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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Spitzen seiner Stiefel. »Die dritte Möglichkeit wäre – wie Sie schon sagten –, es käme ein Befehl, sie heimlich umzubringen.«
    »Kriminellen Befehlen kann man sich erfolgreich widersetzen«, bemerkte Miles, »wenn man Nerven hat, die stark genug dafür sind.
    Das Oberkommando geht mit diesen Dingen glücklicherweise
    nicht mehr so frei um wie in den Tagen des Kaisers Ezar. Ich stelle eine vierte Möglichkeit zur Diskussion. Es ist vielleicht besser, diese – schwierigen Verwandten überhaupt nicht zu fangen.«
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    »Offen gesagt, Miles, wenn ich Ser Galen nicht liefere, dann löst sich meine Karriere in Rauch auf. Es muß schon Verdacht erregen, daß es mir nicht gelungen ist, ihn während dieser letzten zwei Jahre aufzustöbern. Ihr Vorschlag bedeutet – nicht Insubordination, das scheint ja Ihr normaler Operationsmodus zu sein –, sondern etwas Schlimmeres.«
    »Wie steht es mit Ihrem Vorgänger hier auf diesem Posten, der ihn in fünf Jahren nicht entdeckt hat? Und wenn Sie ihn jetzt beibringen, wird dann Ihre Karriere besser verlaufen? Sie werden auf jeden Fall verdächtig sein, und zwar im Denken derjenigen, die entschlossen sind, Verdacht zu haben.«
    »Ich wünschte mir«, Galenis Gesicht hatte einen nach innen
    gerichteten Ausdruck angenommen, gefährlich ruhig, seine
    Stimme war nur noch ein nachdenkliches Gemurmel, »ich
    wünschte mir, er wäre von Anfang an tot geblieben. Sein erster Tod war viel besser, heldenhaft, in der Hitze des Gefechts. Er hatte seinen Platz in der Geschichte, und ich war allein, jenseits des Schmerzes, ohne Mutter oder Vater, die mich quälen konnten. Wie gut, daß es der Wissenschaft noch nicht gelungen ist, die menschliche Unsterblichkeit zu schaffen. Es ist ein großer Segen, daß wir alte Kriege überleben können. Und alte Krieger.«
    Miles dachte über das Dilemma nach. In einem Gefängnis auf
    der Erde sitzend, würde Galen sowohl die Karriere von Galeni wie von Admiral Naismith zerstören – aber überleben. Nach Barrayar geschickt, würde er sterben; Galenis Karriere würde ein bißchen davon profitieren, aber Galeni selbst – seine geistige Gesundheit würde darunter leiden, vermutete Miles. Die Schuld am Tod des Vaters hätte nicht die tief verwurzelte Gelassenheit zur Folge, Komarrs komplexen zukünftigen Bedürfnissen zu dienen. Aber Naismith würde überleben, flüsterte ihm ein Gedanke verlockend ein. Wenn man sie frei herumlaufen ließe, dann blieben der hartnäckige Galen und Mark eine Bedrohung unbekannten und somit unerträglichen Ausmaßes. Wenn Miles und Galeni nichts täten, dann würde das Oberkommando ihnen ganz gewiß die Entschei244
    dung abnehmen und wer weiß was für Befehle ausgeben, die das Schicksal ihrer enttarnten Feinde besiegeln würden.
    Miles war der Gedanke zuwider, Galenis vielversprechende
    Karriere diesem halsstarrigen alten Revolutionär zu opfern, der sich weigerte, aufzugeben. Doch Galens Vernichtung würde genauso sicher auch Galeni schaden. Verdammt, warum hatte der alte Mann sich nicht als Pensionär in irgendein tropisches Paradies zurückgezogen, anstatt herumzuhängen und der jüngeren Generation Probleme zu schaffen, mit der Begründung (zweifellos), das sei gut für sie? Zwangsweise Pensionierung von Revolutionären, das hätten sie jetzt gebraucht.
    Was soll man wählen, wenn alle Alternativen schlecht sind?
    »Diese Entscheidung steht mir zu«, sagte Galeni. »Wir müssen hinter ihnen her.«
    Sie starrten einander an, beide sehr müde.
    »Machen wir einen Kompromiß«, schlug Miles vor. »Schicken
    Sie die Dendarii-Söldner los, um die beiden aufzuspüren, zu verfolgen und zu überwachen. Versuchen Sie nicht, sie schon zu schnappen. Das erlaubt Ihnen, alle Ressourcen der Botschaft zur Lösung des Problems mit dem Kurier einzusetzen, das in jeder Hinsicht ein rein internes Problem für Barrayar ist.«
    Zunächst schwieg Galeni. »Einverstanden«, sagte er schließlich.
    »Aber was immer am Ende passiert – ich möchte schnell damit fertig werden.«
    »Einverstanden«, sagte Miles.
    Miles fand Elli in der Cafeteria der Botschaft. Sie saß allein, müde und ein bißchen gleichgültig über die Reste ihres Abendessens gebeugt und ignorierte die verstohlenen Blicke und das zaghafte Lächeln der verschiedenen Botschaftsangestellten. Er nahm sich einen Imbiß und Tee und ließ sich auf den Stuhl ihr gegenüber gleiten. Sie faßten sich kurz über den Tisch hinweg an den Händen, dann legte Elli das Kinn wieder in ihre

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