Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
Vom Netzwerk:
so schwierig, Herrgott nochmal!“
    Sie schnaufte wie nach einem Hundertmeterlauf und ich starrte
betrübt in meine Tasse.
    War das denn wirklich so? Machte ich mein eigenes Leben
zunichte, weil ich ständig darauf bedacht war, mein Herz zu beschützen?
    Wahrscheinlich schon.
    Aber war Desiderio denn der Richtige, um mein Schneckenhaus
endlich zu verlassen?
    Zumindest war er der einzige, der mich überhaupt dazu
gebracht hatte, darüber nachzudenken. Das Gefühlschaos, das er bei mir
hinterließ, konnte ich nicht einfach so verleugnen.
    „Ich glaube, du hast recht“, lenkte ich schließlich langsam
ein.
    „Sicher habe ich das“, behauptete Vera steif, jedoch mit
einem weit milderen Tonfall.
    „Ja, aber was soll ich denn jetzt machen?“, jammerte ich
hilflos.
    „Mensch, Lena! Wie hast du denn deine Bettgeschichten sonst
immer abgeschleppt, hm?“
    „Das ist doch was ganz anderes!“
    „Stimmt schon, aber vom Prinzip her das Gleiche. Nur, dass du
ihm halt nicht gleich am nächsten Tag den Laufpass gibst. Sei einfach nur sexy
und selbstbewusst, und lass den Dingen ihren Lauf.“ Sie betrachtete kurz mein
lila Gesicht. „Okay, das mit dem sexy muss wohl noch warten, aber ansonsten
steht dem Angriff doch nichts im Wege, oder?“
    Oh doch, da war schon noch etwas, dass mir im Wege stand.
    Und zwar war das ich selbst.
    Und das stellte durchaus ein erhebliches Hindernis dar.
     
    Ich brauchte ganze vier Tage, bis ich
letztlich die erste Hürde meistern konnte.
    94 Stunden, bis ich es endlich schaffte mich dazu
durchzuringen, mich Desiderio anzunähern.
    Nach stolzen 5640 Minuten tippte ich eine SMS und schickte
sie ab.
    Hi, was macht die Arbeit?
    Klasse. Ich konnte wirklich stolz auf mich sein.
    Nach nur 338400 Sekunden hatte ich es tatsächlich über mich
gebracht ihm zu schreiben und dann gab ich nur absolut belanglosen Stuss von
mir.
    Verdammt.
    Wütend warf ich mein Handy auf den Tisch und lehnte mich
zurück. Jetzt war es zu spät. Meine Nachricht kämpfte sich bereits durch die
Wirren des Mobilfunknetzes und landete wahrscheinlich in genau diesem Moment
auf Desiderios Telefon. Bestimmt würde er die Nachricht öffnen und sich darüber
kaputt lachen.
    Ich stand auf, holte mir was zu trinken, setzte mich wieder
und starrte mein Samsung an. Unbeeindruckt schwieg es vor sich hin.
    Mist.
    Eine Weile trommelte ich nervös mit meinen Fingern auf dem
Tisch herum. Schließlich kontrollierte ich mein Telefon, nicht dass ich es aus
Versehen auf lautlos gestellt hatte. Nein, alles wunderbar. Eine SMS würde sich
mit dem gewohnten Piepton ankündigen. Oder, war es vielleicht kaputt?
    Quatsch, Desiderio wusste wahrscheinlich nur nicht, was er
auf so eine dumme Nachricht antworteten sollte.
    Es könnte natürlich auch sein, dass er die SMS noch gar nicht
gelesen hat, weil er gerade beschäftigt war.
    Mit was könnte er denn beschäftigt sein? Etwa mit einer
anderen Frau???
    Okay, jetzt hatte ich Wahnvorstellungen. Ich mahnte mich also
selbst zur Ruhe und zwang mich dazu ins Wohnzimmer zu gehen, um ein wenig zu
lesen.
    Als mein Handy kurz darauf piepste, rannte ich mir fast das
Hirn ein.
    Eine SMS!
    Von Vera.
    Mann, die blöde Kuh schuldete mir einen neuen großen Zeh,
denn diesen hatte ich mir in meiner Aufregung an der Schwelle zum Balkon ganz
böse angeschlagen. Obwohl es bei meiner derzeitigen Situation auf eine
Verletzung mehr oder weniger auch nicht mehr ankam. Trotzdem tat es höllisch
weh.
    Ich fluchte laut und überflog kurz ihre Nachricht. Ob ich
mich denn schon bei Desiderio gemeldet hatte, wollte sie wissen. Ja, was dachte
die denn?
    Ich verzichtete auf eine Antwort und legte mein Handy weg.
Kaum berührte es die Tischplatte, piepste es schon wieder.
    Eine SMS!
    Von Frank.
    Das durfte doch wohl nicht wahr sein! Wollten die mich alle
in den Wahnsinn treiben?
    Nein, Frank wollte nur mal wieder wissen, wie es mir denn so
erginge und ob ich trotz meiner Invalidität einmal Lust hätte, mit ihm
Garderobenschränke auszusuchen. Ich antwortete, dass ich natürlich Lust hätte,
wir uns aber derzeit auf Kataloge beschränken mussten, da ich mit meiner
Boxkampf-Visage keinesfalls ein Möbelhaus betreten wollte. Das verstand er
natürlich und kündigte sich für morgen zu einem Katalog-Abend an.
    Völlig entnervt verzog ich mich wieder auf die Couch. Um
weitere Unfälle zu vermeiden, nahm ich mein Handy lieber mit.
    Es dauerte beinahe eine ganze Stunde, bis es wieder piepste.
    Eine SMS.
    Von Desiderio!
    Mit zittrigen

Weitere Kostenlose Bücher