Vorkosigan 11 Spiegeltanz
ihr über die Schulter zu. Weitere Duronas erschienen alarmiert aus allen Richtungen. Zwei Wachen des Hauses Fell in grüner Uniform stürzten am anderen Ende in den Korridor und liefen auf das Liftrohr zum Penthouse. Doch auf welcher Seite waren sie? Er zog Rowan in den nächsten offenen Eingang.
»Schließ zu!« keuchte er. Sie drückte auf den Knopf zum
Schließen der Tür. Sie befanden sich in der Wohnsuite eines Mitglieds der Duronas. Eine Sackgasse gab ein schlechtes Schlupfloch ab, aber Hilfe schien unterwegs zu sein. Er war sich nur nicht sicher, für wen. Etwas hat gerade den Energieschirm des Gebäudes fallen lassen … Von innen. Er konnte nur von innen abgeschaltet worden sein. Er bückte sich halb und riß den Mund weit auf, um Luft zu holen. Seine Lungen brannten, das Herz raste, und die Brust schmerzte.
Eine verschwommene Dunkelheit umwölkte seinen Blick. Er
stolperte trotzdem auf das gefährliche Fenster zu und versuchte, die taktische Situation in den Griff zu bekommen. Vom Korridor drangen gedämpft Rufe und das Geräusch von Schlägen herein.
»Wie, zum Teufel, haben diese Mistkerle euren Energieschirm ausgeschaltet?«, schnaufte er Rowan an und umklammerte die Fensterbank. »Hab keine Explosion gehört – ein Verräter?«
551
»Ich weiß es nicht«, erwiderte Rowan nervös. »Das berührte die äußere Sicherheit. Dafür sollen eigentlich Fells Leute zuständig sein.«
Er schaute hinaus auf den eisbedeckten Parkplatz. Einige weitere grüngekleidete Männer überquerten ihn im Laufschritt, schrien, zeigten nach oben, nahmen Deckung hinter einem geparkten Fahrzeug und bemühten sich, mit einer Projektil-Waffe zu zielen.
Ein anderer Wächter gestikulierte ihnen eindringlich ablehnend zu; ein Fehlschuß konnte das Penthouse und alle, die sich darin befanden, vernichten. Sie nickten und warteten.
Er reckte den Hals, Gesicht ans Glas gedrückt, und versuchte nach oben zu schauen. Der gepanzerte Luftwagen schwebte noch immer vor dem Penthouse-Fenster.
Die Angreifer zogen sich schon zurück. Verdammt! Keine
Chance mit dem Energieschirm. Ich bin zu langsam. Der Luftwagen schwankte, während die Kämpfer eilig wieder an Bord gingen. Hände griffen zu, und eine kräftige kleine graugekleidete Gestalt wurde über die Lücke geschleift, sechs Stockwerke über dem Betonboden. Ein schlaffer Kämpfer wurde auch hinübergezogen. Sie ließen keinen Verwundeten zurück, der hätte ausgefragt werden können. Rowan zog ihn mit zusammengebissenen Zähnen zurück. »Geh aus der Schußlinie!«
Er widersetzte sich ihr. »Sie hauen ab!«, protestierte er. »Wir sollten sie jetzt bekämpfen, auf unserem eigenen Terrain …«
Ein weiterer Luftwagen stieg von der Straße aus hoch, von der anderen Seite der alten und unbrauchbaren Mauer um das Anwesen. Ein kleines Zivilmodell, unbewaffnet und ungepanzert. Es bemühte sich, Höhe zu gewinnen. Durch das Verdeck konnte er verschwommen eine graugekleidete Gestalt an der Steuerung sehen. Der gepanzerte Luftwagen der Angreifer gierte vom Fenster 552
weg. Der Dendarii-Luftwagen versuchte ihn zu rammen, ihn herabzuzwingen. Funken sprühten, Plastik knackte, Metall kreischte, aber der gepanzerte Luftwagen schüttelte den anderen ab; der drehte sich um die eigene Achse, rotierte auf die Straße zu und landete mit einem gräßlichen Knirschen.
»Bestimmt gemietet«, stöhnte er und schaute zu. »Da wird was dafür zu zahlen sein! Ein guter Versuch, es hat fast funktioniert –
Rowan! Gehören von diesen Luftwagen da unten welche euch?«
»Du meinst, der Gruppe? Ja, aber …«
»Komm! Wir müssen dort hinunter.« Aber jetzt wimmelte es in dem Gebäude von Sicherheitsleuten. Sie würden jeden an die Wand nageln, bis er identifiziert und für unbedenklich erklärt war.
Er konnte nicht gut zum Fenster hinausspringen und die fünf Stockwerke hinabfliegen, obwohl er es wünschte. Ach, wenn er doch eine Tarnkappe hätte!
Oh. Ja!
»Trag mich! Kannst du mich tragen?«
»Wahrscheinlich, aber …«
Er rannte zur Tür und fiel rückwärts in ihre Arme, als die Tür wieder aufging.
»Warum?«, fragte sie.
»Tu's, tu's, tu's!«, zischte er mit zusammengebissenen Zähnen.
Sie schleifte ihn wieder in den Korridor hinaus. Mit zusammengekniffenen Augen studierte er das Chaos und keuchte realistisch.
Allerhand aufgeregte Duronas drängten sich hinter einem Kordon von Fellschen Sicherheitsleuten, die jetzt den Eingang zum Penthouse blockierten. »Sag Dr. Chrys, sie soll meine
Weitere Kostenlose Bücher