Vorkosigan 07 Cetaganda
kleiner Flaschen nach dem versprochenen Parfüm kramte. Alle Rohstoffe waren in korrekten chemischen Gruppierungen angeordnet, was ein profundes Verständnis und eine aufmerksame Liebe des Besitzers für sein Fachgebiet verriet.
»Wer assistiert Ihnen hier?« fragte Miles.
»Niemand«, erwiderte Yenaro. »Ich ertrage es nicht, wenn jemand anderer hier herumpfuscht. Die bringen bloß meine Anordnungen durcheinander, die ich manchmal benutze, um mich für meine Mischungen inspirieren zu lassen. Es ist nicht alles Wissenschaft, wissen Sie.«
In der Tat. Mit ein paar Fragen brachte Miles Yenaro dazu, daß er darüber redete, wie er das Parfüm für die Frau hergestellt hatte. Sie hörte eine Weile zu und wanderte dann davon, um an Experimentierflaschen zu schnuppern, bis Yenaro mit einem gequälten Lächeln seine Gefäße vor ihr rettete. Yenaros Fachkenntnis war weniger professoral, doch voll professionell. Jede kommerzielle Kosmetikfirma hätte ihn auf der Stelle für ihr Entwicklungslabor engagiert. Wie paßte dies zu dem Mann, der behauptet hatte: Hände müssen gemietet werden?
Überhaupt nicht, entschied Miles mit geheimer Genugtuung. Yenaro war fraglos ein Künstler, aber ein Künstler der Ester. Kein Bildhauer. Jemand anderer hatte die unbezweifelbare technische Sachkenntnis zur Verfügung gestellt, die den Quellberg hervorgebracht hatte. Und hatte dieser selbe Jemand auch die technischen Informationen über Miles' persönliche Schwächen geliefert? Nennen wir ihn mal... Lord X. Tatsache Nummer eins über Lord X: Er hatte Zugang zu den detailliertesten Berichten des cetagandanischen Sicherheitsdienstes über Barrayaraner von militärischer oder politischer Bedeutung... und über ihre Söhne. Tatsache Nummer zwei: Er hatte einen raffinierten Verstand. Tatsache Nummer drei ... es gab keine Tatsache Nummer drei. Noch nicht.
Sie kehrten zur Party zurück und fanden Ivan auf einer Couch, wo er es sich zwischen den beiden Frauen bequem gemacht hatte und sie unterhielt - zumindest lachten sie vielversprechend. Die Ghem-Frauen paßten ihrer Schönheit nach voll zu Lady Gelle; die Blonde hätte ihre Schwester sein können. Die Rothaarige war noch eindrucksvoller, mit einer Kaskade berns
teinfarbener Locken, die ihr über die Schulter fielen, einer vollkommenen Nase, Lippen, die nur... Miles brach den Gedanken ab. Keine Ghem -Lady würde ihn dazu einladen, in ihre Träume einzutauchen.
Yenaro ging kurz hinaus, um nach seinem Diener zu schauen - er schien nur diesen einen zu haben - und den glatten Nachschub an frischen Speisen und Getränken zu beschleunigen. Er kehrte mit einem kleinen durchsichtigen Krug mit einer hellrubinroten Flüssigkeit zurück. »Lord Vorpatril«, Er nickte lvan zu, »Ich glaube, Sie wissen Ihre Getränke zu schätzen. Versuchen Sie einmal dies hier.«
Miles schaltete auf Alarmbereitschaft, sein Herz pochte. Yenaro mochte kein Skulpturenattentäter sein, aber er würde zweifellos einen großartigen Giftmörder abgeben. Yenaro goß aus dem Krug in drei kleine Becher auf einem Lacktablett und reichte das Tablett Ivan.
»Danke.« Ivan wählte aufs Geratewohl.
»Oh, Zlati-Ale«, murmelte einer der jüngeren Ghem-Lords. Yenaro reichte ihm das Tablett und nahm den letzten Becher selbst. Ivan nippte und hob überrascht und anerkennend die Augenbrauen. Miles beobachtete scharf, um sicher zu sein, daß Yenaro tatsächlich schluckte. Ja, er tat es. Fünf verschiedene Methoden, um tödliche Getränke genau mit diesem Manöver zu präsentieren und dabei immer noch sicherzustellen, daß das Opfer das richtige bekam, schossen Miles durch den Kopf, darin eingeschlossen der Trick, daß der Gastgeber zuerst das Gegengift schluckte. Aber wenn er jetzt so paranoid werden würde, dann hätten sie überhaupt nicht hierherkommen sollen. Doch hatte er selbst bis jetzt noch nichts gegessen oder getrunken. Also, was wirst du jetzt machen - warten und sehen, ob Ivan umfällt, und dann selbst versuchen?
Yenaro hielt sich diesmal nicht damit auf, den beiden Frauen, die Ivan flankierten, die abstoßende biologische Geschichte seiner Geburt zu erzählen. Verdammt. Vielleicht war der Vorfall mit dem Quellbrunnen wirklich ein Unfall gewesen, und es tat dem Mann leid und er versuchte nach Kräften, es gegenüber den Barrayanern wiedergutzumachen. Trotzdem pirschte Miles sich heran und versuchte über Ivans Schulter einen genaueren Blick auf dessen Becher zu werfen.
Ivan war bei der Rothaarigen zu seiner Rechten gerade
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