Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
an: »Haben Sie schon daran gedacht, mit einem Gymnastikprogramm zu beginnen, Lady Vorkosigan?«
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»Wer sind denn Vordarians Leute?«, fragte Cordelia Aral
deprimiert. »Ich bin vor ihnen wochenlang davongerannt, aber es ist, als hätte ich sie nur kurz in einem Rückspiegel gesehen.
Kenne deinen Feind, und all das. Woher bekommt er seinen
unaufhörlichen Nachschub an Schlägern?«
»Oh, nicht unaufhörlich.« Aral lächelte leicht und nahm ein weiteres Stück Schmorbraten. Sie waren – was für ein Wunder!
– endlich allein, in seinem einfachen unterirdischen Apartment für höhere Offiziere. Ein Offiziersbursche hatte ihnen ihr Abendessen auf einem Tablett gebracht und auf dem niedrigen Tisch zwischen ihnen angerichtet. Dann hatte Aral, zu Cordelias Erleichterung, ihn entlassen mit den Worten: »Danke, Korporal, wir brauchen Sie nicht mehr.«
Aral schluckte seinen Bissen hinunter und fuhr fort: »Wer
sind sie? Im Großen und Ganzen alle, die über sich in der
Befehlskette einen Offizier haben, der Vordarians Seite
gewählt hat, und die entweder nicht den Nerv oder in einigen Fällen nicht den Verstand haben, entweder den Offizier umzulegen oder ihre Einheit zu verlassen und sich anderswo zu melden. Und Gehorsam und Zusammenhalt der Einheiten sind in diese Männer tief eingeprägt. ›Wenn es stürmisch wird, halte dich an deine Einheit‹ ist ihnen buchstäblich eingedrillt worden. Also macht die verhängnisvolle Tatsache, dass ihr Offizier sie in den Verrat führt, es noch natürlicher, sich an ihre Kameraden zu klammern. Außerdem«, er grinste düster, »ist es nur dann Verrat, wenn Vordarian verliert.«
»Wird Vordarian verlieren? «
»Solange ich lebe und Gregor am Leben erhalte, kann
Vordarian nicht gewinnen.« Er nickte voller Überzeugung.
»Vordarian bezichtigt mich aller möglichen Verbrechen, so
schnell er sie nur erfinden kann. Am ernstesten ist das Gerücht, 632
das er ausstreut, ich hätte mich mit Gregor aus dem Staub
gemacht und würde die Kaiserherrschaft für mich selber
suchen. Ich betrachte das als einen Trick, um Gregors Versteck ausfindig zu machen. Er weiß, dass Gregor nicht bei mir ist.
Sonst wäre er versucht, hier eine Nuklearbombe
reinzuschmeißen.«
Cordelia verzog ihre Lippen voller Abneigung. »Will er also Gregor fangen oder ihn töten?«
»Töten nur, wenn er ihn nicht fangen kann. Wenn die Zeit
reif ist, werde ich Gregor an die Öffentlichkeit bringen.«
»Warum nicht schon jetzt?«
Er lehnte sich mit einem müden Lächeln zurück und schob
sein Tablett zur Seite, auf dem in seiner Schüssel noch ein paar Bissen Schmorbraten und Brotstückchen übrig waren. »Weil ich sehen möchte, wie viele von Vordarians Streitkräften ich noch vor der Lösung des Knotens zurückgewinnen kann. Zu mir desertieren ist nicht ganz der richtige Ausdruck …
rüberkommen, vielleicht. Ich möchte mein zweites Amtsjahr
nicht mit der Exekution von viertausend Soldaten beginnen.
Allen unterhalb eines bestimmten Ranges kann Pardon
gegeben werden mit der Begründung, dass sie durch Eid
gebunden waren, ihren Offizieren zu folgen, aber ich möchte auch so viele von den Ranghöheren retten, wie ich kann. Fünf Distriktsgrafen und Vordarian sind dem Untergang geweiht: für sie gibt es keine Hoffnung. Verdammt sei er, dass er das alles angefangen hat.«
»Was tun denn Vordarians Truppen? Ist das ein Sitzkrieg?«
»Nicht ganz. Er verschwendet eine Menge seiner und meiner
Zeit, indem er ein paar nutzlose Stützpunkte gewinnen möchte, wie zum Beispiel das Nachschubdepot in Marigrad. Wir gehen darauf ein und ziehen ihn hinein oder hinaus. Das hält Vordarians Kommandeure beschäftigt und lenkt sie von dem wirklich wichtigen Gebiet ab, das sind die Streitkräfte im Weltraum. Wenn ich nur Kanzian hätte!«
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»Haben deine Geheimdienstleute ihn schon ausfindig
gemacht?« Der hoch geschätzte Admiral Kanzian war einer
von den beiden Männern im barrayaranischen Oberkommando,
die Vorkosigan als ihm selbst überlegen in strategischen
Fragen betrachtete. Kanzian war ein Spezialist für besondere Raumoperationen; die Weltraumstreitkräfte brachten ihm großes Vertrauen entgegen. »An seinen Stiefeln hat kein Pferdemist geklebt«, hatte es Kou einmal, zu Cordelias Amüsement, ausgedrückt.
»Nein, aber Vordarian hat ihn auch nicht. Er ist
verschwunden. Ich hoffe bei Gott, dass er nicht in irgendein dummes Straßenkreuzfeuer geriet und jetzt unidentifiziert irgendwo in
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