mund und fächerte mir
Luft zu.
    „Ganz frisch aus dem Ofen“, erklärte er und beobachtete
amüsiert meine Versuche, meinen Mund abzukühlen. „Ist zwar nicht so gut wie die
von Oma, aber die beste die man hier in Wollbach kriegen kann.“
    Ich löschte meine Verbrennung mit einem Schluck Cola und
inspizierte die Anschrift auf der Pizzaschachtel. „Ja, das Condutto ist
wirklich die beste Pizzeria hier in der Gegend.“
    Eine Zeitlang aßen wir schweigend, weil keinem ein
vernünftiges Gesprächsthema einfallen wollte.
    „Ich war vorhin bei der Polizei“, begann Desiderio
schließlich.
    „Schon?“
    „Ja, ich dachte mir, je eher, umso besser. Jedenfalls haben
sie das Messer gefunden und beschlagnahmt.“
    „Aha. Okay.“
    „Der Niederhuber war übrigens immer noch total aufgeregt. Eines
ist sicher – der hängt sich voll rein in die ganze Sache, weil das endlich
einmal Schwung in seinen sonst wohl eher langweiligen Job bringt.“
    „Tja, das freut mich, dass ich ihn vor dem Alltag der
Verkehrskontrollen gerettet habe“, sagte ich bitter.
    Er sah mich an und legte den Kopf schräg. „Gib´s zu, du hast
dich nur wegen ihm mit diesem Kerl angelegt.“
    Sein kleiner Versuch mich aufzuheitern, stimmte mich
tatsächlich fröhlich.
    „Natürlich“, nickte ich. „Bist du jetzt eifersüchtig?“
    „Und

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