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Vorkosigan 07 Cetaganda

Vorkosigan 07 Cetaganda

Titel: Vorkosigan 07 Cetaganda Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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In Gedanken verglich er die sichtbare Realität mit dem Plan, den er in der Botschaft von Barrayar studiert hatte.
    Die Barrieren um das Anwesen, sich schlängelnde Gartenmauern und ein abschirmender Landschaftsgarten, waren eher fürs Auge bestimmt und mehr symbolisch als wirkungsvoll.
    Von seinem Entwurf her war das Ensemble schon immer eine Festung des Privilegs gewesen. Einige Teile vom Obergeschoß des verschachtelten Hauses schimmerten durch die Bäume, doch selbst sie schienen mehr nach innen als nach außen gerichtet zu sein.
    »Überprüfen wir die Kommunikatoren, Mylords« forderte der Fahrer sie auf. Miles und Ivan zogen beide die Geräte aus ihren Taschen und gingen mit ihm die Codes durch. »Sehr gut, Mylords.«
    »Welche Verstärkung steht bereit?« fragte Miles
    »Ich habe drei Einheiten, innerhalb Rufweite aufgestellt«
    »Ich hoffe, es ist ein Sanitäter dabei.«
    »Im Leichtflieger, voll ausgerüstet. Ich kann ihn binnen fünfundvierzig Sekunden in Lord Yenaros Hof absetzen.
    »Das sollte ausreichen. Ich erwarte keinen Frontalangriff. Aber es würde mich nicht überraschen, wenn mir irgendein weiterer kleiner „Unfall“ zustoßen würde. Wir werden von hier aus zu Fuß gehen, denke ich. Ich möchte einen Eindruck von der Örtlichkeit be
    kommen.«
    »Ja, Mylord.« Der Fahrer öffnete das Verdeck für sie, und Miles und Ivan stiegen aus.
    »Nennt man das nicht vornehme Armut?« fragte Ivan und schaute sich um, als sie durch die offenen, unbewachten Tore traten und die Kurve von Yenaros Auffahrt hinaufschlenderten.
    O ja. Der Stil mochte anders sein, aber der Duft aristokratischen Verfalls war universal.
    Überall gab es kleine Zeichen der Vernachlässigung: unreparierte Schäden an den Toren und Mauern, wild wuchernde Büsche, und drei Viertel der Villa schienen dunkel und verschlossen zu sein.
    »Vorob'yev hat durch das Sicherheitsbüro der Botschaft den familiären Hintergrund von Lord Yenaro überprüfen lassen«, sagte Miles. »Yenaros Großvater, der gescheiterte Ghem
     
    General, überließ ihm das Haus, aber nicht die Mittel zu dessen Unterhalt, da er sein Kapital während seines langen und vermutlich verbitterten Alters aufgebraucht hatte. Yenaro ist seit etwa vier Jahren allein in seinem Besitz. Er verkehrt in einem bohemienhaften Kreis von jungen, stellungslosen Ghem-Junkern; insoweit trifft also seine Geschichte zu. Aber dieses Ding in der Vorhalle der Botschaft von Marilac war die erste Skulptur, die Yenaro - soweit man weiß - jemals hervorgebracht hat. Seltsam weit entwickelt für einen ersten Versuch, meinst du nicht?«
    »Wenn du so überzeugt bist, daß es sich um eine Falle gehandelt hat, wieso steckst du dann deine Hand hinein und versuchst, eine weitere Falle auszulösen?«
    »Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, Ivan.«
    »Und was für einen Gewinn hast du im Auge?«
    »Wahrheit. Schönheit. Wer weiß? Der Sicherheitsdienst der Botschaft überprüft auch die Handwerker, die die Skulptur tatsächlich zusammengebaut haben. Ich erwarte, daß da interessante Dinge zutage kommen.
    Wenigstens konnte er soweit von der Maschinerie des Sicherheitsdienstes Gebrauch machen. Miles war sich intensiv des Stabes bewußt, den er jetzt in seiner inneren Jackentasche versteckt dabei hatte. Er hatte den Großen Schlüssel insgeheim den ganzen Tag bei sich getragen, während einer Stadtrundfahrt und einer endlosen Nachmittags
    vorstellung eines Ensembles für klassischen cetagandanischen Tanz. Diese Vorführung war auf kaiserlichen Erlaß eigens für die Trauergäste von anderen Planeten angesetzt worden.
    Aber die Haud Rian Degtiar hatte noch nicht den versprochenen Schritt unternommen, um mit ihm Kontakt aufzunehmen. Wenn er nicht bis morgen von dieser Haud-Lady hörte... Auf einer Ebene bedauerte Miles es zunehmend, daß er nicht schon am allerersten Tag die hiesige Dienststelle des barrayaranischen Sicherheitsdienstes ins Vertrauen gezogen hatte.
    Doch wenn er dies getan hätte, dann wäre dieses kleine Problem nicht mehr in seinen Händen verblieben; die Entscheidungen wären alle schon auf höhere Ebenen abgewandert, außerhalb seiner Kontrolle. Das Eis ist dünn. Ich möchte einfach noch nicht, daß jemand darauf geht, der schwerer ist als ich.
    Als sie sich der Tür der Villa näherten, empfing sie ein Diener und geleitete sie in eine sanft beleuchtete Eingangshalle, wo sie von ihrem Gastgeber begrüßt wurden. Yenaro war in dunkle Gewänder gekleidet, ähnlich denen, die er beim Empfang in

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