Vorkosigan 07 Cetaganda
mehr«, räumte Rian ein.
»Ich glaube, wir haben lange einen Fehler gemacht, indem wir die Haud-Männer so völlig sich selbst überlassen haben«, beharrte die Gemahlin von Rho Ceta hartnäckig.
»Aber wie sonst sollten wir unter ihnen auswählen«, fragte die Dunkle, »wenn es keinen freien Wettbewerb gibt, um sie auszulesen?«
Rian hob die Hand und gebot Einhalt. »Die Zeit für diese umfassendere Debatte ... muß bald kommen. Aber nicht jetzt. Mich selbst haben diese Ereignisse überzeugt, daß vor weiterer Expansion zuerst weitere Vervollkommnung erfolgen muß. Doch das«, sie seufzte, »ist die Aufgabe einer neuen Kaiserin. Jetzt müssen wir entscheiden, welchen Stand der Dinge sie erben wird. Wer befürwortet den Rückruf der Genbanken?«
Die Mehrzahl stimmte zu. Einige konnten sich nur mühsam entscheiden, aber auf eine geheimnisvolle Weise wurde durch nicht mehr als den Austausch undeutbarer Blicke ein einstimmiges Votum erreicht. Miles atmete erleichtert auf.
Rian ließ erschöpft die Schultern sinken. »Dann ordne ich euch allen hiermit an: Schickt sie an die Sternenkrippe zurück.«
»Als was?« fragte die Haud Pel in einem praktischen Ton.
Rian starrte einen Moment lang in die Luft und erwiderte dann: »Als Sammlungen menschlichen genomischen Materials aus euren verschiedenen Satrapien, die unsere Herrin vor ihrem Tod angefordert hat und die wir zu treuen Händen für die experimentellen Dateien der Sternenkrippe entgegennehmen.«
»Das wird hier am Ort schön funktionieren«, sagte die Haud Pel mit einem Kopfnicken.
»Aber wie soll es gegenüber unseren Satrapien dargestellt werden?«
»Erklärt euren Gouverneuren... daß wir in der Kopie einen ernsthaften Fehler entdeckt haben, der korrigiert werden muß, bevor das Genom an sie freigegeben werden kann.«
»Sehr gut.«
Die Versammlung löste sich auf, die Frauen aktivierten ihre Schwebesessel, allerdings noch nicht ihre privaten Energieschirme, und verließen zu zweien und dreien unter dem Gemurmel intensiver Diskussion den Raum. Rian und die Haud Pel warteten, bis die Ratskammer leer war; Miles wartete notgedrungen mit ihnen.
»Wollen Sie immer noch, daß ich versuche, den Schlüssel für Sie zurückzuholen?« fragte Miles Rian. »Barrayar bleibt verwundbar, bis wir den Satrapie-Gouverneur mit soliden Beweisen festnageln, mit Daten, an denen auch ein schlauer Mann nicht herumfummeln kann. Und mir mißfällt besonders der Brückenkopf, den er in Ihrem eigenen Sicherheitsdienst zu haben scheint.«
»Ich weiß es nicht«, sagte Rian. »Die Rückgabe der Genbanken dauert mindestens einen Tag. Ich werde ... jemanden nach Ihnen schicken, wie heute abend.«
»Dann bleiben uns nur noch zwei Tage. Nicht sehr viel. Ich würde es lieber früher versuchen als später.«
»Ich kann es nicht ändern.« Sie berührte ihr Haar - eine nervöse Geste, bei aller Anmut.
Während er sie betrachtete, erforschte er sein Herz. Die Wucht seiner ersten verrückten Verliebtheit ließ angesichts der mangelnden Resonanz sicher nach und wurde ersetzt...
wodurch? Wenn sie seinen Durst mit dem allerkleinsten Tropfen Zuneigung gestillt hätte, dann würde er ihr jetzt mit Leib und Seele gehören. Irgendwie war er froh, daß sie nichts heuchelte, so deprimierend es auch war, wie ein Ba-Diener behandelt zu werden, wobei seine Loyalität und sein Gehorsam vorausgesetzt wurden. Vielleicht hatte sein Unterbewußtsein die Verkleidung als Ba aus mehr als nur praktischen Gründen vorge
schlagen. Versuchte sein Unbewußtes ihm etwas zu sagen?
»Die Haud Pel wird Sie zu Ihrem Ausgangsort zurückbringen«, sagte Rian.
Miles verneigte sich. »Nach meiner Erfahrung, Mylady, können wir niemals genau dorthin zurückkehren, von wo wir ausgegangen sind, ganz gleich, wie sehr wir es versuchen.«
Darauf erwiderte sie nichts, sondern folgte ihm nur mit einem seltsamen Blick, während er auf dem Schwebesessel der Haud Pel wieder hinausfuhr.
Pel trug ihn durch den Himmlischen Garten wie zuvor, nur in umgekehrter Richtung. Er fragte sich, ob ihrer beider drangvolle Nähe ihr ebenso unangenehm war wie ihm. Er unternahm einen Versuch in leichter Konversation.
»Haben die Haud-Ladies all dieses Pflanzen-und Tierleben im Garten geschaffen? Im Wettbewerb, wie bei der Bioästhetik-Ausstellung der Ghem? Mich haben besonders die singenden Frösche beeindruckt, das muß ich schon sagen.«
»O nein«, erwiderte die Haud Pel. »Die niederen Lebensformen sind alle Werk der Ghem.
Das ist ihre
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