Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
abgesehen.
Vordarian appelliert an die konservative Elite, an die alten Vor und das Militär. Der Graf kann nicht zählen. Die neue Technokultur bringt so schnell, wie unsere Schulen sie produzieren können, Progressive aus dem gewöhnlichen Volk
hervor. Sie sind die Mehrheit der Zukunft. Ich möchte ihnen eine andere Methode als nur bunte Armbänder geben, um die
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Guten von den Bösen zu unterscheiden. Moralische
Überzeugung ist eine mächtigere Kraft, als Vordarian
vermutet. Welcher General auf der alten Erde hat gesagt, dass die Moral sich zur Physik verhält wie drei zu eins? Ach ja, das war Napoleon. Schade, dass er seinen eigenen Rat nicht befolgt hat. Für diesen Krieg hier beziffere ich das Verhältnis auf fünf zu eins.«
»Aber halten sich eure Kräfte die Waage? Wie steht es mit
der Physik?« Vorkosigan hob die Schultern. »Wir haben jeder Zugang zu genug Waffen, um Barrayar zu verwüsten. Rohe Gewalt ist nicht das wirkliche Thema. Aber meine Legitimität ist ein enormer Vorteil, solange Waffen bemannt werden müssen. Daher Vordarians Versuche, diese Legitimität zu unterminieren mit seinen Beschuldigungen, ich hätte Gregor beseitigt Ich schlage vor, ihn mit seiner Lüge zu fangen.«
Cordelia zitterte. »Du weißt, ich wäre nicht gerne auf
Vordarians Seite.«
»Oh, es gibt da noch ein paar Methoden, wie er gewinnen
könnte. Mein Tod ist bei ihnen allen erforderlich. Ohne mich als einen Mittelpunkt, den einzigen Regenten, den der verstorbene Ezar eingesetzt hat, was gäbe es da noch zu wählen? Vordarians Anspruch ist dann so gut wie jedermanns.
Wenn er mich umbrächte und Gregor in Besitz bekäme, oder
umgekehrt dann wäre es durchaus denkbar, dass er sich von da an konsolidieren könnte. Bis zum nächsten Putsch und einer Folge von Revolten und Rachemorden, die dann immer weiter und weiter ginge …« Seine Augen verengten sich, als er diese düstere Vision betrachtete. »Das ist mein schlimmster Albtraum. Dass dieser Krieg nicht aufhört, wenn wir verlieren, bis ein weiterer Dorca Vorbarra der Gerechte auftritt, der einem weiteren blutigen Jahrhundert ein Ende setzt Gott allein weiß, wann das wäre. Offen gesagt, ich sehe keinen Mann von diesem Kaliber in meiner Generation.« Schau mal in deinen Spiegel, dachte Cordelia melancholisch.
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»Aha, deshalb wolltest du, dass ich zuerst zum Doktor gehe«, neckte Cordelia Aral in der gleichen Nacht. Nachdem Cordelia einige der wirren Vermutungen des Arztes zurechtgerückt hatte, hatte dieser sie gründlich untersucht, seine Verordnung von Gymnastik auf Ruhe abgeändert und ihr erlaubt, mit Vorsicht die ehelichen Beziehungen wieder aufzunehmen. Aral grinste nur und nahm sie, als wäre sie aus gesponnenem Glas. Sie schloss daraus, dass er sich von dem Soltoxin nahezu vollständig erholt hatte. Er schlief wie ein Stein, nur wärmer, bis die Kommunikationskonsole sie im Morgengrauen weckte. Es musste da eine Art militärischer Verschwörung funktioniert haben, dass die Konsole nicht schon eher aufgeleuchtet hatte. Cordelia stellte sich vor, wie irgendein Stabsangehöriger vertraulich zu Kou gesagt hatte: »Also, lassen wir den Alten mal wieder in Ruhe bumsen, vielleicht wird er dann etwas sanfter…«
Und doch, der elende Nebel der Erschöpfung hob sich
diesmal schneller. Innerhalb eines Tages war Cordelia wohlauf und erforschte mit Droushnakovi in ihrer Begleitung ihre neue Umgebung.
Sie traf in der Sporthalle der Basis auf Bothari. Graf Piotr war noch nicht zurückgekehrt, und so hatte auch Bothari keine Pflichten, nachdem er Aral seinen Bericht erstattet hatte. »Es ist gut, in Form zu bleiben«, sagte er kurz angebunden zu ihr.
»Haben Sie geschlafen?«
»Nicht viel«, sagte er und nahm seinen Lauf wieder auf.
Zwanghaft, zu lang, weit über den Punkt hinaus, wo die
aufgewendete Zeit in einem optimalen Verhältnis zum Effekt stand. Er schwitzte, um die Zeit auszufüllen und die Gedanken abzutöten, und Cordelia wünschte ihm schweigend viel Glück dabei.
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Sie erfuhr von Aral und Kou und den überprüften
Nachrichtenvids die Einzelheiten des Krieges. Welche Grafen verbündet waren, wer als Geisel bekannt war und wo, welche Einheiten auf beiden Seiten stationiert und welche aufgerieben und zerstreut waren; wo Kämpfe stattgefunden hatten, welche Schäden entstanden waren, welche Kommandeure den Eid erneuert hatten… Wissen ohne Macht. Nichts anderes, schloss sie, als ihre intellektualisierte Version von Botharis endlosem Laufen,
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