Vorkosigan 07 Cetaganda
unsichtbares Zeichen hin kam prompt einer der Schwebewagen zu Benin.
Sie brauchten nicht in der Schlange zu warten.
»Wenn wir jetzt abhauen«, bemerkte Miles zu Ivan, »dann könnten wir in einer Stunde schon im Orbit sein.«
»Aber - möglicherweise sind die Ghem-Ladies am Büffet«, wand Ivan ein. »Frauen essen gern, weißt du.«
Miles war am Verhungern. »In diesem Fall machen wir uns auf der Stelle davon«, sagte er entschlossen.
Benin, der vielleicht an den letzten Wink mit dem Zaunpfahl dachte, den sein Herr gegeben hatte, unterstützte dies mit einem höflichen: »Das hört sich nach einer guten Entscheidung an, Lord Vorkosigan.
Vorob'yev schürzte die Lippen. Ivan ließ die Schultern hängen.
Vorreedi wies mit einem Nicken auf Miles' Hals. In seinen Augen funkelte Mißtrauen. »Was hat denn das zu bedeuten... Leutnant?«
Miles fingerte an dem seidenen Halsband herum, an dem der Verdienstorden des Kaisers von Cetaganda hing. »Meine Belohnung. Und meine Strafe. Es scheint, der Haud Fletchir Giaja hat einen vulgären Geschmack für hohe Ironie.«
Maz, die offensichtlich noch nicht im Schnellverfahren über die Nebenbedeutung der Situation aufgeklärt worden war, widersprach seinem Mangel an Begeisterung. »Aber das ist doch eine außerordentliche Ehre, Lord Vorkosigan! Es gibt Ghem-Offiziere, die sich von ganzem Herzen danach sehnen!«
„ Aber die Gerüchte darüber werden seiner Popularität zu Hause kaum nützen, meine Liebe«, erklärte Vorob'yev kühl. »Besonders wenn sie zirkulieren, ohne daß es eine echte Erklärung dafür gibt, wie es ja sein müßte. Besonders noch im Lichte der Tatsache, daß Lord Vorkosigan militärisch dem barrayaranischen Sicherheitsdienst angehört. Vom barrayaranischen Standpunkt aus gesehen sieht es ... nun ja, sieht es sehr seltsam aus.«
Miles seufzte. Sein Kopfweh meldete sich wieder. »Ich weiß. Vielleicht kann ich Illyan dazubringen, daß er es als Geheimnis einstuft.«
»Etwa dreitausend Leute haben den Orden gerade gesehen!« bemerkte Ivan.
Miles drehte sich ihm zu. »Tja, das ist deine Schuld.«
»Meine!?«
»Ja. Hättest du mir heute morgen zwei oder drei Kaffeeballons gebracht statt nur einem, dann wäre vielleicht mein Gehirn in Betrieb gewesen und ich hätte mich schneller ducken und dieser Sache ausweichen können. Verdammt langsame Reflexe. Die Folgen dämmern mir erst jetzt.« Zum Beispiel: falls er nicht den Kopf in stillem Einverständnis für Giajas Seidenhalsband geneigt hätte, wie dramatisch wären da die Chancen gestiegen, daß sein und Ivans Sprungschiff einen unglücklichen Unfall erlitt, während es das cetagandanische Imperium verließ?
Vorreedis Augenbrauen zuckten. »Ja ... «, sagte er. »Worüber haben Sie und die Cetagandaner gestern abend gesprochen, nachdem Lord Vorpatril und ich ausgeschlossen worden waren?«
»Über nichts. Sie haben mich um nichts mehr gebeten.« Miles grinste düster. »Das ist natürlich das Schöne daran. Lassen Sie mal sehen, wie Sie ein Negativum beweisen, Herr Oberst. Versuchen Sie es nur. Ich möchte gern dabei zuschauen.«
Nach einer langen Kunstpause nickte Vorreedi bedächtig. »Ich verstehe.«
»Dafür danke ich Ihnen, Sir«, flüsterte Miles.
Benin eskortierte sie alle zum Südtor und begleitete sie zum letzten Mal hinaus.
Der Planet Eta Ceta verschwamm in der Ferne, doch nicht so schnell, wie es Miles lieb gewesen wäre. Er schaltete den Monitor in seiner Schlafkoje an Bord des Kurierschiffes des kaiserlichen Sicherheitsdienstes aus und legte sich zurück, um noch ein wenig an seinem gewöhnlichen trockenen Eßriegel zu knabbern und auf Schlaf zu warten. Er trug eine weite und zerknitterte schwarze Arbeitsuniform und keine Stiefel. Er ließ die Zehen in ihrer un
gewohnten Freiheit spielen. Wenn er es richtig anstellte, dann konnte er es vielleicht so deichseln, daß er die ganze zwei Wochen lange Heimreise barfuß zurücklegte. Der cetagandanische Verdienstorden, den er über seinem Kopf aufgehängt hatte, schwankte leicht an seinem farbigen Band und schimmerte im sanften Licht. Er blickte ihn finster und nachdenklich an.
Ein vertrautes zweimaliges Klopfen erklang an der Kabinentür; einen Moment lang sehnte sich Miles danach, Schlaf zu heucheln. Statt dessen seufzte er und schob sich auf die Ellbogen hoch. »Komm herein, Ivan.«
Ivan hatte sich ebenfalls so schnell wie möglich aus seiner Galauniform geschält und das schwarze Zeug angezogen. Und Friktionssandalen, ha. Er hatte ein
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