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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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versuchte anmutig einzusteigen. Mit einiger
Anstrengung schaffte ich es zumindest, nicht direkt auf den Sitz zu plumpsen,
obwohl meine Beine tatsächlich ihren Dienst versagten, als ich dicht an
Desiderio vorbeihuschte und er leise sagte: „Sie sehen heute wahrlich
bezaubernd aus, Madame.“
    Mein Gott, wie sollte ich das denn einen ganzen Abend lang
durchstehen?
    Während Desiderio um den Wagen herumging, führte ich ein paar
Atemübungen durch. Ich hatte es noch nicht einmal ansatzweise geschafft, mich
zu beruhigen, da saß er auch schon neben mir.
    Ziemlich dicht neben mir.
    Für meine momentane Verfassung ein wenig zu dicht, aber da
wir uns in einem Auto befanden, noch dazu in einem Sportwagen, ergaben sich für
mich leider keinerlei Ausweichmöglichkeiten.
    Desiderio startete unterdessen den Motor. „Bereit?“, wollte
er grinsend wissen.
    Nein!
    Trotzdem nickte ich und legte den Gurt an. Mit einem sanften
Schnurren setzte sich der Alfa in Bewegung. Nach ein paar Metern verriegelten
sich automatisch die Türen.
    Das Geräusch ließ mich kurzzeitig erstarrten. Jetzt war ich
gefangen auf dem Weg ins Unbekannte…
    „… auf den Rücksitz?“, fragte er.
    „WAS???“ Wir waren gerademal 50 Meter unterwegs und dann kam
schon so eine Frage?
    „Ob du deine Jacke auf den Rücksitz legen willst“,
wiederholte er ruhig.
    „Achso. Äh, ja.“ Erleichtert stopfte ich die Softshell nach
hinten.
    „Was hast du denn verstanden?“, lachte er.
    „Keine Ahnung“, murmelte ich und begann mit meinen
Fingerknöcheln zu knacksen. „Schönes Auto. Ist noch nicht alt, oder?“
    „Nein, ich hab den Wagen erst seit einem halben Jahr.“
Beinahe liebevoll tätschelte er das Lenkrad. „Italienische Wertarbeit.“
    Ich verkniff mir einen diesbezüglichen Spruch, weil ich nicht
als rassistisch gelten wollte und fragte stattdessen: „Sagst du mir jetzt wo
wir hinfahren?“
    „Nein.“
    „Wieso nicht?“
    „Weil es immer noch eine Überraschung ist.“
    „Hm.“ Ich knackte wieder mit den Knöcheln.
    „Macht dich das nervös?“, fragte er mit einem Seitenblick auf
meine Finger.
    „Nein!“ Schnell versteckte ich meine verräterischen Hände
zwischen den Oberschenkeln. „Wieso?“
    „Nur so.“
    Wir verließen Wollbach und Desiderio fuhr auf die Bundesstraße.
Er beschleunigte den Wagen und ich konnte nicht anders, als ihn beim Schalten
zu beobachten. Ich war beinahe enttäuscht, als er den sechsten und somit den
letzten Gang erreicht hatte, und er seine schlanke Hand mit den feingliedrigen
Fingern auf das Lenkrad legte.
    Ich wandte mich wieder nach vorne und starrte auf die Straße.
    „Wie lange fahren wir?“, wollte ich schließlich wissen.
    „Ach, schon eine Weile.“
    „Wie lange genau?“
    „Eine Weile.“
    „Du machst mich wahnsinnig“, seufzte ich ergeben und lehnte
mich zurück.
    „Das freut mich.“
    „Das war kein Kompliment!“
    Desiderio sah erstaunt zu mir. „Wirklich nicht?“
    „Nein“, brummte ich und fragte mich erneut, was zur Hölle ich
mir mit diesem Date angetan hatte.
    Er musterte mich kurz, dann wandte er seine Augen wieder nach
vorne. „Magst du im Allgemeinen keine Überraschungen, oder liegt es daran, dass
du mir immer noch nicht vertraust?“
    Ich rutschte ein unwohl auf meinem Sitz hin und her. „Im
Allgemeinen. Glaube ich.“
    „Glaubst du?“ Er biss sich aus seine hübsche Unterlippe.
„Okay. Kannst du mir bitte etwas versprechen?“
    „Was denn?“
    „Versprich mir, dass du mir heute eine Chance gibst“,
forderte er ernst. „Wenn ich sie vermasseln sollte, dann kannst du mich auf
ewig hassen.“
    Ich schluckte und wusste erst gar nicht, was ich darauf sagen
sollte. Schließlich sagte ich leise: „Okay.“
    Er nickte erfreut und grinste vor sich hin. Ich betrachtete
verstohlen sein Profil und konnte nicht anders, als ebenfalls zu grinsen. Warum
eigentlich, wusste ich auch nicht, aber es fühlte sich gut an. Allmählich
entspannte ich mich sogar etwas und ich konnte meine Hände wieder ruhig halten.
Und das, obwohl mir langsam sein unwiderstehliches Aftershave in die Nase
stieg.
    „Da wir ja eine Weile unterwegs sein werden, könntest du
mir in der Zwischenzeit die Neuigkeiten aus der Notaufnahme erzählen“, schlug
ich vor.
    „Gerne. Aber eigentlich hat sich in den letzten zwei Wochen
nicht wirklich viel getan.“
    „Keine Dramen, skurrile Unfälle oder Massenkarambolagen?“
    „Nein. Obwohl… wusstest du, dass der Pfleger aus der
Endoskopie schwul ist?“
    Ich

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