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Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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Invasionsflotte, ihrer Blitzesschnelle und ihrer sorgsam und subtil ausgearbeiteten Strategie war gewesen, Komarrs wohlstandschaffende Wirtschaft intakt zu übernehmen, mit nur minimalen Schäden. Eroberung, nicht Rache, sollte dem Kaiser Ruhm verschaffen. Der Kommandant der kaiserlichen Flotte, Admiral Lord Aral Vorkosigan, hatte gedacht, er hätte dies überreichlich und ausdrücklich klargemacht.
    Die Oligarchie von Komarr, die ja aus geschmeidigen Zwischenhändlern bestand, wurde dazu gebracht, dieses Ziel zu akzeptieren, und ihre Unterwerfung wurde ihnen in jeder möglichen Weise erleichtert. Versprechungen wurden gemacht, Garantien gegeben; ein Leben als Unterworfene bedeutete immer noch Leben, reduzierter Besitz war immer noch Besitz; beides wurde erleichtert durch die Hoffnung auf zukünftige Wiederherstellung.
    Gut zu leben war die allerbeste Rache überhaupt.
    Dann kam das Massaker von Solstice.
    Ein übereifriger Untergebener, knurrte Admiral Lord Vorkosigan. Geheime Befehle, schrieen die hinterbliebenen Familienangehörigen der zweihundert komarranischen Ratsmitglieder, die in einer Turnhalle von barrayaranischen Sicherheitskräften zusammengeschossen worden waren. Die Wahrheit, oder zumindest die Gewißheit, lag hingemeuchelt unter den Opfern. Miles selbst war sich nicht sicher, ob irgendein Historiker die Wahrheit rekonstruieren konnte. Nur Admiral Vorkosigan und der Kommandant der Sicherheitstruppen wußten es sicher, und Admiral Vorkosigans Wort stand auf dem Prüfstand. Der Kommandant der Sicherheitskräfte war tot – ohne Gerichtsverfahren vom Admiral im Zorn eigenhändig getötet. Gerechterweise hingerichtet, oder liquidiert, damit er nicht reden konnte – man konnte sich die Antwort auswählen, entsprechend den eigenen Vorurteilen.
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    An und für sich war Miles nicht geneigt, sich über das Massaker von Solstice aufzuregen. Schließlich hatten cetagandanische Atomwaffen die gesamte Stadt Vorkosigan Vashnoi vernichtet
    und dabei nicht Hunderte, sondern Tausende getötet, und niemand protestierte auf den Straßen dagegen. Aber das Massaker von Solstice zog die Aufmerksamkeit auf sich und beschäftigte die Vorstellung einer sensationslüsternen Öffentlichkeit; der Name Vorkosigan hatte den Beinamen ›Schlächter‹ bekommen, und das Wort eines Vorkosigan war besudelt worden. Und das alles machte es zu einem sehr persönlichen Teil der Geschichte.
    Vor dreißig Jahren. Miles war damals noch nicht einmal geboren. David Galen war vier Jahre alt gewesen, als seine Tante, das komarranische Ratsmitglied Rebecca Galen, in der Turnhalle in der Kuppelstadt von Solstice starb.
    Das Oberkommando von Barrayar hatte die Zulassung des
    sechsundzwanzigjährigen Duv Galeni zum Kaiserlichen Militär in völliger persönlicher Offenheit hin und her diskutiert.
    »… kann ich die Entscheidung nicht empfehlen«, schrieb Illyan, der Chef des Kaiserlichen Sicherheitsdienstes, in einer privaten Notiz an den Premierminister, Graf Aral Vorkosigan. »Ich vermute, Sie denken aus Schuldgefühl völlig überzogen idealistisch über diesen Fall. Schuldgefühl ist ein Luxus, den Sie sich nicht leisten können. Wenn Sie ein geheimes Verlangen überkommt, in den Rücken geschossen zu werden, dann lassen Sie es mich bitte mindestens vierundzwanzig Stunden vorher wissen, damit ich
    meinen Rücktritt einreichen kann. – Simon.«
    Die Erwiderung war handgeschrieben, im krausen Gekritzel
    eines Mannes, für dessen kräftige Finger alle Schreibwerkzeuge zu winzig waren, eine Handschrift, die Miles schmerzlich vertraut war. »… Schuldgefühl? Vielleicht. Bald nach jenem Vorfall
    machte ich einen Rundgang durch diese verfluchte Turnhalle, noch bevor die Blutlachen ganz getrocknet waren. Blutlachen wie
    Pudding. Es gibt Details, die brennen sich für immer ins Gedächtnis ein. Aber ich erinnere mich zufällig an Rebecca Galen wegen der Art und Weise, wie sie erschossen worden war. Sie war 145
    eine der wenigen, deren Gesicht ihren Mördern zugewandt starb.
    Ich bezweifle sehr, daß jemals meinem Rücken Gefahr von ›Duv Galeni‹ drohen wird.
    Die Verwicklung seines Vaters in den späteren Widerstand
    macht mir weniger Sorge. Der Junge hat ja nicht wegen uns seinen Namen in die barrayaranische Form geändert.
    Aber wenn es uns gelingt, die echte Loyalität dieses Mannes zu gewinnen, dann wird damit etwas erreicht, wie ich es ursprünglich für Komarr vorhatte. Eine Generation zu spät, das stimmt, und nach einem langen und

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