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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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kicherte. „Natürlich. Oh, warte! Hat er dich etwa
angemacht?“
    „Und wie!“ Er gluckste fröhlich. „Ein wahrer Profi, das muss
man ihm lassen! Aber er hat meine Abfuhr wirklich humorvoll entgegen genommen.“
    Nach und nach verfielen wir in ein unbeschwertes Gespräch
über die Arbeit und unsere Kollegen. Während die Landschaft an uns vorbeizog,
wurde ich immer lockerer und befreiter, bis ich eigentlich ganz ich selbst war.
Nur manchmal, wenn sich unsere Blicke kreuzten, begann mein Herz wieder mit
diesem nervigen Gehüpfe, doch es beruhigte sich jedes Mal schnell wieder.
    Wir waren schon eine gute Stunde unterwegs und draußen
dämmerte es bereits, als Desiderio in einer kleinen Gesprächspause die Musik
lauter drehte. Aus den Boxen ertönte ein Gemisch aus E-Gitarre und Gebrüll, das
mir absolut nicht bekannt vorkam und mir erst recht nicht gefiel.
    „Mein Gott, was ist das denn?“, fragte ich und verzog das
Gesicht.
    „Gefällt dir das nicht?“
    Ich schüttelte energisch den Kopf. „Überhaupt nicht mein
Fall!“
    „Hm“ Er machte leiser und blickte verwundert zu mir. „Aber
ich dachte, du magst Iron Maiden?“
    „Iron… Oh!“ Ich wusste nicht, was mich mehr schockierte. Die
Tatsache, dass er sich überhaupt an das T-Shirt unserer ersten Begegnung
erinnerte, oder dass er wirklich glaubte, mir würde diese Art von Musik
gefallen. Wahrscheinlich war es ersteres.
    „Also, weißt du, dieses Shirt… meine Güte, ich habe keine
Ahnung, warum ich das überhaupt habe, aber darin schlafe ich eigentlich nur und
damals hatte ich es ziemlich eilig, darum habe ich auch so schrecklich
ausgesehen“, versuchte ich zu erklären.
    „Ich finde absolut nicht, dass du schrecklich ausgesehen
hast“, widersprach Desiderio.
    „Was? Na, also bitte. Ich bin gerade aus dem Bett geklettert
und war noch total verschlafen und…“
    „…warst trotzdem wunderschön.“
    „Ich… äh… Quatsch.“ Ich winkte fahrig ab und kämpfte dagegen
an rot zu werden. Da kam mir ganz gelegen, dass Desiderio den Blinker setzte
und abbog.
    „München?“, stellte ich erstaunt fest und sah mich um. Mir
war gar nicht aufgefallen, dass wir schon so lange unterwegs waren.
    „Richtig.“
    „Ja, und was machen wir jetzt hier?“
    „Warts ab, wir sind gleich da.“
    Gespannt beobachtete ich das Treiben auf dem mittleren Ring
und versuchte zu erkennen, wohin Desiderio mich wohl brachte.
    Erst nach dem zweiten Wegweiser zum Olympiastadion erhellte
mich ein Geistesblitz.
    „Wir fahren zu Pink?“, quietschte ich.
    Er lächelte nur, doch das war mir Antwort genug. Aufgeregt
trommelte ich mit meinen Händen auf den Oberschenkeln und schon kam das hell
erleuchtete Stadion in Sicht. Als Desiderio einen Parkplatz suchte, zappelte
ich herum, wie ein kleines Kind und konnte mein Glück kaum fassen.
    Ich würde Pink live sehen!
    Kaum hatte er seinen Alfa in einer Parklücke platziert,
sprang ich auch schon aus dem Wagen.
    „Willst du deine Jacke nicht mitnehmen?“, wollte Desiderio
wissen
    „Nein, die stört mich nur“, wehrte ich eilig ab und trippelte
ungeduldig auf der Stelle.
    „Keine Sorge, das Konzert beginnt erst in einer Stunde“,
meinte er belustigt über meine Hektik.
    „Ja und? Wir müssen erst noch hinein und dann müssen wir uns
noch nach vorne durchquetschen und dann kommen wir vielleicht zu spät!“,
drängelte ich.
    Er ließ sich natürlich mal wieder nicht aus der Ruhe bringen.
Gelassen blieb er stehen und schmunzelte in sich hinein. „Ich habe so ganz das
Gefühl, als hätte ich mit meiner Überraschung voll und ganz ins Schwarze
getroffen.“
    Aufregung und Vorfreude ließen mich jegliche Scheu vergessen.
Überglücklich hüpfte ich auf Desiderio zu und schloss ihn in meine Arme. „Und
wie! Danke, danke, danke!“, kreischte ich in sein Ohr und drückte ihm zu guter
Letzt noch einen dicken Schmatzer auf die Wange.
    Dann hakte ich mich bei ihm unter und schleifte ihn mehr oder
weniger Richtung Haupteingang.
     
    Das Konzert war unglaublich!
    Meinen Plan, uns in die vorderste Reihe durchzumogeln mussten
wir zwar schnell wegen akuter Quetschgefahr aufgeben, aber das war völlig egal.
Wir hatten es etwa bis zum vorderen Drittel der Zuschauer geschafft und ließen
uns von der allgemeinen Stimmung mitreißen.
    Wir jubelten, wir grölten, wir sangen und wir schunkelten bis
weit nach Mitternacht und die Rockröhre Pink machte ihrem Namen dabei alle
Ehre.
    Nach der letzten Zugabe ließen wir uns von der Menge zum
Ausgang

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