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Vorkosigan 07 Cetaganda

Vorkosigan 07 Cetaganda

Titel: Vorkosigan 07 Cetaganda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Gewänder aufsammelten.
    In stummer Verzweiflung beäugte Miles die schwebenden Kugeln. Seine letzte Chance...
    »Darf ich noch einmal mit Ihnen sprechen, Haud Rian?« redete er sie alle zusammen an, da er sich nicht sicher war, welche die eine war, die er suchte.
    Giaja blickte über die Schulter und öffnete seine langfingrige Hand zu einer gestattenden Geste, ging allerdings selber in dem würdevollen Schritt weiter, zu dem ihn sein Kostüm zwang. Zwei Kugeln warteten, eine folgte, und direkt vor der offenen Tür stand Benin Wache. Nicht gerade ein intimer Augenblick. Aber das war schon in Ordnung. Zu diesem Zeitpunkt wollte Miles sowieso nur sehr wenig sagen.
    Er schaute unsicher zwischen den blaß leuchtenden Kugeln hin und her. Eine erlosch, und da saß Rian, fast so, wie er sie beim ersten Mal gesehen hatte, in steifen weißen Gewändern, darüber die tintenschwarzen Kaskaden schimmernden Haars. Immer noch raubte ihr Anblick ihm den Atem.
    Sie kam näher herangeschwebt, hob eine der schönen Hände und berührte seine Wange.
    Es war das erste Mal, daß sie einander berührten. Aber wenn sie fragen sollte: Tut es weh?, dann würde er sie beißen, das schwor er sich.
    Rian war keine Närrin. »Ich habe viel von Ihnen genommen«, sagte sie ruhig, »und nichts gegeben.«
    »Das ist die Art der Haud, nicht wahr?« erwiderte Miles bitter.
    »Es ist die einzige Art, die ich kenne.«
    Das Dilemma der Gefangenen ...
    Sie holte aus ihrem Ärmel eine dunkle, glänzende Spirale hervor, die wie ein Armreif aussah.
    Einen winzigen Strang aus seidigem Haar, sehr lang und um und um gewunden, daß er kein Ende zu haben schien. Sie warf ihn ihm zu. »Hier. Das ist alles, was mir einfiel.«
    Weil es alles ist, was Sie wirklich besitzen, Mylady. Alles andere ist ein Geschenk Ihrer Konstellation oder der Sternenkrippe oder der Haud oder Ihres Kaisers. Sie leben in den Zwischenräumen einer Gemeinschaftswelt, sind reicher als der Traum jedes Habgierigen, und besitzen doch ... nichts. Nicht einmal Ihre eigenen Chromosomen.
    Miles nahm die Haarspirale von ihr entgegen. Sie lag kühl und glatt in seiner Hand. »Was bedeutet das? Für Sie?«
    »Ich... weiß es wirklich nicht«, gestand sie.
    Ehrlich bis zum Ende. Weiß diese Frau überhaupt, wie man lügt? »Dann werde ich es behalten, Mylady. Zur Erinnerung. Sehr tief vergraben.«
    »Ja. Bitte.«
    »Wie werden Sie mich in Erinnerung behalten?« Er hatte absolut nichts bei sich, was er im Augenblick hergeben konnte, wurde ihm klar, außer den Fusseln, die die Wäscherei der Botschaft auf dem Grund seiner Taschen zurückgelassen haben mochte. »Oder wollen Sie mich lieber vergessen?«
    Ihre blauen Augen glitzerten wie der Sonnenschein auf einem Gletscher. »Diese Gefahr besteht nicht. Sie werden sehen.« Sie bewegte sich sanft von ihm fort. Langsam schloß sich wieder ihr Energieschirm um sie, und sie verwehte wie ein Parfüm. Die beiden Kugeln schwebten hinter dem Kaiser her und suchten sich ihre Plätze.
    Die Mulde ähnelte in ihrer Anlage derjenigen, wo die Haud die Rezitation der elegischen Dichtungen abgehalten hatten; nur war sie größer, ein weites Stadion, nach oben offen zum künstlichen Himmel der Kuppel. Kugeln von Haud-Ladies sowie Haud-und Ghem-Lords in Weiß füllten ihre Seiten. Die etwa tausend galaktischen Delegierten in all ihren gedämpft
    farbigen Gewändern drängten sich am Rand der Mulde. In der Mitte stand, umringt von einem respektvoll freigehaltenen Streifen aus Gras und Blumen, eine weitere runde Energiekuppel, ein Dutzend Meter oder mehr im Durchmesser. Durch die nebeltrübe Oberfläche konnte Miles verschwommen einen Haufen Gegenstände sehen, die um eine Bahre aufgestapelt waren, auf der die schmächtige, weißgekleidete Gestalt der Haud Lisbet Degtiar lag. Miles kniff die Augen zusammen und versuchte den Kasten aus poliertem Ahornholz mit dem Geschenk der barrayaranischen Delegation auszumachen, aber Dorcas Schwert war irgendwo begraben und nicht zu sehen. Und das spielte auch kaum eine Rolle.
    Doch er sollte einen Platz auf der Innenseite des Rings bekommen, mit einem nahezu kaiserlichen Ausblick auf das Ganze. Die Abschlußprozession durch eine Gasse, die bis zur Mitte des Stadions freigehalten war, erfolgte in der umgekehrten Reihenfolge der Macht; die acht planetarischen Gemahlinnen und die Helferin der Sternenkrippe in ihren neun weißen Kugeln, sieben - ja, zählt sie nur, Leute: sieben! – Ghem-Gouverneure, dann der Kaiser selbst und seine

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