Vorkosigan 02 03 Cordelia's Ehre
dem
Rednerpult zu Boden.
Cordelia, die unkontrollierbar hyperventilierte, begann zu schreien, als ein Dutzend weiterer Hände ihre Arme, Taille und Beine packten. »B-Bitte sperrt mich nicht wieder ein! Ich konnte sie nicht annehmen. Ich wollte einfach bloß nach Hause gehen. Nehmt diese verdammte Ampulle von mir weg! Nein!
Nein! Keine Drogen, bitte, bitte! Es tut mir Leid! «
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Sie wurde hinausgebracht, und das Medienereignis des
Jahres fiel in sich zusammen, genau wie Steady Freddy.
Sie wurde unmittelbar danach in einen ruhigen Raum
gebracht, in eines der Verwaltungsbüros des Raumhafens.
Nach einiger Zeit kam der Leibarzt des Präsidenten, hieß alle außer ihrer Mutter hinausgehen und gewährte ihr eine Atempause, damit sie ihre Selbstbeherrschung wiederfände.
Nachdem sie einmal zu weinen begonnen hatte, brauchte sie
fast eine Stunde, bis sie wieder aufhörte. Endlich ebbte das Hin und Her von Verlegenheit und Empörung ab, Cordelia konnte sich aufsetzen und sprechen. Ihre Stimme klang, als hätte sie eine schlimme Erkältung.
»Bitte, bitten Sie den Präsidenten in meinem Namen um
Verzeihung. Wenn mich nur jemand gewarnt oder vorher
gefragt hätte. Ich bin – jetzt in k-keiner guten Verfassung.«
»Wir hätten das selber einsehen sollen«, sagte der Arzt
sorgenvoll. »Ihre Qual war schließlich viel persönlicher als die Erlebnisse eines gewöhnlichen Soldaten. Wir müssen um Verzeihung bitten, da wir Sie einer unnötigen Belastung ausgesetzt haben.«
»Wir dachten, es wäre eine hübsche Überraschung«, fügte
ihre Mutter hinzu.
»Es war schon eine Überraschung, okay. Ich hoffe nur, dass ich nicht in eine Gummizelle gesperrt werde. Ich vertrage im Augenblick keine Zellen mehr.« Der Gedanke an eine Zelle schnürte ihr die Kehle zu, und sie atmete sehr bewusst, um sich wieder zu beruhigen.
Sie fragte sich, wo Vorkosigan jetzt war und was er jetzt
wohl tat. Sich zu betrinken, klang immer besser, und sie
wünschte sich, sie wäre jetzt bei ihm und könnte es auch tun.
Sie drückte Daumen und Zeigefinger gegen ihren Nasenrücken 246
und rieb die Spannung fort. »Darf ich jetzt vielleicht
heimgehen?«
»Sind da noch eine Menge Leute draußen?«, fragte ihre
Mutter. »Ich fürchte, ja. Wir werden versuchen, sie
zurückzuhalten.« Der Doktor nahm sie auf der einen, ihre
Mutter auf der anderen Seite. Auf dem langen Weg zum
Bodenwagen ihrer Mutter dachte sie die ganze Zeit an
Vorkosigans Kuss. Die Menge drängte sich immer noch um
sie, aber in einer stummen, respektvollen, fast
eingeschüchterten Weise, in großem Gegensatz zu der
vorausgegangenen Feiertagsstimmung. Es tat ihr Leid, dass sie ihnen die Party verdorben hatte.
Auch am Schacht zum Apartment ihrer Mutter wartete eine
Menschenmenge, im Foyer an den Liftrohren, und sogar im
Korridor vor ihrer Tür. Cordelia lächelte und winkte ein
bisschen, vorsichtig, aber auf Fragen hin schüttelte sie nur den Kopf, denn sie traute es sich noch nicht zu, zusammenhängend zu sprechen. Sie bahnten sich ihren Weg durch die Menge und schlossen endlich die Tür hinter sich zu.
»Puh! Ich nehme an, sie meinten es gut mit mir, aber mein
Gott – ich kam mir vor, als wollten sie mich bei lebendigem Leib auffressen.«
»Es gab so viel Aufregung um den Krieg und das
Expeditionskorps – jeder, der eine blaue Uniform trägt, wird wie ein Star behandelt. Und als die Gefangenen nach Hause kamen und deine Geschichte herauskam – ich war froh zu wissen, dass es dir gut ging. Mein armer Liebling!« Cordelia wurde wieder umarmt, und es tat ihr gut.
»Nun, das erklärt woher sie den Unsinn haben. Das war das
wildeste Gerücht. Die Barrayaraner haben es ausgestreut, und alle anderen haben es einfach aufgeschnappt. Ich konnte es nicht verhindern.«
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»Was hat man mit dir angestellt?«
»Sie waren immer hinter mir her und haben mich mit diesen
Therapieangeboten genervt – sie dachten, die Barrayaraner
hätten mein Gedächtnis manipuliert… Oh, ich verstehe. Du
meinst, was die Barrayaraner mit mir angestellt haben. Nicht viel. V-Vorrutyer hätte gern, aber er fiel seinem Unfall zum Opfer, bevor er noch halb angefangen hatte.« Sie entschloss sich, ihre Mutter nicht mit den Details zu beunruhigen. »Etwas Wichtiges ist allerdings geschehen.« Sie zögerte. »Ich bin wieder Aral Vorkosigan begegnet.«
»Diesem schrecklichen Mann? Als ich den Namen in den
Nachrichten hörte, fragte ich mich, ob das der gleiche Kerl war, der letztes Jahr
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