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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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mich da auf eine Idee…“
    Wieder boxte ich ihn, doch diesmal wehrte er sich. Ohne
Vorwarnung begann er mich in die Seiten zu pieken, woraufhin ich einen kleinen
Lachanfall bekam.
    „Aufhören! Stopp!“, flehte ich gackernd und wälzte mich
gewissermaßen wehrlos auf dem Boden herum, um seinen Händen zu entfliehen.
„Bitte!“
    Wir waren so sehr mit unserem kleinen Kampf beschäftigt, dass
wir die dunklen Wolken erst bemerkten, als die ersten Tropfen vom Himmel
fielen. Tatsächlich war bereits der ganze See von einer schweren Regenwolke
verhangen, die zusammen mit dem plötzlich aufgekommenen Wind, nichts Gutes
bedeuten konnte.
    „Der Wettergott zeigt Gnade mit dir“, tönte Desiderio und
ließ von mir ab. Er warf einen Blick auf die unheilvolle Wolkendecke. „Wir
sollten lieber zurück zum Auto gehen. Das sieht mir ziemlich nach einem Wolkenbruch
aus.“
    Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, öffnete der Himmel
seine Schleusen.
    Und wie er sie öffnete! Der Regen kam wie ein wahrer
Sturzbach und fiel in einer dichten Masse auf uns hinab.
    Ich quiekte, rappelte mich auf und schnappte mir Desiderios
Hand.
    Er warf mir das Strandtuch über den Kopf und folgte mir
eiligst in das Dickicht.
    Der Wald fing zwar den Großteil des Regens ab, trotzdem war
ich innerhalb von Sekunden bis zur Unterwäsche patschnass.
    „Iih, ist das kalt!“, kreischte ich, als wir durch das
Gestrüpp brachen.
    „Beeil dich!“, schnaufte Desiderio hinter mir.
    Ja, als ob ich mir gerade Zeit lassen würde! Weil ich viel zu
beschäftigt war, nicht über meine eigenen Füße zu stolpern, schluckte ich einen
diesbezüglichen Kommentar hinunter.
    Endlich kam der Alfa in Sicht.
    Ich ließ Desiderio los und sprintete zur Beifahrerseite. Ich
hatte bereits die Hand am Türgriff und wartete nur noch auf die rettenden
Blinklichter, doch es tat sich nichts.
    „Sperr endlich auf!“, rief ich durch den dichten Regenvorhang.
    „Geht nicht!“
    Was?
    „Warum nicht?“ Das Strandtuch über meinem Kopf erhoben, trippelte
ich zu Desiderio, der hektisch seine Hosentaschen durchsuchte.
    „Ich habe den Schlüssel verloren!“
    „Nein!“
    Desiderio begann eilig den Boden abzusuchen. „Verdammter
Mist, ich kann überhaupt nichts sehen!“, fluchte er.
    „Das bringt doch jetzt nichts“, schimpfte ich und packte ihn eilig
am Oberarm. „Komm mit!“
    Um dem eiskalten Nass zu entgehen, zerrte ich ihn kurzerhand
zu der verwilderten Ruine, die einst ein Haus gewesen war. Schon nach ein paar
Schritten entdeckte ich den Rest eines Schuppens, der zwar nur noch zwei Wände,
aber dafür ein einigermaßen intaktes Dach hatte. Völlig durchnässt und nach
Atem ringend standen wir uns schließlich gegenüber.
    „So eine Scheiße“, murrte Desiderio. „Was machen wir denn
jetzt?“
    Ich sah mich in unserem Verschlag um. Sehr einladend wirkte
das Ganze nicht. Eigentlich gab es nur einen hüfthohen Stapel mit Brettern und
eine Sammlung ebenso hoher Brennnesseln. Nur das Dach bot einen gewissen Trost.
    „Tja, uns wird wohl nichts anderes übrig bleiben, als hier zu
warten bis der Regen aufgehört hat, damit wir deinen Schlüssel suchen können“,
seufzte ich.
    Desiderio sagte etwas auf Italienisch, das sich nicht sehr
freundlich anhörte.
    „Ich hoffe doch sehr, dass das nicht mir gegolten hat“,
mahnte ich vorsichtshalber.
    „Was? Nein, ich habe gerade das deutsche Wetter beschimpft.“
    „Oh ja, das böse, böse Wetter. Wenn sonst keiner Schuld ist,
dann das Wetter. Und das deutsche erst! Böse, durch und durch!“
    Er sah mich einen Moment zweifelnd an, dann brachen wir
gleichzeitig in lautes Lachen aus.
    Ich hievte mich auf den Bretterstapel und betrachtete
Desiderio feixend. „Also, das mit dem Wet-T-Shirt-Kontest hast du wirklich
geschickt eingefädelt.“
    Er sah kurz an sich hinunter und erkannte sofort, was ich
damit meinte. Sein weißes Hemd klebte durch die Nässe an seinem Oberkörper und
war beinahe komplett durchsichtig geworden. Ein Jammer, dass es hier so dunkel
war…
    „Tja, schade, dass du heute schwarz trägst“, grinste er mit
einem Blick auf mein Oberteil.
    „Ja, eine wahre Schande. Wenn ich das gewusst hätte!“
    „Was wäre denn gewesen, wenn du das gewusst hättest?“, fragte
er herausfordernd.
    „Hmm“, machte ich und legte das Strandtuch beiseite, das
sowieso triefnass war. „Wahrscheinlich hätte ich dann einen Regenschirm
mitgenommen.“
    Desiderio lachte leise und sah mich lange an. Trotz der
Dunkelheit konnte ich

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