Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Vorkosigan 11 Spiegeltanz

Titel: Vorkosigan 11 Spiegeltanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois McMaster Bujold
Vom Netzwerk:
ausgehen? Ist er geistig gesund?«
    »Wenn nicht, dann ist es die Schuld der Komarraner.« Miles erhob sich und begann wieder um den Tisch herumzugehen, trotz Quinns genervtem Blick. Er vermied es, ihr in die Augen zu schauen und blickte statt dessen auf seine Stiefel, die grau auf grau über die Bodenmatte schritten. »Nachdem wir endlich seine Existenz entdeckt hatten, ließ Illyan über seine Agenten alle Überprüfungen von Marks Herkunft durchführen, die nur möglich waren. Zum Teil, vermute ich, um die schlimme Peinlichkeit wettzumachen, daß Mark all die Jahre hindurch dem Sicherheitsdienst entgangen war. Ich habe alle Berichte gesehen, in denen man immer wieder versucht hat, hinter seine Gedanken zu kommen.« Er bog um die Ecke, ging die andere Seite entlang und wieder zurück.
    »Sein Leben in Bharaputras Klon-Internat schien nicht so schlimm gewesen zu sein – dort werden diese Körper verhätschelt
    –, aber nachdem die komarranischen Rebellen ihn übernommen 91
    hatten, wurde es offenbar ziemlich alptraumhaft. Sie haben ihn immerzu darauf trainiert, ich zu sein, doch jedesmal, wenn sie dachten, sie hätten es geschafft, tat ich irgend etwas Unerwartetes, und sie mußten von vorn anfangen. Immerzu änderten und verfeinerten sie ihre Pläne. Nach dem erstenmal, wo sie gehofft hatten, das Komplott ausführen zu können, zog sich das Ganze Jahre hin.
    Sie waren eine kleine Gruppe, die sowieso mit geringen Geldmitteln arbeitete. Ihr Anführer, Ser Galen, war selbst halb verrückt, glaube ich.« Er umrundete wieder den Tisch.
    »Zeitweise behandelte Galen Mark wie die große Hoffnung für einen komarranischen Aufstand, oder er hätschelte ihn und blies ihm die Idee ein, sie würden ihn mit einem Staatsstreich zum Kaiser von Barrayar machen. Aber dann war Galen wieder
    daneben und sah Mark als den persönlichen genetischen Stellvertreter unseres Vaters, und er machte ihn zum Prügelknaben für seinen ganzen Haß auf die Vorkosigans und auf Barrayar. Die grausamsten Strafen, fast schon Foltern, tarnte er – vor sich selbst und vielleicht sogar vor Mark – als ›Disziplintraining‹. Illyans Agent erfuhr dies teilweise von einer ziemlich illegalen Schnell-Penta-Befragung eines ehemaligen Untergebenen von Galen, also handelt es sich um die nackte Wahrheit.« Erneut umrundete er den Tisch.
    »Zum Beispiel unterscheidet sich Marks Metabolismus anscheinend von dem meinen. Jedesmal, wenn Marks Gewicht meine Parameter überschritt, dann tat Galen nicht das Vernünftige, nämlich Marks Appetit medizinisch regulieren zu lassen, sondern er enthielt ihm zunächst tagelang das Essen vor, dann ließ er ihn schlemmen, und schließlich zwang er ihn mit dem Schockstab zu Bewegungsübungen, bis er sich erbrach. Haarsträubend, wirklich beunruhigend. Galen hatte anscheinend ein aufbrausendes Temperament, zumindest was Mark anging. Oder vielleicht versuchte 92
    er absichtlich, Mark verrückt zu machen. Um einen Kaiser Miles den Wahnsinnigen zu scharfen, um die Herrschaft von Kaiser Yuri dem Wahnsinnigen zu wiederholen und die barrayaranische Regierung von oben her zu zerstören. Einmal versuchte Mark – so berichtete dieser Informant –, bei Nacht auszubüchsen, einfach, um eine Nacht draußen zu verbringen, und es gelang ihm tatsächlich, für eine Weile abzuhauen, bis Galens Gorillas ihn zurückbrachten. Galen schnappte über, beschuldigte ihn, er habe fliehen wollen, nahm seinen Schockstab und …« – sein Blick fiel auf Elenas erbleichendes Gesicht und er zügelte schnell seinen nervösen Ausbruch – »und tat einige häßliche Dinge.« Die wohl kaum positiv zu Marks sexueller Entwicklung beigetragen hatten. Es war so schlimm gewesen, daß Galens eigene Gorillas – berichtete der Informant – ihn gebeten hatten aufzuhören.
    »Kein Wunder, daß er Galen haßte«, sagte Quinn leise.
    Elena blickte ihn scharf an. »Es gibt nichts, was du hättest tun können. Du hast ja damals nicht einmal gewußt, daß Mark existiert.«
    »Wir hätten es wissen sollen.«
    »Stimmt. Also, in welchem Ausmaß beeinflußt diese rückwirkende Schuld jetzt dein Denken, Admiral?«
    »Irgendwie schon, vermute ich«, gab er zu. »Deshalb habe ich euch alle hierhergerufen. Nach meinem Gefühl ist bei dieser Sache notwendig, sie von verschiedenen Gesichtspunkten aus zu überprüfen.« Er hielt inne und zwang sich, sich wieder hinzusetzen.
    »Das ist jedoch nicht der einzige Grund. Bevor dieses Durcheinander mit der Ariel aus dem Wurmloch

Weitere Kostenlose Bücher