Vorkosigan 07 Cetaganda
Ehrenwache. Benin fügte sich unauffällig auf Ghem-General Narus früheren Platz ein. Miles humpelte in Giajas Gefolge mit und war schrecklich befangen. Er mußte einen erstaunlichen Anblick bieten, schmächtig, klein, düster; sein Gesicht sah aus, als hätte er am Abend zuvor einen Kampf in einer Raumhafenbar verloren. Der cetagandanische Verdienstorden hob sich schön von seiner schwarzen Uniform ab; es war völlig unmöglich, ihn zu übersehen.
Miles vermutete, Giaja benutze ihn, um seinen Haud-Gouverneuren eine Art Signal zu schicken, und keinesfalls ein sonderlich freundliches. Da Giaja offensichtlich nicht plante, die Einzelheiten der Ereignisse der vergangenen zwei Wochen durchsickern zu lassen, blieb Miles nur der Schluß übrig, daß es sich um einen dieser Fälle von „Wer es fassen kann, der fasse es“ handelte, mit der Absicht, durch Zweifel ebenso nervös zu machen wie durch Wissen - eine höchst subtile Form von Terrorismus.
Ja, sollen sie sich ruhig wundern. Nun, nicht sie – er kam gerade an der barrayaranischen Delegation vorbei, die sich auf den vordersten Plätzen der Menge der Galaktiker befand.
Vorob'yev starrte ihn wie vor den Kopf geschlagen an. Maz blickte überrascht, aber erfreut drein; sie zeigte auf Miles' Hals und sagte etwas zu ihrem Verlobten. Vorreedi sah höchst mißtrauisch aus. Ivan schaute ... ausdruckslos. Danke für den Ausdruck deines Vertrauens, Cousin.
Miles' selbst bekam einen Moment lang Stielaugen, als er in der hinteren Reihe der Ghem
Lords Lord Yenaro entdeckte. Yenaro war in das purpurn und weiße Gewand eines Ghem
Hofherrn des Himmlischen Gartens im zehnten Rang und sechsten Grad gekleidet, der niedrigsten Klasse. Der niedrigsten der Höchsten, korrigierte sich Miles. Sieht so aus, als hätte er endlich diese Stelle eines Assistenz-Parfümeurs bekommen. Und so hatte der Haud Fletchir Giaja einen weiteren unberechenbaren Verbündeten unter Kontrolle gebracht. Ganz elegant.
Sie alle nahmen ihre vorherbestimmten Plätze in der Mitte der Mulde ein. Eine Prozession junger Ghem-Mädchen legte um die Energiekugel im Mittelpunkt ein letztes Blumenopfer nieder. Ein Chor sang. Miles ertappte sich dabei, wie er versuchte, die Arbeitskosten zu berechnen, die bei den Zeremonien des ganzen Monats aufgelaufen waren, wenn man die Zeit aller Beteiligten mit einer Art Mindestgehalt kalkulierte. Die Summe war... himmlisch.
Ihm wurde zunehmend bewußt, daß er kein Frühstück eingenom
men hatte, oder nicht
annähernd genug Kaffee. Ich werde nicht ohnmächtig werden. Ich werde mich nicht an der Nase kratzen, und nicht am Arsch. Ich werde nicht ...
Eine weiße Kugel schwebte vor den Kaiser. Ein kleiner, wohlbekannter Ba schritt neben ihr her und trug ein Tablett mit einem Gefach. Aus der Kugel sprach Rians Stimme zeremonielle Worte; der Ba setzte das Tablett zu Giajas Füßen ab. Miles, der links von Giaja stand, schaute auf das Gefach hinab und lächelte säuerlich. Der Große Schlüssel, das Große Siegel und alle übrigen Insignien der Haud Lisbet Degtiar wurden ihrem Ursprung zurückgegeben. Der Ba und die Kugel zogen sich zurück. Miles wartete sanft gelangweilt darauf, daß Giaja aus der Menge der schwebenden Haud-Kugeln seine neue Kaiserin herausrief.
Der Kaiser winkte Rian und ihrem Ba, sie sollten aufs neue zu ihm kommen. Noch mehr formelle Sätze folgten, die so verwickelt waren, daß Miles eine volle Minute brauchte, bis er ihre Bedeutung entwirren konnte. Der Ba verneigte sich und hob stellvertretend für seine Herrin das Tablett wieder auf. Miles' Langeweile verdunstete in einem Schauder der Bestürzung, der von einer heftigen Verwirrung gedämpft wurde.
Dies eine Mal wünschte er sich, er wäre kleiner oder hätte Ivans Talent zur Unsichtbarkeit oder könnte sich auf magische Weise irgendwohin teleportieren, weit weg von hier. Eine Welle der Anteilnahme, ja, des Erstaunens lief durch die versammelten Haud und Ghem. Die Mitglieder der Konstellation Degtiar schauten sehr erfreut drein. Mitglieder anderer Konstellationen ... schauten höflich zu.
Die Haud Rian Degtiar nahm wieder Besitz von der Sternenkrippe, als neue Kaiserin von Cetaganda, vierte Kaiserliche Mutter, die von Fletchir Giaja ausgewählt worden war, aber jetzt in Anbetracht ihrer genomischen Verantwortung die rangmäßig höchste. Ihre erste genetische Pflicht würde sein, ihren eigenen kaiserlichen Prinzensohn zusammenzumixen.
Du lieber Himmel! War sie glücklich, da drinnen in ihrer
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