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Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre

Titel: Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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zweiundzwanzig Jahren für genau das gleiche Verbrechen hätte öffentlich hingerichtet werden sollen!« Er blieb vor ihr stehen. »Die Geschichte von dem Vorfall gestern Abend ist heute Morgen in verschiedenen Varianten schon in der ganzen Stadt verbreitet. In ein paar Tagen wird sie überall bekannt sein. Ich ließ sie vom Informationsdienst unterdrücken, vorläufig, aber das war wie Spucken gegen den Wind. Es ist zu spät, um das Ganze zu vertuschen, selbst wenn ich das tun wollte. Also wen soll ich jetzt verraten? Einen Freund? Oder Ezar Vorbarras Vertrauen?
    Es gibt keinen Zweifel, welche Entscheidung er gefällt hätte.«
    Er setzte sich wieder neben sie und nahm sie in die Arme.
    »Und das ist erst der Anfang. Jeden Monat, jede Woche wird es wieder irgendeine unmögliche Sache geben. Was wird von mir übrig bleiben, wenn das fünfzehn Jahre lang so weitergeht?
    Eine leere Hülle, wie das Ding, das wir vor drei Monaten
    beerdigt haben, nachdem wir bei seinem letzten Atemzug
    darum beteten, dass es keinen Gott geben möge? Oder eine von der Macht korrumpierte Monstrosität wie sein Sohn, der so infiziert war, dass er nur durch einen Plasmabogen sterilisiert werden konnte? Oder etwas noch Schlimmeres?«
    Seine unverhüllte Qual erschreckte sie. Als Antwort hielt sie ihn fest umschlungen. »Ich weiß es nicht. Ich weiß es nicht.
    Aber irgendjemand … irgendjemand hat schon immer diese
    Art von Entscheidungen getroffen, während wir in glücklicher Unwissenheit dahinspazierten und die Welt als gegeben nahmen. Und dieser Jemand war auch nur ein Mensch. Nicht besser, nicht schlechter als du.«
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    »Ein erschreckender Gedanke.«
    Sie seufzte. »Du kannst nicht im Dunkeln mithilfe der Logik zwischen zwei Übeln wählen. Du kannst dich nur an die Sicherheitslinie eines Prinzips halten. Ich kann nicht deine Entscheidung treffen. Aber welche Prinzipien auch immer du jetzt wählst, die werden deine Sicherheitslinien sein, die dich voranbringen. Und um deines Volkes willen müssen sie konsequent sein.«
    Er ruhte in ihren Armen. »Ich weiß. Es gab eigentlich keine wirkliche Frage über diese Entscheidung. Ich habe nur… noch ein bisschen um mich geschlagen, während ich zu Boden ging.« Er löste sich von ihr und stand wieder auf. »Lieber Captain, wenn ich in fünfzehn Jahren noch bei gesundem Verstand bin, dann wird das, glaube ich, dein Werk sein.«
    Sie schaute zu ihm empor. »Und wie lautet deine
    Entscheidung?«
    Die Qual in seinen Augen gab ihr die Antwort. »0 nein«,
    sagte sie unwillkürlich, dann biss sie sich auf die Lippe. Und ich habe versucht, so weise zu sprechen. Ich habe aber nicht das gemeint »Weißt du«, sagte er sanft, resigniert. »Ezars Methode ist die einzige, die hier funktionieren kann. Letztendlich stimmt es. Er herrscht noch von seinem Grab aus.« Er machte sich auf den Weg zum Bad, um sich zu waschen und die Kleider zu wechseln.
    »Aber du bist nicht er«, flüsterte sie in den leeren Raum.
    »Kannst du nicht deine eigene Methode finden?«
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8
    Vorkosigan war drei Wochen später bei Carl Vorhalas
    öffentlicher Hinrichtung anwesend.
    »Ist es notwendig, dass du hingehst?«, fragte ihn Cordelia am Morgen, als er sich ankleidete, kühl und in sich gekehrt.
    »Ich muss doch nicht hingehen, oder?«
    »Du liebe Güte, nein, natürlich nicht. Ich muss nicht gehen, offiziell, außer … Ich muss gehen. Du kannst sicher verstehen, warum.«
    »Nein … wirklich, außer als einer Art von Selbstbestrafung.
    Ich bin mir nicht sicher, dass du dir diesen Luxus leisten kannst, bei deiner Arbeit.«
    »Ich muss gehen. Ein Hund kehrt zu seinem Erbrochenen
    zurück, nicht wahr? Seine Eltern werden dort sein, weißt du das? Und sein Bruder.«
    »Was für eine barbarische Sitte.«
    »Nun ja, wir könnten das Verbrechen als Krankheit behandeln, wie ihr Betaner das tut. Du weißt, wie das vor sich geht. Wir töten einen Menschen wenigstens sauber, auf einmal, statt stückweise über Jahre hinweg… ich weiß nicht.«
    »Wie wird… es gemacht?«
    »Enthauptung. Man hält sie für fast schmerzlos.«
    »Wie weiß man das?«
    Sein Lachen war völlig ohne Humor. »Eine sehr triftige
    Frage.« Er umarmte sie nicht, als er wegging. Er kehrte knapp zwei Stunden später zurück, schweigend, lehnte mit Kopfschütteln das vorsichtige Angebot eines Mittagessens ab, sagte einen Nachmittagstermin ab und zog sich in Graf Piotrs Bibliothek zurück. Dort saß er an einem Buchprojektor, ohne zu lesen. Nach einer Weile

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