Vorkosigan 07 Cetaganda
Himmel, wie ich es hasse, jedesmal von der Gnade der Haud Rian abzuhängen. Nun, nimm die Einladung mal an, für alle Fälle.
»Das ist nicht meine erste Wahl für die Gestaltung des Abends«, versetzte Ivan.
»Habe ich etwas von einer Wahl gesagt? Es handelt sich um eine Chance, und wir müssen sie ergreifen.« Dann fuhr er boshaft fort: »Außerdem, wenn du auch weiterhin deine genetischen Proben überall in der Stadt zurückläßt, dann könnte deine Nachkommenschaft in der Kunstausstellung des nächsten Jahres landen. Als Gebüsch.«
Ivan schauderte. »Du glaubst doch nicht, die würden... - das ist noch nicht der Grund, weshalb ... - pfui, könnten die wirklich ...?«
»Sicher. Mensch, wenn du weg bist, dann könnten sie die aktiven Körperteile, an denen sie interessiert sind, neu schaffen, damit sie in beliebigem Ausmaß auf Befehl ihren Dienst tun
ein hübsches Souvenir. Und du warst der Meinung, dieser Kätzchenbaum sei obszön gewesen.«
»Dazu braucht es mehr als das, Cousin«, stellte Ivan mit verletzter Würde fest. Dann klang Zweifel in seiner Stimme an: »Du glaubst doch nicht, daß sie wirk lich so etwas machen, oder?«
»Es gibt keine skrupellosere Leidenschaft als die eines cetagandanischen Künstlers auf der Suche nach neuen Medien«, sagte Miles und fügte entschlossen hinzu: »Wir gehen zu einer Gartenparty. Ich bin sicher, daß das mein Kontakt mit Rian ist.«
»Also dann, Gartenparty«, gab Ivan seufzend nach. Er starrte abwesend in die Luft. Nach einer Weile bemerkte er lässig: »Weißt du, es ist zu schade, daß sie nicht einfach die Genbank von seinem Schiff zurückholen kann. Dann hätte er den Schlüssel, aber kein Schloß. Da würde er ganz schön dumm aus der Wäsche gucken, jede Wette.«
Miles ließ sich langsam auf den Stuhl vor Ivans Schreibtisch sinken. »Ivan - das ist ja brillant.
Warum habe ich nicht schon daran gedacht?«
Ivan überlegte. »Weil das kein Szenario ist, das dich vor der Haud Rian den einsamen Helden spielen läßt. «
Sie tauschten finstere Blicke. Diesmal wandte Miles als erster den Blick ab. »Ich hatte das als rhetorische Frage gemeint«, sagte er verkniffen. Aber er sagte es nicht sehr laut.
KAPITEL 12
Nach Miles' Meinung war Gartenparty eine falsche Bezeichnung für diese Einladung. Er schaute an Botschafter Vorob'yev und Ivan vorbei, als sie nach einem Aufstieg im Liftrohr, bei dem ihnen fast die Ohren platzten, auf dem Flachdach anscheinend ins Freie traten. Ein schwaches goldenes Funkeln in der Luft über ihnen markierte das Vorhandensein eines leichten Energieschirms, der unerwünschten Wind, Regen oder Staub abhielt. Hier im Zentrum der Hauptstadt war die Abenddämmerung ein silberner Schimmer in der Atmosphäre; das einen halben Kilometer hohe Gebäude überragte die grünen Ringe der Promenaden, die den Himmlischen Garten umgaben.
Gekrümmte Abhänge mit Blumen und Zwergbäumen, Brunnen, kleine Bäche, Gehwege und Bogenbrücken aus Jade verwandelten das Dach in ein schräg abfallendes Labyrinth im schönsten cetagandanischen Stil. Jede Biegung der Gehwege enthüllte und umrahmte einen anderen Ausblick auf die Stadt, die sich bis zum Horizont erstreckte; die besten Ausblicke waren jedoch die auf das große schimmernde Phönix-Ei des Kaisers im Herzen der Stadt.
Über dem Liftrohr-Foyer, das in dieses Dachparadies führte, wölbte sich ein von Kletterpflanzen überwachsenes Laubendach; der Boden war mit einem kunstvollen Mosaik farbiger Steine gepflastert: Lapislazuli, Malachit, grüne und Weiße Jade, Rosenquarz und andere Mineralien, von denen Miles nicht einmal den Namen wußte.
Als er sich umschaute, dämmerte es Miles, warum der Protokoll-Offizier sie aufgefordert hatte, sie sollten alle die schwarze Livree ihres jeweiligen Hauses tragen, während Miles die grüne Interimsuniform als angemessen betrachtet hätte. Es war unmöglich, hier overdressed zu sein. Botschafter Vorob'yev wurde als ihr Begleiter stillschweigend geduldet, doch selbst Vorreedi mußte an diesem Abend unten in der Garage warten. Ivan, der sich ebenfalls umschaute, packte ihr Einladungsschreiben etwas fester.
Am Rand des Foyers stand ihre vermeintliche Gastgeberin, Lady d'Har. Wenn sie sich in ihrem Zuhause befand, dann zählte das anscheinend genauso, wie wenn sie sich in einer Kugel befunden hätte, denn sie hieß ihre Gäste persönlich willkommen. Selbst in ihrem fortgeschrittenen Alter blendete ihre Haud-Schönheit das Auge. Sie trug Gewänder in einem
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