Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Vorkosigan 09 Waffenbrüder

Titel: Vorkosigan 09 Waffenbrüder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
blutigen Umweg, aber – da Sie schon
    einmal diese theologischen Begriffe verwendet haben – eine Art Erlösung. Natürlich hat er politische Ambitionen, aber ich möchte doch darauf hinweisen, daß sie sowohl komplexer wie auch konstruktiver sind als ein bloßer Mord.
    Setzen Sie ihn wieder auf die Liste, Simon, und lassen Sie ihn diesmal drauf. Dieses Thema ermüdet mich, und ich möchte mich nicht wieder damit herumschlagen müssen. Lassen Sie ihn starten und sich selbst beweisen – wenn er das kann.«
    Die abschließende Unterschrift bestand aus dem üblichen hastigen Gekritzel.
    Danach zerbrachen sich Offiziere, die in der kaiserlichen
    Hierarchie viel tiefer standen, den Kopf über Kadett Galeni, dessen öffentlich zugängliche Personalakte Miles schon vorher durchgesehen hatte.
    »Das Problem mit alldem ist«, sagte Miles laut in das Schweigen, das während der letzten dreißig Minuten in dem Raum geherrscht hatte, »so faszinierend das alles sein mag, so verringert es nicht die Möglichkeiten. Im Gegenteil, es multipliziert sie. Verdammt!«
    Einschließlich seiner Lieblingstheorie von Unterschlagung und Fahnenflucht, wie Miles überlegte. Hier gab es nichts, was diese Theorie wirklich entkräftete; alles machte es nur quälender, wenn sie wahr war. Und die Idee von der Ermordung auf dem Shuttlehafen bekam neue, unheilvolle Obertöne.
    146
    »Er könnte auch vielleicht einfach das Opfer eines vollkommen gewöhnlichen Unfalls geworden sein«, warf Ivan Vorpatril ein.
    Der Botschafter knurrte, schüttelte den Kopf und erhob sich.
    »Außerordentlich problematisch. Es war richtig, diese Datei zu sperren. Sie könnte gegen die Karriere dieses Mannes schlimme Vorurteile wecken. Ich denke, Leutnant Vorpatril, ich werde Sie anweisen, bei den örtlichen Behörden eine Vermißtenmeldung
    einzureichen. Sperren Sie die Datei wieder, Vorkosigan.« Ivan folgte dem Botschafter nach draußen.
    Bevor er die Konsole schloß, schaute Miles die Dokumente
    durch, die auf Galenis Vater Bezug nahmen.
    Nachdem seine Schwester im Massaker von Solstice getötet
    worden war, war Galen senior anscheinend zu einem aktiven
    Führer im heimlichen Widerstand von Komarr geworden. Was an Wohlstand der einst stolzen Familie nach der Eroberung durch Barrayar noch übriggeblieben war, hatte sich zum Zeitpunkt der gewalttätigen Revolte sechs Jahre später völlig verflüchtigt. Alte barrayaranische Sicherheitsberichte verfolgten ausdrücklich einiges davon, das zu geschmuggelten Waffen sowie Bezahlung und Spesen der terroristischen Armee geworden war, und später dann zu Bestechungen für Ausreisevisa und Flugtickets zu anderen Planeten für die Überlebenden. Allerdings war kein Ticket für Galenis Vater darunter; er war beim letzten, erfolglosen und erschöpften Angriff auf das Hauptquartier des barrayaranischen Sicherheitsdienstes von einer seiner eigenen Bomben in die Luft gejagt worden. Übrigens zusammen mit Galenis älterem Bruder.
    Nachdenklich stellte Miles eine Gegenprobe an. Zu seiner Erleichterung gab es unter den zur Erde geflohenen Komarranern, die in den Dateien der Sicherheitsabteilung der Botschaft aufgeführt waren, keine weiteren zerstreuten Verwandten von Galen senior.
    Natürlich hatte Galeni in den letzten zwei Jahren jede Menge Gelegenheit gehabt, diese Dateien zu frisieren.
    147
    Miles rieb sich den schmerzenden Kopf. Galeni war fünfzehn
    gewesen, als die letzten Zuckungen der Revolte erloschen waren.
    Ausgelöscht worden waren. Zu jung, so hoffte Miles, um aktiv darin verwickelt gewesen zu sein. Und worin auch immer seine Verwicklung bestanden haben mochte, Simon Illyan hatte offensichtlich davon gewußt und war bereit gewesen, alles zu Geschichte werden zu lassen. Ein abgeschlossenes Kapitel. Miles erneuerte die Sperre der fraglichen Datei.
    Miles gestattete Ivan, alle Verhandlungen mit der örtlichen Polizei zu führen. Es stimmte natürlich, daß er jetzt, wo die Geschichte mit dem Klon im Umlauf war, teilweise vor zufälligen Begegnungen mit denselben Leuten in beiden seiner Identitäten geschützt war, aber es hatte keinen Sinn, diese Tatsache zu überstrapazieren. Man konnte von der Polizei erwarten, daß sie wachsamer und mißtrauischer war als die meisten anderen Leute, und er hatte nicht damit gerechnet, von einer doppelköpfigen Verbrechenswelle
    verfolgt zu werden.
    Zumindest schien die Polizei das Verschwinden des Militärattaches mit der gebührenden Ernsthaftigkeit zu behandeln; man versprach sogar,

Weitere Kostenlose Bücher