Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
sah sie
beschwichtigend an. »Sie haben nichts zu befürchten, Cordelia.
Sie werden unsere allerbesten Leute haben, die für …mit…«
Weiter dachte Cordelia.
»… Ihnen arbeiten. Und wenn Sie fertig sind, werden Sie zu Ihrem alten Leben zurückkehren können, als ob nichts von alledem je geschehen wäre.«
Ihr wollt mich auslöschen, nicht wahr? Ihn auslöschen …
Mich zu Tode analysieren, wie meinen armen, schüchternen
Liebesbrief. Sie lächelte wehmütig. »Tut mir Leid, Bill. Ich habe einfach diese schreckliche Vision, g-ge-schält zu werden wie eine Z-Zwiebel, auf der Suche nach den Samen.«
Er grinste. »Zwiebeln haben keine Samen, Cordelia.«
»Ich nehme alles zurück«, sagte sie trocken.
»Und offen gesagt«, fuhr er fort, »falls Sie Recht und wir…
hm… Unrecht haben – die schnellste Methode, das zu
beweisen, ist mitzukommen.« Er lächelte das Lächeln der
Vernunft.
»Ja, das ist wahr…« Abgesehen von dieser kleinen Sache
eines Bürgerkriegs auf Barrayar – diesem kleinen Stolperstein
– diesem Stein – Papier wickelt Stein…
»Tut mir Leid, Cordelia.« Ja, es tat ihm wirklich Leid.
»Ist schon in Ordnung.«
»Bemerkenswerter Trick der Barrayaraner«, erklärte Mehta
nachdenklich. »Einen Spionagering unter der Tarnung einer
Liebesaffäre zu verbergen. Ich wäre vielleicht sogar darauf hereingefallen, wenn die Hauptakteure glaubhafter gewesen wären.«
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»Ja«, stimmte Cordelia freundlich zu und krümmte sich
innerlich. »Man erwartet nicht, dass eine Vierunddreißigjährige sich wie eine Jugendliche verliebt. Ein ganz unerwartetes –Geschenk, in meinem Alter. Noch unerwarteter bei einem Vierundvierzigjährigen, dem Vernehmen nach.«
»Genau«, sagte Mehta, erfreut über Cordelias Bereitschaft, ihre Logik zu verstehen. »Ein Karriereoffizier in mittlerem Alter ist kaum der Stoff für eine Romanze.«
Tailor öffnete hinter ihrem Rücken den Mund, als ob er
etwas sagen wollte, aber dann schloss er ihn wieder. Er blickte versonnen auf seine Hände.
»Sie meinen, Sie könnten mich davon heilen?«, fragte
Cordelia.
»O ja.«
»Aha.« Sergeant Bothari, wo sind Sie jetzt, wo ich Sie am
nötigsten brauche? Zu spät. »Sie lassen mir keine Wahl.
Seltsam.« Aufschub, flüsterten ihre Gedanken. Halt Ausschau nach einer Gelegenheit. Wenn du keine finden kannst, dann schaffe eine. Tu so, als wäre hier Barrayar, wo alles möglich ist. »Ist es in Ordnung, wenn ich mich d-dusche – mich umziehe, packe? Ich nehme an, dies wird eine längere Geschichte werden.«
»Natürlich.« Tailor und Mehta tauschten erleichterte Blicke.
Cordelia lächelte freundlich.
Dr. Mehta begleitete sie ohne den Medizintechniker in ihr
Schlafzimmer. Die Gelegenheit, dachte Cordelia benommen.
»Ah, gut«, sagte sie und schloss die Tür hinter der Ärztin, »wir können miteinander plaudern, während ich packe.«
Sergeant Bothari – es gibt eine Zeit für Worte, und es gibt eine Zeit, wo sogar die allerbesten Worte versagen. Sie waren ein Mann von sehr wenig Worten, aber Sie haben nicht versagt.
Ich wünschte mir, ich hätte Sie besser verstanden. Zu spät…
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Mehta setzte sich auf das Bett und beobachtete das neue
Exemplar ihrer Sammlung, vielleicht, wie es sich noch auf
seiner Nadel krümmte. Ihr Triumph der logischen
Schlussfolgerungen. Wollen Sie eine Monographie über mich
schreiben, Mehta? überlegte Cordelia mürrisch. Papier wickelt Stein…
Sie trödelte in dem Zimmer herum, öffnete Schubladen,
knallte Wandschränke zu. Hier war ein Gürtel – zwei Gürtel und ein Kettengürtel. Hier waren ihre Ausweiskarten, ihre Bankkarten, ihr Geld. Sie tat so, als sähe sie sie nicht. Während sie sich bewegte, redete sie. Ihr Gehirn lief auf Hochtouren.
Stein stumpft Schere…
»Wissen Sie, Sie erinnern mich ein bisschen an den
verstorbenen Admiral Vorrutyer. Sie beide wollen mich
auseinander nehmen, wollen sehen, was in mir vorgeht.
Vorrutyer war allerdings mehr wie ein kleines Kind. Hatte
keine Absicht, den Schlamassel, den er angerichtet hatte,
nachher wieder aufzuräumen.
Sie andererseits werden mich auseinander nehmen und nicht
einmal Spaß daran haben. Natürlich haben Sie die volle
Absicht, die Teile nachher wieder zusammenzusetzen, aber von meinem Standpunkt aus gesehen macht das kaum einen unterschied. Aral hatte Recht mit dem, was er über Leute in grünen Seidenzimmern sagte…«
Mehta blickte verwundert drein. »Sie haben aufgehört zu
stottern«, stellte
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