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Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit

Titel: Vorkosigan 10 Grenzen der Unendlichkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
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sei ein fabriziertes Monster.« In ihrer Stimme klang Bitterkeit an.
    Thorne räusperte sich. »Ich selbst bin Betaner und habe die Geschichte der frühen genetischen Explosion mit einem ziemlich persönlichen Interesse studiert.« Er räusperte sich erneut. »Ein betanischer Hermaphrodit, wissen Sie«, sagte er und wartete ängstlich auf ihre Reaktion.
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    Verdammt. Bei wartete nie auf Reaktionen. Bei machte sonst doch immer weiter und ließ die Würfel fallen. Um nichts in der Welt würde ich mich hier einmischen. Miles trat leicht zurück und rieb sich die Lippen, um ein zuckendes Grinsen zu verdecken, während sich Thornes männlichste Verhaltensweisen wieder
    meldeten, vom Rückgrat in die Fingerspitzen und hinaus in den Äther.
    Sie neigte interessiert den Kopf auf die Seite und hob eine der oberen Hände und ließ sie auf der funkelnden Barriere ruhen, nicht weit von Bei entfernt. »Wirklich? Dann sind Sie auch ein Genetic?«
    »O ja. Und wie heißen Sie, bitte?«
    »Nicol.«
    »Nicol. Ist das alles? Das heißt, es ist ein hübscher Name.«
    »Bei meinem Volk gibt es keine Familiennamen.«
    »Aha. Und … hm … was machen Sie nach der Party?«
    An diesem Punkt wurden sie leider gestört. »Kopf hoch, Kapitän « , murmelte Miles. Thorne nahm sofort Haltung an, kühl und korrekt, und folgte Miles’ Blick. Die Quaddie schwebte von der Energiebarriere zurück, legte ihre vier Hände zusammen und verneigte den Kopf, während sich ihnen ein Mann näherte. Auch Miles nahm auf höfliche Art Haltung an.
    Georish Stauber, Baron Fell, war ein überraschend alter Mann, in Anbetracht der Tatsache, daß er erst kürzlich in diese Stellung gelangt war, dachte Miles. In natura sah er noch älter aus als in dem Holovid, das Miles bei der Vorbereitung seiner Mission angeschaut hatte. Der Baron war fast kahl, ein weißer Haarkranz umgab seine glänzende Glatze. Er war jovial und dick und sah aus wie ein Großvater. Nicht wie der von Miles. Miles’ Großvater war selbst im hohen Alter schlank und falkenhaft gewesen. Und der Titel des alten Grafen war echt gewesen, nicht der Ehrentitel des Überlebenden eines Syndikats. Fröhliche rote Backen hin oder her, Miles erinnerte sich daran, daß Baron Fell über einen Haufen Leichen geklettert war, um diese hohe Stellung zu erreichen.
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    »Admiral Naismith, Kapitän Thorne. Willkommen auf Station
    Fell«, brummte der Baron lächelnd.
    Miles verneigte sich aristokratisch. Thorne tat es ihm etwas linkisch gleich. Aha. Miles mußte nächstes Mal diese Unbeholfenheit nachahmen. Aus solchen kleinen Details bestand eine Tarnidentität. Und an so etwas flog sie auf.
    »Haben sich meine Leute um Sie gekümmert?«
    »Danke, ja.« So weit die richtigen Geschäftsleute.
    »Ich bin so froh, Ihnen endlich zu begegnen«, brummte der Baron weiter. »Wir haben über Sie hier eine Menge gehört.«
    »Wirklich?«, sagte Miles aufmunternd. In den Augen des Barons lag eine seltsame Gier. Ein ziemlich überschwenglicher Gruß für einen kleinen, schäbigen Söldner, wie? Das war ein bißchen mehr Streicheleinheit als selbst bei einem Vorzugskunden plausibel.
    Miles verbannte alle Andeutungen von Wachsamkeit aus seinem Lächeln. Geduld. Lassen wir die Herausforderung erst mal kommen; stürm nicht auf etwas los, das du noch nicht sehen kannst.
    »Nur gute Sachen, hoffe ich.«
    »Bemerkenswerte Sachen. Ihr Aufstieg war so schnell, wie Ihre Herkunft geheimnisvoll ist.«
    Teufel, Teufel, was für ein Köder war das? Wollte der Baron andeuten, daß er tatsächlich ›Admiral Naismiths‹ echte Identität kannte? Das konnte plötzlich ernste Schwierigkeiten geben. Nein –
    seine Befürchtungen gingen mit ihm durch. Es war besser, abzuwarten. Zu vergessen, daß eine Person namens Leutnant Lord Vorkosigan vom Kaiserlich Barrayaranischen Geheimdienst je in diesem Leib existiert hatte. Der ist sowieso nicht groß genug für uns beide, mein Junge. Aber warum grinste dieser fette Hai so einschmeichelnd? Miles reckte ausdruckslos den Kopf.
    »Die Geschichte vom Erfolg Ihrer Flotte bei Vervain hat uns sogar hier erreicht. Wie schade um ihren früheren Befehlshaber.«
    Miles wurde steif. »Auch ich bedauere Admiral Osers Tod.«
    Der Baron hob philosophisch die Schultern. »So etwas kommt im Geschäft vor. Nur einer kann Oberkommandierender sein.«
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    »Er hätte einen ausgezeichneten Untergebenen abgeben können.«
    »Stolz ist gefährlich«, sagte der Baron lächelnd.
    Wahrhaftig. Miles biß sich auf die Zunge.

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