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Vorkosigan 07 Cetaganda

Vorkosigan 07 Cetaganda

Titel: Vorkosigan 07 Cetaganda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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antwortete Miles, »hat nichts damit zu tun. Aber ich brauche Beweise, gerichtsverwertbare Beweise.«
    Vorreedis Blick war unangenehm gleichmütig. »Warum haben Sie vermutet, die Beschuldigung gegen Yenaro laute auf Verrat?«
    »Na ja ... ich hab mir nichts dabei gedacht. Diebstahl ist viel besser, weniger auffällig, falls sein Feind möchte, daß die Zivilpolizei Yenaro ins Freie zerrt, wo er ihn gut im Schußfeld hat.«
    Vorreedi hob die Augenbrauen. »Lord Vorkosigan ... « Doch was auch immer er hatte sagen wollen, er schien sich eines bes seren zu besinnen. Er schüttelte nur den Kopf und ging fort.
    Später trudelte Ivan ein, warf sich auf Miles' Sofa, legte seine gestiefelten Füße auf die Armlehne und seufzte.
    »Du bist noch hier?« Miles schaltete seine Komkonsole ab; er hatte schon begonnen zu schielen. »Ich dachte, du wärst unterwegs, um Gelegenheiten beim schönen Schopf zu packen und zu vernaschen oder was auch immer. Wo das doch unsere letzten beiden Tage hier sind.. Oder sind dir die Einladungen ausgegangen?« Miles deutete mit dem Daumen zur Zimmerdecke: Wir werden vielleicht abgehört.
    Ivan schürzte die Lippen: Scheiß drauf' »Vorreedi hat noch mehr Leibwächter abgeordnet.
    Das nimmt den Dingen irgendwie die Spontaneität.« Er starrte in die Luft. »Außerdem mache ich mir Sorgen, wo ich jetzt noch meinen Fuß hinsetzen kann. War es nicht eine ägyptische Königin, die man eingerollt in einen Teppich davongetragen hatte? Das könnte wieder pas sieren.
    »Du sagst es«, mußte Miles zugeben. »Genaugenommen wird das ziemlich sicher passieren.«
    »Großartig. Erinnere mich daran, daß ich dann nicht neben dir stehe.«
    Miles zog eine Grimasse.
    Nach ein oder zwei Minuten fügte Ivan hinzu: »Ich langweile mich.«
    Miles jagte ihn aus dem Zimmer.
    Bei der Zeremonie der Gesänge zur Öffnung der Großen Tore wurden zwar keine Tore geöffnet, doch es wurde gesungen. Ein Massenchor von einigen hundert Ghem, Männer wie Frauen, Weiß auf Weiß gekleidet, stellte sich im Himmlischen Garten nahe dem östlichen Eingang auf. Sie planten in einer Prozession die vier Himmelsrichtungen abzuschreiten und schließlich später am Nachmittag am Nordtor den Abschluß zu machen. Der Chor stand zum Singen längs einer gewellten Bodenfläche, die überraschende akustische Eigenschaften aufwies; die galaktischen Gesandten und die trauernden Ghem und Haud hörten im Stehen zu. Miles spannte die Muskeln seiner Beine in den Stiefeln und bereitete sich darauf vor durchzuhalten. Der offene Aufführungsort ließ reichlich Raum für Kugeln von HaudFrauen, und sie waren massenhaft anwesend - einige hundert, verstreut über die Lichtung. Wie viele HaudFrauen lebten hier?
    Miles schaute sich nach seiner kleinen Delegation um - er, Ivan, Vorob'yev und Vorreedi, alle in den schwarzen Livrees ihrer Häuser; Mia Maz war gekleidet wie zuvor, in Schwarz und Weiß. Vorreedi sah barrayaranischer aus, mehr wie ein Offizier, und - das mußte Miles zugeben - viel düsterer als in seinen absichtlich langweiligen cetagandanischen Zivilkleidern.
    Maz legte eine Hand auf Vorob'yevs Arm und stellte sich auf die Zehenspitzen, als die Musik begann.
    Atemberaubend, erkannte Miles, wäre eine ganz wörtliche Bezeichnung gewesen - er öffnete die Lippen, und auf seinen Armen standen die Haare zu Berge, als die unglaublichen Klänge ihn überfluteten. Harmonien und Dissonanzen folgten einander die Tonleiter hinauf und hinab mit solcher Präzision, daß der Zuhörer jedes Wort hätte erkennen können, wenn die Stimmen nicht einfach wortlose Vibrationen gewesen wären, die geradewegs das Rückgrat heraufzukriechen und in einer Abfolge reiner Emotionen im Hinterkopf widerzuhallen schienen. Selbst Ivan stand gebannt da. Miles wollte eine Bemerkung machen, um sein Erstaunen auszudrücken., aber es erschien wie ein Sakrileg, die absolute Konzentration zu durchbrechen, die die Musik forderte. Nach einer etwa dreißigminütigen Darbietung kam die Musik zu einem zeitweiligen Abschluß, und der Chor schickte sich an, sich anmutig zu seinem nächsten Standort zu begeben. Die Delegierten folgten etwas schwerfälliger.
    Die beiden Gruppen nahmen verschiedene Routen. Ba-Diener unter der Leitung eines würdigen Haushofmeisters, eines Ghem-Lords, geleiteten die Delegierten zu einem Büffet, wo sie sich erfrischen und verweilen konnten, während sich der Chor am Südtor für seine nächste Darbietung aufstellte. Miles schaute nervös hinter den Kugeln der

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