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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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aber da ich kein Untier war,
erlöste ich ihn schnell wieder von seiner Enttäuschung.
    „Hach, jetzt weiß ich, wo wir noch hinfahren können!“
    „Wohin denn?“
    „Tja, das bleibt vorerst mein Geheimnis“, flötete ich.
    Ja, Rache ist süß…
    Desiderio warf mir einen abschätzigen Blick zu. „Verstehe.
Die Retour-Kutsche.“
    Ich grinste nur, drehte die Musik wieder lauter und hüllte
mich in Schweigen.

Kapitel 22
    Ich hatte einen Entschluss gefasst.
Die wahre Antwort auf Desiderios Frage war nämlich: Ja.
    Ja, er hatte seine Chance genutzt und ich war endlich dazu
bereit, ihm mein Vertrauen zu schenken und um ihm dies zu zeigen, gab es für
mich einen perfekten Ort.
    „Hier rechts abbiegen“, wies ich ihn kurz vor dem Wollbacher
Ortsschild an.
    Ohne nachzufragen setzte er den Blinker und lenkte den Alfa
in eine Seitenstraße.
    „Jetzt links.“
    Sein Mundwinkel zuckte, als er erkannte, wohin ich ihn
lotste.
    Wir gelangten auf den Parkplatz vom Waldsee und Desiderio
machte Anstalten, den Wagen anzuhalten.
    „Nein“, sagte ich ruhig. „Siehst du den Feldweg, der mit
Privat gekennzeichnet ist? Dort entlang.“
    Obwohl sich seine Brauen verwundert wölbten, folgte er meiner
Anweisung. Langsam holperte der Alfa über den verwahrlosten Kiesweg, der schier
in die Dunkelheit zu führen schien. Mit jedem Meter wunderte sich Desiderio
wohl mehr über meine Navigation, denn er sah mich ein paar Mal fragend an.
Vielleicht hatte er aber auch nur Angst um seinen neuen Sportwagen.
    „Hier parken“, sagte ich und deutete auf den kleinen Platz
vor dem zerfallenen Haus.
    „Da willst du rein?“, fragte Desiderio einigermaßen entsetzt.
    „Quatsch. Komm einfach mit!“, lachte ich und stieg aus.
    Er folgte meinem Beispiel, wenn auch nicht ganz so überzeugt.
    „Hast du zufällig eine Decke dabei?“, fragte ich
hoffnungsvoll.
    „Nein, aber mein Strandtuch. Geht das auch?“
    „Perfekt. Warum hast du denn ein Strandtuch dabei?“
    Desiderio öffnete den Kofferraum und warf mir das gefaltete
Frottee hin. „Man kann nie wissen, wann man ein Strandtuch braucht, oder?“
    Ich kicherte und wartete bis er den Wagen abgeschlossen
hatte. Dann nahm ich seine Hand und zog ihn entschlossen auf das Gestrüpp zu.
    „Warte, ich habe meine Machete vergessen“, scherzte er. „Wo
willst du denn überhaupt hin? Zum Lebkuchenhaus?“
    „Nicht ganz. Warts einfach ab!“
    Zielstrebig bahnte ich mir meinen Weg durch das Dickicht und
zerrte Desiderio hinter mir her. Er ließ es geschehen, obwohl sein leises
Gemurmel darauf hindeutete, dass er langsam ein wenig an meinem Verstand
zweifelte. Ich konnte es ihm nicht verübeln, denn in der Dunkelheit sah es
wirklich aus, als wären wir mitten im nirgendwo und wäre ich den Trampelpfad
nicht schon tausendmal gegangen, dann hätten wir uns in Null-Komma-Nix
verlaufen. Außerdem war es in der Nacht schon ziemlich gruselig, so mitten im
Wald.
    „Wir sind da“, flüsterte ich andächtig, als wir endlich auf
meiner Lichtung ankamen.
    Der Himmel war zwar leicht bewölkt, aber der Mond war
halbvoll und kräftig genug, um alles in ein sanftes Licht zu tauchen.
Abertausende von Sternen spiegelten sich auf der Wasseroberfläche des Sees
wider und funkelten um die Wette. Die Trauerweide rauschte im Wind und spielte
zur Begrüßung mit ihren Blättern eine beruhigende Melodie.
    Desiderio stand einen Moment ganz still und sah sich staunend
um. Ich breitete unterdessen das Strandtuch am Fuße der Weide aus, setzte mich
darauf und klopfte auffordernd neben mich.
    Eine Weile saßen wir schweigend nebeneinander und ließen die
natürliche Schönheit auf uns wirken.
    „Ich dachte, das ist dein Geheimort?“, fragte Desiderio
schließlich leise.
    Meine Finger hatten einen abgebrochenen Zweig gefunden und
ich malte damit kleine Kreise in den Sand. „So ist es.“
    „Danke, dass du mir vertraust“, sagte er.
    Ein wohliger Schauer lief über meinen Rücken. Er hatte meine
Geste verstanden.
    „Bitte enttäusch mich nicht“, flüsterte ich. Meine Stimme war
kaum lauter, als das Rascheln der Weide, aber Desiderio hatte mich dennoch
gehört.
    „Das werde ich nicht“, versprach er.
    Vorsichtig lehnte ich mich an ihn und schloss die Augen. Er
legte seinen Arm um mich und hielt mich einfach nur fest. Seine Berührung
strahlte eine solche Vertrautheit aus, dass ich für einen Moment überwältigt
war.
    Ich wusste nicht, wie lange wir schon so dasaßen und mir war
es eigentlich auch egal, aber irgendwann

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