Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
…
Aber der Leichtflieger näherte sich langsam dem Ende seiner Flugbahn. Er landete wackelnd auf dem vorderen Rasen.
Männer in Vorkosigan-Livree und der grün-schwarzen
Uniform des Sicherheitsdienstes umringten ihn vorsichtig. Der Schaden des Fliegers war deutlich zu sehen: ein von einem Plasmatreffer eingebranntes Loch, schwarze Rußstreifen, verzogene Steuerflächen – es war ein Wunder, dass er
überhaupt noch geflogen war.
»Wer…?«, fragte Aral.
Piotrs Blick wurde schärfer, als durch das beschädigte
Verdeck der Pilot sichtbar wurde. »Ihr Götter, es ist Negri!«
»Aber wer ist das mit… los!« Aral drehte sich blitzschnell um und rannte zur Tür hinaus. Piotr und Cordelia folgten ihm, 563
durch die vordere Halle und durch die Tür und den grünen
Abhang hinab.
Die Wachen mussten das verzogene Verdeck aufbrechen.
Negri fiel ihnen in die Arme. Sie legten ihn ins Gras. Er hatte eine scheußliche Brandwunde von etwa einem Meter Länge auf seiner linken Körperseite; seine grüne Uniform war hier geschmolzen und verkohlt und gab den Blick frei auf blutende weiße Brandblasen und aufgerissenes Fleisch. Er zitterte unaufhörlich.
Die kleine Gestalt, die auf dem Passagiersitz festgegurtet saß, war Kaiser Gregor. Der fünfjährige Junge weinte
erschrocken, nicht laut, sondern in gedämpftem, unterdrücktem Wimmern. So viel Selbstbeherrschung in einem so jungen Knaben war Cordelia unheimlich. Er sollte laut schreien. Ihr selber war danach, laut zu schreien. Gregor trug gewöhnliche Spielkleidung, ein leichtes Hemd und dunkelblaue Hosen. Ihm fehlte ein Schuh. Ein Sicherheitsbeamter hakte seinen Sitzgurt auf und zog ihn aus dem Flieger. Er wich vor dem Mann zurück und bückte erschreckt und verwirrt auf Negri. Hast du gedacht, Erwachsene seien unzerstörbar, Kind? dachte Cordelia voll Kummer.
Kou und Drou tauchten aus ihren jeweiligen Schlupflöchern
im Haus auf. Gregor erkannte Droushnakovi, eilte pfeilschnell auf sie zu und klammerte sich fest an ihren Rock. »Droushie, hilf mir!« Jetzt erst wagte er, hörbar zu weinen. Sie schlang ihre Arme um ihn und hob ihn hoch.
Aral kniete sich neben dem verletzten Sicherheitschef nieder.
»Negri, was ist passiert?«
Negri streckte seinen unverletzten rechten Arm aus und griff nach Arals Jacke. »Er versucht einen Putsch – in der Hauptstadt, Seine Truppen haben die Sicherheitszentrale und das Kommunikationszentrum eingenommen – warum habt ihr nicht reagiert? Das Hauptquartier ist umzingelt, unterwandert –
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heftige Kämpfe jetzt an der Kaiserlichen Residenz. Wir hatten ihn entlarvt – waren dabei, ihn zu verhaften – er geriet in Panik. Schlug zu früh zu. Ich glaube, er hat Kareen…«
»Wer hat. Negri«, wollte Piotr wissen, »wer?«
»Vordarian.«
Aral nickte grimmig. »Ja…«
»Sie – nehmen Sie den Jungen«, keuchte Negri. »Vordarian
hat uns fast besiegt …« Sein Zittern ging in konvulsivisches Zucken über, seine Augen verdrehten sich, bis das Weiße sichtbar wurde. Sein Atem ging stoßweise und würgend.
Plötzlich blickten seine Augen noch einmal intensiv und
konzentriert. »Sagen Sie Ezar« – die Krämpfe überfielen ihn wieder und quälten seinen kräftigen Leib. Dann hörten sie mit einem Mal auf. Das Ganze halt! Er atmete nicht mehr.
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»Sir«, sagte Koudelka, nachdem er sich zu Vorkosigan
vorgedrängt hatte, »die gesicherte Kommunikationskonsole
war sabotiert.« Der Kommandant der Sicherheitswache neben
ihm nickte zustimmend. »Ich wollte gerade kommen und es
Ihnen melden …« Koudelka erblickte Negris Körper, der im
Gras lag. Zwei Sicherheitsleute knieten jetzt neben ihm und versuchten es verzweifelt mit erster Hilfe: Herzmassage, Sauerstoff und Injektionen von Hypospray. Aber trotz ihrer Bemühungen blieb der Körper schlaff, das Gesicht wächsern und bewegungslos. Cordelia war dem Tod schon früher begegnet und erkannte die Anzeichen. Das hat keinen Zweck, Leute, den werdet ihr nicht zurückholen. Nicht diesmal. Er ist gegangen, um seinen letzten Bericht Ezar persönlich zu überbringen. Negris letzter Bericht…
»Welcher Zeitrahmen bei der Sabotage?«, wollte Vorkosigan
wissen. »Verzögert oder unmittelbar?«
»Es sah nach unmittelbar aus«, berichtete der
Wachkommandant. »Kein Anzeichen für einen Zeitschalter
oder irgendein Gerät. Irgendjemand hat die Konsole einfach auf der Rückseite aufgebrochen und sie innendrin zerstört.«
Aller Augen wandten sich auf dem Mann
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