Vorhofflimmern
Polizeieskorte, höhö!“
„Ahaha“, gab ich verkrampft zurück und verzog mich schnell in
meine Wohnung, damit er mein wenig begeistertes Gesicht nicht sehen konnte.
So ein Mist, jetzt würden meine ganzen Nachbarn denken, dass
ich verhaftet wurde! Hoffentlich sahen sie dann auch alle aus dem Fenster, wenn
ich zurück gebracht wurde, nicht dass es plötzlich hieß: die Bergerin sitzt im
Knast!
Ich zog mich kurz um und kramte trotz der 26 Grad
Außentemperatur eine Mütze aus meinem Schrank, die ich mir tief ins Gesicht
ziehen konnte. Sonnenbrille auf, Halstuch rum – Perfekt, jetzt sah ich
wenigstens wirklich aus wie eine Kriminelle auf dem Weg ins Gericht.
Scheiße.
Ich beugte mich meinem Schicksal und trippelte hinunter zu
Polizist Niederhuber, der mich bereits freudestrahlend erwartete.
„Kann ich vorne sitzen? Hinten wird mir schlecht“, sagte ich
zu ihm im Vorbeigehen und stellte mich sogleich neben die Beifahrertür.
„Na, ausnahmsweise!“, flötete Herr Niederhuber. „Sie sind ja
nicht festgenommen, denn sonst müssten Sie auf die Rücksitzbank, hehe!“
„Jaa... Hehe.“
Als ich einstieg, fiel Spanner Kaltenberger fast sein
Fernglas aus der Hand, das konnte ich ganz genau sehen.
Da man als Durchschnittsbürger im Regelfall eher selten in
einem Streifenwagen mitfuhr, war es dann doch irgendwie interessant. Am
witzigsten fand ich die angespannten Gesichter der Passanten, die sich beim
Anblick des Polizeiautos allesamt sofort benahmen, als hätten sie etwas
grausiges zu verbergen und sich so dermaßen unauffällig gaben, dass ihr
Verhalten sofort auffiel. Ganz Wollbach schien ein schreckliches Geheimnis zu
hüten. Als ich Herrn Niederhuber von meiner Beobachtung berichtete, lachte er.
„Die, die nicht nervös werden haben meistens Dreck am
Stecken“, weihte er mich ein.
Ja, klang doch irgendwie logisch, oder?
Zumindest beruhigte mich der Umstand, dass ich in Gegenwart
der Polizei auch immer nervös wurde. Das hieße dann nämlich, dass ich ein
absolut reines Gewissen hatte.
Polizist Niederhuber war ein fröhlicher Mensch und er
erzählte mir auf unserer kurzen Fahrt ganze drei Beamtenwitze. Obwohl ich
keinen davon übermäßig lustig fand, lachte ich jeweils höflich darüber und der
Mann in Uniform freute sich. Eigentlich war er mir ganz sympathisch, der
Niederhuber. Polizisten waren wohl doch nur Menschen.
In der Wache angekommen, wurde ich behandelt wie ein Star.
Wirklich jeder hier kannte meinen Namen und alle Anwesenden wollten einen
kurzen Blick auf das sensationelle Opfer werfen. Ich bekam Kaffee, Cola, ein
Sandwich und insgesamt drei Snickers und jedes Lebensmittel wurde von einem
anderen Polizisten gebracht. Ich befürchtete schon fast, dass ich jetzt auch
noch Autogramme austeilen sollte, denn dann hätte ich dem ganzen Zirkus Einhalt
gebieten müssen.
Einzig der Phantombildzeichner namens Schmitt strahlte
reinste Professionalität aus. In seinem Beruf hatte er täglich mit solchen
Verbrechen zu tun, deshalb ging ihm das ganze Tohuwabohu seiner
Kleinstadtkollegen komplett auf die Nerven.
Als das vierte Snickers geliefert wurde, ließ er gebieterisch
seine Faust auf den Tisch knallen.
„Herrgott, jetzt ist aber mal Schluss!“, brüllte er. „Die
Frau Berger wird schon nicht verhungern und wenn wir endlich mal vernünftig
arbeiten könnten, dann wären wir eh schon längst fertig!“
Der junge Polizist legte vorsichtig die Schokolade auf den
Tisch, zog den Kopf ein und schlich aus dem Zimmer.
„Danke“, grinste ich und schob Herrn Schmitt als Belohnung einen
Schokoriegel zu.
Nachdem nun endlich Ruhe eingekehrt war, konnte ich mich voll
und ganz der Täterbeschreibung widmen. Beeindruckt verfolgte ich, wie Herr
Schmitt nach und nach meine Worte zu Papier brachte. Immer wieder korrigierte
er nach meinen Angaben und zeichnete neu, so dass es tatsächlich nicht lange
dauerte und Schlangentattoo mir finster entgegen blickte. Sogar die Tätowierung
am Hals hatte der Beamte maßstabsgetreu hinbekommen. Die Zeichnung sah so echt
aus, dass mir ein Schauer über den Rücken lief.
„Ja, das ist er“, bestätigte ich leise und schluckte schwer.
Schmitt legte die Zeichnung weg und sah mich mitfühlend an.
„Glauben Sie mir, Frau Berger. Auch wenn es momentan nicht den Anschein haben
mag, aber die Kollegen da draußen sind allesamt erfahrene Leute. Sie werden
alles daran setzen, den Täter zu finden und dingfest zu machen.“
„Okay.“ Ich lächelte tapfer.
„Wurde
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