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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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angekränkelten Chirurgen des Hauses Ryoval gegen Geld durchführten.
    Eine Randerscheinung des betanischen Egalitarismus, der Amok gelaufen war, hatte sich der Hermaphroditismus nicht durchgesetzt, und die glücklosen Nachkommen der ursprünglichen Idealisten waren auf dem übertoleranten Planeten Kolonie Beta eine Minderheit geblieben. Abgesehen von einigen vereinzelten Wanderern wie Bei. Als Söldneroffizier war Thorne gewissenhaft, loyal und aggressiv, und Miles mochte ihn/sie/es sehr (die Betaner benutzten für Hermaphroditen das neutrale Pronomen). Jedoch …
    Miles konnte von seinem Platz aus Beis süßes Blumenparfüm
    riechen. Am heutigen Tag betonte Bei also seine weibliche Seite.
    Und das hatte er, in zunehmendem Maße, schon die letzten fünf 118
    Tage seiner Reise getan. Normalerweise entschied sich Bei dafür, eher ambivalent bis männlich aufzutreten und sein weiches, kurzes braunes Haar und seine feingeschnittenen, bartlosen Gesichtszüge mit der grauweißen Dendarii-Uniform, selbstbewußten Gesten und einem boshaften Humor zu kompensieren. Es beunruhigte
    Miles außerordentlich, daß Bei in seiner Gegenwart sanfter wurde.
    Miles wandte sich der Holovid-Scheibe seiner Computerkonsole zu und rief erneut das Bild des Planeten auf, dem sie sich näherten.
    Aus der Ferne sah Jackson’s Whole ziemlich spröde aus: gebirgig, reichlich kalt – die bewohnte Äquatorregion hatte nur gemäßigtes Klima; auf dem Vid-Bild war er umgeben von einem schematischen Netz farbiger Satellitenbahnen, Orbittransferstationen und autorisierten Anflugvektoren. »Bist du schon jemals zuvor hier gewesen, Bei?«
    »Einmal, als ich Leutnant in Admiral Osers Flotte war«, sagte der Söldner. »Das Haus Fell hat seitdem einen neuen Baron bekommen. Ihre Waffen haben immer noch einen guten Ruf, solange man weiß, was man kauft. Halt dich fern von dem Verkauf von Neutronenhandgranaten .«
    »Hehe. Die sind nur geeignet für Weitwerfer. Keine Angst,
    Neutronenhandgranaten sind nicht auf der Liste.« Er reichte Bei die Diskette.
    Bei trat heran und beugte sich über die Lehne von Miles’ Stuhl, um die Diskette in Empfang zu nehmen. »Soll ich der Mannschaft Urlaub geben, während wir darauf warten, daß die Leute des Barons die Fracht einladen? Wie steht es mit dir? Es gibt da ein Hotel neben den Docks, mit allen Annehmlichkeiten: Swimmingpool, Sauna, großartige Küche …« Bei senkte die Stimme. »Ich könnte ein Doppelzimmer buchen.«
    »Ich hatte nur daran gedacht, Tagesurlaub zu geben.« Notwendigerweise räusperte sich Miles.
    »Ich bin auch eine Frau«, murmelte Bei.
    »Unter anderem.«
    »Du bist so hoffnungslos monosexuell, Miles.«
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    »Leider.« Verlegen tätschelte er die Hand, die sich irgendwie auf seine Schulter gelegt hatte.
    Bei seufzte und richtete sich wieder auf. »So viele sind es auch.«
    Auch Miles seufzte. Vielleicht sollte er seiner Zurückweisung mehr Nachdruck verleihen – dies war erst etwa das siebte Mal, daß er mit Bei dieses Thema behandelte. Inzwischen war es fast schon ritualisiert, fast ein Witz, aber nicht ganz. Man mußte es entweder dem Optimismus des Betaners oder seiner Begriffsstutzigkeit zuschreiben … oder, fügte Miles ehrlich an, einem echten Gefühl.
    Er wußte, wenn er sich jetzt umdrehte, dann würde er in den Augen des Hermaphroditen eine Einsamkeit aufschimmern sehen, die sich nie auf seinen Lippen zeigen durfte. Miles drehte sich nicht um.
    Und wer war er schon, daß er über einen anderen urteilen durfte, überlegte Miles trübselig, er, dessen eigener Körper ihm so wenig Freude bereitete? Was fand Bei, der gerade gewachsen, gesund und von normaler Größe war (wenn auch mit ungewöhnlichen
    Genitalien ausgestattet), so anziehend an einem kleinen, halb verkrüppelten, zeitweilig verrückten Mann? Miles blickte an seiner grauen Dendarii-Offiziersuniform hinab. Die Uniform, die er sich errungen hatte. Wenn du schon nicht sieben Fuß groß sein kannst, dann sei sieben Fuß clever. Bis jetzt allerdings hatte sein Verstand ihm keine Lösung für das Problem Thorne eingegeben.
    »Hast du je daran gedacht, nach Kolonie Beta zurückzukehren und jemanden von deiner Art zu suchen?«, fragte Miles ernsthaft.
    Thorne zuckte die Achseln. »Zu langweilig. Deshalb bin ich weggegangen. Es ist dort alles so sicher, so eng …«
    »Denk dran, es ist ein großartiger Ort, um Kinder großzuziehen.«
    Miles’ Mundwinkel zuckten nach oben.
    Thorne grinste. »Du hast es getroffen. Du bist fast ein

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