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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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abscannte. Das lebenserhaltende System – tatsächlich alle Systeme – schien getrennt vom Rest der Station zu funktionieren. Der Bereich war nicht nur abschließbar, er war sogar abtrennbar. Im Endeffekt handelte es sich nicht um einen Teil der Station, sondern um ein Schiff – irgendwo waren in der Nähe die Motoren und die Bewaffnung, war sich Miles sicher, obwohl es gefährlich sein dürfte, wenn man ohne Begleitung nach ihnen suchte. Der Haushofmeister führte sie hindurch und hielt dann an, um sie über seinen Armbandkommunikator anzukündigen: »Admiral Miles Naismith, Befehlshaber der Freien Dendarii-Söldnerflotte. Kapitän Bei Thorne, Kommandant des Schnellkreuzers Ariel der Freien Dendarii-Söldnerflotte.« Miles überlegte, wer wohl der Empfänger dieser Nachricht sei.
    Der Empfangssalon war groß und elegant ausgestattet, mit
    schwebenden Treppen und Zwischenebenen, die in den Farben des Regenbogens schillerten und private Winkel schufen, ohne den Eindruck der Offenheit zu zerstören. Jeder Ausgang (Miles zählte sechs) war mit einem großen, grüngekleideten Wächter besetzt; jeder Wächter versuchte mit geringem Erfolg, wie ein Diener auszusehen. Eine ganze Wand bestand aus einem schwindelerregenden Aussichtsfenster, durch das man einen Ausblick auf die geschäftigen Docks von Station Fell und auf die helle Scheibe von Jackson’s Whole vor dem sternenübersäten Horizont hatte. Eine 123
    Gruppe eleganter Frauen in knisternden grünen Seidensaris ging durch die Schar der Gäste und bot Speisen und Getränke an.
    Nach einem Blick auf die anderen Gäste kam Miles zu dem
    Schluß, daß grauer Samt eine ausgesprochen unscheinbare Kleidung abgab. Er und Bei verschmolzen fast mit der Wand. Die anderen privilegierten Kunden trugen allerhand unterschiedliche planetarische Moden. Aber sie waren alle auf der Hut und steckten in kleinen Gruppen zusammen, die sich nicht vermischten. Guerillakämpfer sprachen nicht mit Söldnern, so schien es, Schmuggler nicht mit Revolutionären. Die Gnostischen Heiligen sprachen natürlich nur mit dem Einen Wahren Gott – und vielleicht noch mit Baron Fell.
    »Eine Art Party«, bemerkte Bei. »Ich bin mal zu einer Heimtierschau gegangen, wo genau so eine Atmosphäre herrschte wie hier. Der Höhepunkt war, als sich eine Perlschnureidechse von Tau Ceti von ihrem Besitzer losriß und den Star aus der Hundeabteilung auffraß.«
    »Pst«, Miles grinste in den Mundwinkeln. »Hier geht es ums Geschäft.«
    Eine Frau im grünen Sari verbeugte sich stumm vor ihnen und bot ein Tablett dar. Thorne blickte Miles an und hob fragend die Augenbrauen – Sollen wir …?
    »Warum nicht«, murmelte Miles.
    »Schließlich zahlen wir dafür. Ich bezweifle, daß der Baron seine Kunden vergiftet; das wäre schlecht fürs Geschäft. Hier regiert das Geschäft. Der Laissez-faire-Kapitalismus, auf die Spitze getrieben.« Er wählte einen rosafarbenen Leckerbissen aus, der wie Lotus aussah, dazu einen geheimnisvollen, wolkigen Drink.
    Thorne tat es ihm gleich. Der rote Lotus entpuppte sich leider als eine Art roher Fisch. Miles schluckte ihn trotzdem entschlossen hinunter. Der Drink war stark alkoholisch; nach einem Schluck, um den Fisch hinunterzuspülen, stellte Miles das Glas bedauernd auf der ersten ebenen Oberfläche ab, die er finden konnte. Sein zwergenhafter Körper weigerte sich, Alkohol zu verarbeiten, und 124
    er hegte nicht den Wunsch, Baron Fell halb im Delirium oder hilflos kichernd zu begegnen. Thorne, der mit seinem Stoffwechsel glücklicher dran war, behielt seinen Drink in der Hand.
    Von irgendwoher begann eine ganz außergewöhnliche Musik,
    eine dahinrasende reiche Komplexität von Harmonien. Miles
    konnte das Instrument – gewiß waren es Instrumente – nicht identifizieren. Er und Thorne tauschten einen Blick und bewegten sich in stummer Übereinstimmung auf die Töne zu. Hinter einer Wendeltreppe, vor der prächtigen Umrahmung durch Station,
    Planet und Sternenhimmel, fanden sie die Musikerin. Miles riß die Augen auf. Diesmal sind die Chirurgen von Haus Ryoval gewiß zu weit gegangen …
    Kleine schmückende Farbfunken markierten das sphärische Feld einer großen Null-Ge-Blase. Darin schwebte eine Frau. Ihre elfenbeinweißen Arme leuchteten vor ihren grünen Seidengewändern, während sie spielte. All ihre vier elfenbeinweißen Arme …
    Sie trug eine lose herabhängende, kimonoähnliche Jacke mit Gürtel und dazu passende Shorts, aus denen das zweite Armpaar hervorkam, wo

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